Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Mittwoch, 22. März 2023, 07:56
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Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war? Bei den Fabelmans.

von  Dieter_Rotmund


Joachim Meyerhoff gilt derzeit in der deutschen Kunstszene als das angesagte Multitalent. In der FAZ las ich über ihn, nun sah ich eine Verfilmung eines seiner Bücher:
Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war (D/BEL 2023) gilt als autobiografisch, was nichts zu Sache tut, auch wenn viele diesen Umstand als sehr wichtig erachten. Authentisch soll alles sein, die Teenies von heute sprechen von "real". Nichtsdestotrotz ist Wann wird es... fiktional, oder besser gesagt fiktionalisiert, denn es ist keine Doku, sondern ein Spielfilm. 
Offenbar reicht es für einen Romanerfolg heutzutage immer noch, einfach seine Jugenderinnerungen aufzuschreiben. Originell ist die Idee nicht, aber vielleicht unterhaltend? Immer wuchs Meyerhoff auf dem Gelände einer psychiatrischen Klinik auf (nicht als Patient, sondern als Sohn vom Chef). Die Anekdoten rund um diesen Umstand füllen die gefühlt ersten 25% des Films. Ein wirklicher Konflikt, der den Film tragen könnte, taucht zunächst nicht auf. Es ist in diesem ersten Viertel alles recht putzig inszeniert (mit Axel Milberg als Ministerpräsi Gerhard Stoltenberg), hat aber keine Zentrum. Kurzum: Der Kind-Teil des Protagonisten ist viel zu groß geraten, salopp gesagt. Erst als sich herausstellt, um was es geht, wird der Film interessant. Ein wenig überinszeniert wirkt auch das anfängliche 70er-Jahre-Ambiente mit all diesem "formschönen" Plastikkram. Könnte zwar durchaus authentisch sein, diese fast museal zu nennende Attitüde lenkt aber sehr ab. Nun gut, wer bis in die 80er Jahre des überraschend episch angelegten Werk vordringt, bekommt dann doch noch einen ordentlichen Film zu sehen. Worum es geht, darf der- oder diejenige hier gerne in den Kommentaren diskutieren.

The Fabelmans (USA / IND 2022). Natürlich sprechen mich Filme an, die das Filmemachen und das Kino feiern. Im Sommer 2022 sah ich im Open Air Kino Be kind rewind - das war klasse und ist mir sehr gut in Erinnerung geblieben. Also nun Steven Spielbergs The Fabelmans
Zu Beginn hält der extrem erfolgreiche und bekannte Regisseur selbst eine nette kleine Begrüßungsansprache in die Kamera. Warum auch nicht? So weit, so gut. Dann aber folgt ein sehr schlecht gemachter Werbespot für sehr teure Armbanduhren. Und das auf deutsch, ob wohl der Film OmU gezeigt wird! Was soll das? Erst danach folgt die Universal-Filmkugel.  Das ist schon sehr ärgerlich, bevor es überhaupt richtig losgeht.
Der Film hat durchaus seine gute Stellen, aber insgesamt kommt er mit zu viel Familien-Schmalz daher. Da wäre ich dann doch lieber bei den Meyerhoffs aufgewachsen!

Außerdem im Kino gesehen: Office Space (USA 1999). Kurioser 90er-Jahre-Film, den man heutzutage nicht mehr so machen würde. Ein Unikat mit Spaß beim Sehen. Und mit Jennifer Aniston.

 Peter Gibbons: [talking about the hypnotherapist he's about to see] Hey, he helped Anne lose weight.
 Samir: Peter, she's anorexic!
 Peter Gibbons: Yeah, the guy's really good.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Muckelchen (23.03.23, 17:28)
Vielleicht hätte es geholfen, vorher etwas von Meyerhoff zu lesen, um erkennen zu können, dass eine Verfilmung sehr schwierig werden würde. Seinen etwas schrulligen Humor muss man mögen, die 70er-Jahre muss man erlebt haben, um seine Schilderungen entweder genießen zu können oder sich mit Grausen abzuwenden.

