Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Sonntag, 20. Dezember 2015, 17:14
(bisher 4.190x aufgerufen)

Die Fußball-Ikonografie der Armut

von  Dieter_Rotmund


Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
Mutter schenkte euch das Leben.
Das genügt, wenn man's bedenkt.
Einmal kommt auch eure Zeit.
Morgen ist's noch nicht soweit.


Aus Erich Kästners Weihnachtslied, chemisch gereinigt (1927), eine Parodie auf Morgen, Kinder, wird’s was geben aus dem 18. Jahrhundert.

Folgendes Phänomen ist nun schon seit geraumer Zeit zu beobachten: Das globale Prekariat trägt Real Madrid. Oder Manchester United. Oder AS Rom. Wenn irgendwo Bilder zu sehen sind, von armen oder flüchtenden oder irgendwie in Bedrängnis geratenen Menschen, meist von dunkler Hauptfarbe, oft auch Kinder, dann tragen sie Fußballtrikots. Und zwar nicht die Trikots ihrer Dorfvereins, sondern am liebsten die Trikots der sog. "großen Vereine", wie oben aufgezählt. Es ist die Fußball-Ikonografie der Armut. Kurioserweiser Trikots von Vereinen mit Millionenbudget, die wie Wirtschaftsunternehmen geführt werden. Die Fußballspieler Millionengagen zahlen. Die eher weniger dafür tun, die Armut der Welt zu lindern. Doch warum trägt dann das globale Prekariat ihre Farben? Selbst gekauft werden diese Dinger (min. 70 Euro) wohl kaum sein. Fälschungen dürften nicht sehr viel billiger sein. Oder sind sie aus verschifften Altkleidersammlungen? Nur: Wieso sind darin so viele Fußballtrikots der Milliomärsvereine und warum begeistert sich das Prekariat gerade für solche Clubs? Ich verstehe es nicht.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

Graeculus (69)
(24.12.15)
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 Dieter_Rotmund (27.12.15)
Hmm, ja, interessanter Ansatz, aber sollte es so sein, auch ein wenig armselig, oder?
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