Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Samstag, 16. Juni 2018, 13:25
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Im Stadion

von  Dieter_Rotmund


"Im Stadion" ist der Titel eins kleinen blaues Buches. Das habe ich aus dem öffentlichen Bücherrgal eines nordbadischen Städtchens, dort steht das große Regal auf dem zentralen, kleinen Platz, gesäumt von Sparkassenfillialen und Pizzerien. Es ist ein gutes öffentliches Bücherregal, weil es immer gut gefüllt, aber nicht überfüllt ist und wo der Bestand wechselt. Oft komme ich dort nicht vorbei, aber es hat sich fast immer gelohnt. Angeblich gibt es ja so Arschgeigen, die diese Bücherregalen nach noch verkaufbaren Exemplaren durchgehen und diese dann körbeweise wegschaffen. Es sind so eine Art "Biblio-Asis". Aber das ist eine andere Geschichte.
Vorne in diesem kleinen, blauen Buch gibt es eine handschriftliche Widmung; "Weihnachten 1976" steht da und vier Personen haben unterzeichnet: "Eberhard", "Christiane". "Cjzoc" (?, ziemlich unleserlich) und "Bünobi" (sic!). Was wohl der Anlaß dieses Geschenkes war? Und gleich vier Personen teilten sich den Preis dieses sicherlich nicht überteuerten Buches?
Zwischen den Buchdeckeln sind "Sporterzählungen von Rudyard Kipling bis Siegfried Lenz" versammelt. Das soll nicht etwa die Bandbreite anhand einer alphabetischen Distanz aufzählen, sondern nennt einfach die beiden bekanntesten Autoren des Buchs. Die anderen Schreiber sind mir tatsächlich unbekannt, nur meine Lebensgefährtin schnauzt mich an: "Du musst doch Friedrich Torberg kennen!". Ich kenne ihn nicht, aber seine Erzählung "Viktoria und die Folgen" ist klasse, wie ich bald merken werde. Doch dazu später vielleicht mehr. Das Buch beginnt mit Kiplings "Die Maltakatze", der Orignaltitel wird leider nirgends angegeben, auch nicht das Ersterscheinungsjahr. Sondern nur, aus welcher deutschen Ausgabe es genommen wurde. Das ist etwas armselig, denn Editiosgeschichte kann sehr spannend sein, und was kümmert mich irgendso eine Münchner Kipling-Gesamtausgabe von 1965.
Die Kipling-Geschichte ist enttäuschend! Sprechende Polo-Ponys gibt es da, eine bleierne Unwirklichkeit legt sich auf das Geschehen der Erzählung, einem Polo-Turnier. Kipling ist auch in "Die Maltakatze" ein exzellenter Beobachter und Beschreiber britischer Kolonialkultur, aber in der Perspektive dieser Erzähling hat er sich eindeutig vertan.
Die folgenden zwei Stories sind hingegen exzellent! Ich lese auch die kurzen Bios am Buchende dazu und gewinne den Eindruck, die angloamerikanische Literaturszene hat nie so gefremdelt mit Sporterzählungen wie die deutsche, wo so etwas bis heute als höchst un-intellektuell gilt. Bis auf Siegfried Lenz vielleicht, den hat man sein "Brot und Spiele" verziehen. In den beiden Stories ist schon die Perspektivenwahl klasse; dann kommt Torbergs "Viktoria und die Folgen". Ein lebendige, tolle Geschichte aus der Frühzeit des Fußballs in Deutschland: Es wird erzählt, wie ein junger Mensch zum ersten Mal mit dem Sport in Berührung kommt und gleich "infiziert" wird, wie man heute gerne sagt.
Weiter habe ich noch nicht gelesen. Aber ich freue mich darauf!

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

Graeculus (69)
(14.06.18)
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 14.06.18:
Danke, hab's korrigiert. Allerdings kann man durchaus Sätze mit "Sondern" einleiten, wie auch mit "Dass" oder "Aber".

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 14.06.18:
Z.B. "Sondern wir doch die Problemfälle von den normalen Kindern ab".






Haha.
Graeculus (69) schrieb daraufhin am 14.06.18:
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 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 14.06.18:
Ich verstehe Deinen Standpunkt gut.
Der besseren Verständlichkeit wegen halte ich kurze Sätze hierachisch wichtiger als konentionell gemachte, korrekte Nebensätze. Was dann auch Satzanfänge wie "Sondern" gestattet.
Allerdings stimmte mich Dein Kommentar auch nachdenklich und ich muss feststellen, dass ich von der Sprache in Werbung u.ä. doch stark korrumpiert bin.
Graeculus (69) ergänzte dazu am 14.06.18:
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Graeculus (69) meinte dazu am 14.06.18:
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 17.06.18:
Danke für die Mühe.
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