Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Samstag, 27. Mai 2017, 12:45
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A Monster Calls (deutsch "Sieben Minuten nach Mitternacht"), GB/Spanien/USA 2016

von  Dieter_Rotmund


In A Monster Calls gibt es tatsächlich einen echten inneren Konflikt des Protagonisten - das ist angesichts der vielen Dutzendware-Werken, die eine ähnliche Ausgangssituation haben, selten.
Diese eine innere Konflikt der einen Figur bleibt dann auch unverändert der handlungsbestimmende einzige Konflikt - das ist mitunter etwas zäh. Was ist die Ausgangssituation? Ein Junge, kein Kind mehr aber kurz vor der Pubertät, muss sich mit dem nahenden Krebstod seiner Mutter auseinandersetzen. Anchorman, Showmaster und Katalysator dieses Ereignisses ist das titelgebende Monster, das, man merkt es schnell, nur im Kopf des Jungen vorhanden ist. Es sei auch soviel verraten: Es gibt kein Disney-Happy-End, sondern die reale Lebenswelt bestimmt das Geschehen. A Monster Calls nimmt also den Zuschauer durchaus für voll, das ist eine angenehme Erfahrung, die sonst nur im Programmkino zubekommen ist (ich sah den Film in so einem raumverschachltelten Mainstream-Ding älterer Bauart). Visuell sind die drei "echten" Zeichentrickpassagen sehr schön, fernab der üblichen seelenlosen animierten Computerwelt.
Fazit: Ein durchaus ordentlicher Film mit einem dollen Finale, aber auch einem etwas sentimentalen Epilog.

The Maze Runner, USA/Großbritannien 2014

The Maze Runner blieb mir als einer von vielen Multiplexkino-Mainstreamfilmen im Gedächtnis, weil ihn die F.A.Z. leidlich gut besprach. Nun habe ich mir mittels einer DVD (die Multiplexkino-Mainstreamfilme werden ja auf DVD ganz ähnlich wie die Kinofilme massiv auf den Markt gedrückt und gepusht) einen eigenen Eindruck gemacht. Der Eindruck war: Eine imposante Idee, gleichzeitig aber auch Paradebeispiel für drei Ärgernisse, die immer wieder in den aktuellen Multiplexkino-Mainstreamfilmen auftauchen.
1. Die jugendlichen Protagonisten kommen quasi aus dem Nichts, haben kein Vorleben, keine Wurzeln, keinen Hintergrund. Dabei macht sie doch gerade das interessant! Eine kollektive Amnesie wird einfach vorgesetzt, spannende Fragen (was bleibt trotz Amnesie?) einfach ausgklammert. Vermutung: Die jugendlichen Kinogänger sollen sich mit den Protagonisten identifizieren und Jugendliche empfinden Vergangenheit und Herkunft per se als Ballast.
2. Man könnte eine spannende Geschichte erzählen. Könnte, Konjunktiv. Aber die Zeit eines Spielfilms ist begrenzt, weil langatmige Verfolgungsjagden und ähnlich redundante "Action"-Ereignisse Zeit stehlen. Leider bringen die Verfolgsjagden die Geschichte kaum vorwärts. Man denkt: Ist jetzt endlich Schluss? Bestenfalls: Wer räumt das eigentlich hinterher alles auf?
3. Die jugendlichen Protagnisten in The Maze Runner sind alle auserwählt, etwas ganz Besonderes, sie sind furchtbar wichtig. Heroes without a cause sozusagen. Und dass, ohne das sie dafür auch nur einen Finger gekrümmt haben. Sie haben fast alles vergessen, sind aber dennoch die Elite.
Was soll das dem jugendlichen Kinozuschauer sagen? Kommen die aus dem Kino mit dem Glauben, man müsse nichts tun, um etwas Besonderes zu sein? Der erwachsene Kinogänger weiss: Erfolg schmeckt am besten, wenn man lange dafür gearbeitet hat. Das schmeckt dem heutigen Jugendlichen natürlich nicht. Aber es gibt sie doch: Meine jugendliche Helden im Hier und Jetzt sind z.B. diejenigen, die FSJler in einem Sportverein sind und sich dort um die Nachwuchsgruppen kümmern. Ich könnte das nicht.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

Graeculus (69)
(25.05.17)
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 Dieter_Rotmund (28.05.17)
Ich lese auch gerne Dietmar Dath Filmrezensionen in der FAZ, schau aber nicht unbedingt die besprochenen Filme dazu.

Danke für den tot/tod-Hinweise, hab’s korrigiert.
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