Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Montag, 22. April 2019, 11:39
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Orgasmus den ganzen Tag

von  Dieter_Rotmund


Gastkolumne von  Nimbus

Ähm, was nu, wird sich der ein oder andere fragen. Nimbus mal wieder auf Abwegen? Nein, nein, Nimbus ist ganz brav. Nur auf einer Spur.

Da gibt es tatsächlich Menschen, die sich darüber echauffieren, dass KeinVerlag zu sexistisch sei. Also würde Henry Miller oder Charles Bukowski hier die rote Karte erhalten. Seriöse Literatur soll man dann schreiben.

Was mache ich, kratze mir den Kopf und hole ganz tief Luft. Haben die Personen nachmittags mal Fernsehen gesehen? Zu einem ein Medium, was sicher erheblich weiter verteilt ist, als "unser" geliebtes KeinVerlag, zum anderen mit einer Selbstverständlichkeit ausgestrahlt wird, dass ich mich immer frage, was erklärt Mutter denn dem sechsjährigen Kind, wenn in der Nachmittagswerbung das Wort Orgasmus auftaucht. Dabei gibt es dann neben einer Kondomfirma noch zwei "Spielzeuganbieter" für Erwachsene, die rund um die Uhr dafür Werbung machen. "Wir lieben heute anders", oder so ähnlich heißt einer der Slogans. Warum man dann aber so außer Atem ist, wird nicht erklärt. Sehr verwirrend finde ich eine Firma, die unter dem Deckmantel "Eis" ihre erotischen Produkte anbietet.

Würde sich da einer wundern, wenn ein Kind dann direkt mal googelt, wo er oder sie Eis bestellen kann? Knallbunte komische Formen werden dann gefunden, und schon muss man als Elternteil dann einen Vibrator erklären?

Ob Gleitcremewerbung, oder Kondomwerbung, oder eben Spielzeugwerbung für Erwachsene, die kann man zu allen Zeiten sehen. Ist das moralisch verwerflich? Sollte man das verbieten? Spielzeugverbrennung statt Bücherverbrennung? Sollte es Schulungen geben, falls das wohl beschützte Kind eben mal einen nicht gedachten TV- Sender sieht?

Hätte ich Kinder, ich glaube ich würde das Kabelfernsehen abbestellen.
Oder alle Sender blockieren, ganz ehrlich. Je nach Alter, jedenfalls.

Doch wenn man erwachsen ist, grinst man sich einen, und denkt vielleicht auch mal darüber nach, etwas auszuprobieren, warum denn auch nicht. Der Mensch ist doch das einzige Lebewesen, dass sich für Sex zu genieren scheint. Warum? Warum nicht mal andere Wege gehen? Der Mensch ist vielleicht auch das einzige Lebewesen, was Sex bewusst auslebt und nicht nur als Fortpflanzung sieht. Wieso sollte man also nicht für sein persönliches Vergnügen das größtmögliche herausholen? Wir sind doch alle Egoisten, da aber will Prüderie Sex nicht mehr lesen, nicht mehr sehen. Muss man dann unschöne Wörter benutzen? Ja, manchmal ja. Es gibt eben einen Unterschied zwischen Liebe machen und rammeln.

Kann das Fernsehen so offen mit diesem Thema umgehen, frage ich mich wirklich, warum gerade das eine Literaturcommunity einstellen sollte.

Gibt es für mich keine Veranlassung! Das hier ist zwar eine Filmkolumne, doch für alle Zweifler was Freizügigkeit angeht, so empfehle ich mal das Buch "Die klassische Sau", das sind Auszüge der Hochliteratur von Dr. Hermann Kinder zusammengestellt, da gibt es Minimum zwei Bände zu. Jeder wäre vermutlich überrascht, wen er da zusammen gesucht hat. Nicht nur eine Josephine Mutzenbacher hat da einen Platz drinnen gefunden, sondern auch Goethe, sogar Mozart ist da vertreten.

Von der Werbung zig mal am Tag an einen Orgasmus erinnert zu werden, hat doch auch etwas für sich...

Wer immer noch Zweifel hat, dass eine gewisse Freizügigkeit nicht schlecht ist, der sollte sich mal überlegen,wie es wäre ohne Sex.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

Nimbus† (45)
(11.04.19)
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 11.04.19:
Nein, Bild(er) kommen von den Redakteuren, wie üblich.

Wo man herkommt? Nun, wer definiert sich denn über den sexuellen Kontakt der Eltern? Das wäre doch schräg, wie man so schön sagt.
Nimbus† (45) antwortete darauf am 11.04.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 11.04.19:
Je professioneller das Medium, desto eher sind Text und Bild getrennte Aufträge, so meine Erfahrung.

Medias in res: Ich fühle mich nicht von der TV-Werbung zum Orgasmus aufgefordert, finde aber nicht wenige Spots, ohne Sexbezug, etwas eklig.
Vom rein filmischen Standpunkt sind Werbefilmchen interessant, was ihre hohe erzählerische Dichte betrifft. Unabhängig davon, ob es nun um Kondome oder Kakaomilch geht.
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