Natürlich nimmt die Kindheit im titelgebenden Roman den Hauptteil ein, sein weiteres Leben hat der Autor in vier weiteren Bänden beschrieben. Oder wurde die Handlung aus allen fünf Bänden im Film zusammengefasst? Dann würde mich interessieren, wie der bisher letzte Band „Hamster im hinteren Stromgebiet“ verarbeitet wurde.

Dass er „derzeit in der deutschen Kunstszene als das angesagte Multitalent“ gilt, würde ich so nicht stehen lassen. Geschrieben hat er jedenfalls seit den „Hamstern“ (2020) nichts mehr. Überhaupt: Wer sagt hier was an?


Die Bemerkung „Worum es geht, darf der- oder diejenige hier gerne in den Kommentaren diskutieren“ klingt für mich übrigens so, als hättest du den Film selbst gar nicht verstanden.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 24.03.23 um 12:19:
Das ist ein Missverständnis. Ich habe hier über den Film geschrieben, nicht über den Roman!
Ich habe durchaus eine Meinung dazu, um was es in diesem Film geht, bin aber auf anderen Meinungen neugierig und möchte dazu anregen, diese hier kundzutun.

 Muckelchen antwortete darauf am 24.03.23 um 13:02:
Natürlich geht es um den Film. Aber du hast mal wieder meinen Kommentar sehr ungenau gelesen und keine meiner Fragen beantwortet.

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 24.03.23 um 13:23:
Ja, neeeee! 
Du formulierst doch klar die Forderung, dass man den Film nur im Kontext mit dem Buch/ den Büchern "verstehen" kann!

 Muckelchen äußerte darauf am 24.03.23 um 15:31:
Bullshit! Wo steht das??


Vielleicht hätte es geholfen, vorher etwas von Meyerhoff zu lesen, um erkennen zu können, dass eine Verfilmung sehr schwierig werden würde
Ist das eine "Forderung"?


Und meine Fragen hast du immer noch nicht beantwortet. Bist du eigentlich zu keiner normalen Diskussion in der Lage?

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 24.03.23 um 16:15:
Nun ja, vielleicht ist "Forderung" etwas zu streng formuliert, aber ganz offensichtlich siehst du eine Kenntnis der Inhalt der Bände als eine  Voraussetzung, um über den Film diskutieren zu können. Deine Fragen zielen ja alle auf diese lit. Vorlage ab. Sorry, ich kann sie nicht beantworten, da ich diese Meyerhoffschen Bände nicht kenne!

 Muckelchen meinte dazu am 24.03.23 um 18:58:
Nun, dann haben wir wohl gänzlich unterschiedliche Herangehensweisen an einen Film:
Du gehst in einen „angesagten“ Film (was genau das für dich bedeutet, willst du mir nicht verraten), ohne etwas von oder über Meyerhoff gelesen zu haben. Dann gemängelst du, dass zu viele Kindheitserinnerungen beschrieben werden, obwohl es in diesem Buch gerade darum geht. Gehört bei der Rezension einer Literaturverfilmung nicht auch der Bezug zum Roman dazu und die Beurteilung, was ein Regisseur aus dem Romanstoff gemacht hat?

Was soll jemand, der weder den Schriftsteller noch Roman und Film kennt, mit so einer Kolumne anfangen?

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 26.03.23 um 09:44:


Du gehst in einen „angesagten“ Film (was genau das für dich bedeutet, willst du mir nicht verraten)



Der Meyerhoff gilt als angesagt, nicht der Film. Wenn "angesagt" mit der Höhe des Werbebutgets korrelliert, dann sind derzeit alle Superheldenfilme angesagt, aber nicht diese kleine deutsche Produktion.



Gehört bei der Rezension einer Literaturverfilmung nicht auch der Bezug zum Roman dazu und die Beurteilung, was ein Regisseur aus dem Romanstoff gemacht hat?
Nein, der Film als eigenes Werk muss für sich stehen können - oder es ist nur ein Anhängsel, eine Erweiterung oderwasauchimmer.

Was soll jemand, der weder den Schriftsteller noch Roman und Film kennt, mit so einer Kolumne anfangen?
Nun, was erwartest du? Eine Inhaltsangabe? Ich probiere hier mich nur aus, mal etwas abseits vom Erwartbaren, wie so viele auf kV.

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