Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Pandemie im Kino
von Dieter_Rotmund
In den vergangenen Monaten habe ich viel darüber berichtet, wie sich die aktuelle Pandemie im Land auf die deutsche Kinolandschaft und deren Programmgestaltung auswirkt. Ich persönlich war vor Ort und habe verschiedene Entwicklungen beobachten können.
Nun kommt umgekehrt die Pandemie ins Kino, könnte man sagen: Der südkoreanische Actionthriller Pandemie (Originaltitel: Gamgi) ist vielerorts angelaufen. Ein weitere, vierte Verschiebung war dem Verleih nun wohl doch zu peinlich. Ein lokaler Kinobetreiber schrieb mir auf Anfrage für einen Artikel, er freue sich auf den Film - die Kinos sind um jeden Streifen froh, den sie zeigen können. Die Verleihe spielen derzeit ein Vabanque-Spiel, wenn sie viele Filme verschieben, so dass diese sich an einem Startzeitpunkt in der Zukunft gegenseitig kannibalisieren werden. Nichtsdestotrotz gibt es derzeit Perlen zu entdecken:
Pandemie ist ein ganz klassisch erzählter Film in der Tradition der "großen" Actionfilme, wie sie in der 1970ern populär waren, etwa The Towering Infernor (1974), Airport (1970) oder The Taking of Pelham One Two Three (1974), die ihr Geschehen rund um einen bestimmten Ort stricken, quasi einem locus horriblis. Ein Krankheitserreger wie in Pandemie wurde indes erst 1994 mit The Rock richtig populär und damals gab es in diesem Film (noch) keinen Krankheitsausbruch. Vorgänger gab es natürlich auch, etwa von Actionfilm-Altmeister Robert Wise The Andromeda Strain von 1974, ein beklemmend ruhig inszeniertes Werk. Aber auch dort: Kein Ausbruch auf eine größere Zahl von Menschen, so dass man von einer Pandemie sprechen könnte. Oder die Seuche hatte (fast) schon alle dahingerafft, wie in The Omega Man (1971) mit Charlton Heston.
Nun, Pandemie (übrigens schon sieben Jahre alt) hat das Rad nicht neu erfunden. Das ist allerdings der große Pluspunkt des Films: Während die US-Amerikaner das Thema völlig überinszeniert (was ihnen bei anderen Filmen ja schon durchaus gelungen ist) und damit völlig unerträglich gemacht hätten, ist Pandemie sehr ordentlich gemachte Dutzendware, ohne doppelten Boden. aber auch ohne alberne Plot-Twists oder gefühlt stundenlange, bleierne Zerstörungszsenen (die die Handlung keinen Millimeter voranbringen). Pandemie erzählt die Virusausbruchsgeschichte ganz solide mittels eines Feuerwehrmanns und einer Ärztin. Zuweilen mutet es schon etwas unwahrscheinlich an, wie sich die beiden Protagonisten im Panikchaos Tausender immer wieder mehr oder weniger zufällig begegnen. Stellenweise wird es auch recht sentimental, aber diese kleinen Mankos täuschen nicht darüber hinweg, dass Pandemie ein solider Actionthriller ohne Schnickschnack oder Hackfresse (manche nennen ihn auch Tom Cruise) ist. Wem also derzeit Schwarze Milch zu anspruchsvoll und Mossad zu doof ist, dem sei Pandemie im Kino empfohlen.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Woher diese Zeilenumbrüche nach "etwa" kommen, ist mir jedoch ein Rätsel, in der Eingabemaske stehen sie nicht.