Wolfsherbst (Neumond)

Bild zum Thema Geheimnis

von  Theseusel

Siehst du den Wolf?
Er geht müde zur Stadt hinein,
senkt seinen Kopf,
denn er wittert den Stein.
Auf dem Pflaster der Einsamkeit
mit Fugen von Moos besetzt,
atmet Vergangenheit,
beugt sich die Zeit.

Fühlst du den Himmel?
Er stemmt seine Augen hoch,
der Mond nimmt die Sichel
in des Schattens Gewahr.
Im Rinnstein zur Dunkelheit
bäumt Wollust die Lefze auf,
löst sich der Zahn der Zeit,
fließt was gebar.

Hörst du den Ruf?
Sein Wesen so federleicht,
wirft ihn ein Sammler
in das Mahlwerk der Scham.
Wo zu Staub er zerfallen
im Kreise sich drehen muß,
bis zurück in den Ursprung
von dem man ihn nahm.

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Kommentare zu diesem Text

Fabian_Probst (44)
(22.09.06)
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 Theseusel meinte dazu am 25.09.06:
Danke lieber Fabian...am 22.09. war Neumond und ich dachte an einen alten, einsamen Wolf der die "Gesellschaft" an den Orten sucht, die er zumindest zu dieser Mondphase meidet! Liebe Grüße von Gerd
AbeggRichard (44)
(22.09.06)
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 Theseusel antwortete darauf am 25.09.06:
Dessen bin ich mir sicher lieber Richard...denn wie in Deinem tollen Haiku "Jagdzeit" ist der Wolf eigentlich ein Gejagter:) Liebe Grüße sendet Dir Gerd

 michelle (22.09.06)
(ein zarter wolf, muss gefährlich sein - aus der einsamkeit heraus....)
starke worte, schwere bilder, - eine stimme. lg michelle

 Theseusel schrieb daraufhin am 25.09.06:
Danke liebe Bianca! Aus der Einsamkeit sucht er einen Ort auf, den er sonst meidet...vielleicht auch weil andere Wölfe seinen Platz eingenommen haben. "Abwesender" Mond und einsame Jahreszeit zeigen ihm den Herbst seines Lebens, auch im Traum an frühere Stärke. Darin soll sich erotische Melancholie spiegeln...die "Urkraft", die ihn umtrieb. Liebe Grüße von Gerd
anaxor (45)
(23.09.06)
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 Theseusel äußerte darauf am 25.09.06:
*smile*...und in die Vergangenheit sehnen bedeutet hier das Jenseits ahnend:) Danke liebe Roxana...er muß sich seiner Natur nicht schämen und dies habe ich (unbewußt) in die "Walzermetrik" des Vorlesens gesteckt...und...wenn Du eine Vertonung meinst: Ja, anders kann ich kaum dichten;) Liebe Grüße von Gerd
anaxor (45) ergänzte dazu am 26.09.06:
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 Theseusel meinte dazu am 01.10.06:
*smile* Die Natur eines Wesens, ob der Wolf jetzt menschlich oder der Mensch wölfisch ist verurteilt ihn nicht zur Scham. Doch die Zeit gerade in dem Augenblick aufhalten zu wollen, wo die Ahnung vom Jenseits sehr stark wird lässt diesen Trieb am intensivsten hervortreten Roxana. Liebe Grüße von Gerd

 Traumreisende (23.09.06)
mit deiner raspelstimme reißt es mich richtig weg... leider etwas knarrend noch aber, bald bald.:-))
es hat so was düsteres und doch etwas starkes, etwas verachtendes und etwas liebendes, vielleicht ist es da, das gleichgewicht von licht und schatten...

geht tief!!
glg silvi

 Theseusel meinte dazu am 25.09.06:
*froi* ja bald liebe Silvi:) Das Gleichgewicht von Licht und Schatten ist ein tolles Bild von Dir! Der Neumond, wenn die Sichel verschwindet könnte es gar der Zweifel an allem sein ohne sein Mondlicht (es ist ja von der Sonne) und im Herbst...es könnte durchaus sein, dass er aus Angst vor dem Tod die Gesellschaft sucht, wo er es früher gewohnt war sie einfach zu nehmen...dominant;) der die Angst verbreitende Wolf hat sie selbst. Ganz liebe Grüße von Gerd

 souldeep (23.09.06)
so, jetzt bin ich auch genug hier drumrumgeschlichen...es ist so packend...auf eine weise, wo man sich selbst nicht mehr ganz traut...

es ist so klar, eigentlich - und doch eben, geheimnisse bleiben geborgen am besten, am wirksamsten...

es ist eine mystisch wirkende aneinanderreihung des wunders des (menschlichen) lebens und liebens an sich, in bildern, in bildern, die sich selbst animieren...wie ein film...ein gefühlter film.

ach, gerd,
ich kann es nur zerreden...-fühle es lieber.

herzlichst
kirsten

 Theseusel meinte dazu am 25.09.06:
...büdde schreib weiter:) Denn Dein Komm ist wie ein Daumenkino.. sein Spürsinn weicht in seinem Herbst ohne das Licht! Die Geheimnisse sind in den Bildern um ihn herum...im Mond, das der Sonnenlicht reflektiert zu ihm auf die Erde und die seinen Rhythmus bestimmten und bestimmen, der jetzt nicht mehr wild und reißerisch sondern traurig und langsam geworden ist...ein Ergeben vielleicht und die Kehle der Sichel zeigen...und noch mehr. Hach, schön ist es...danke und besonders liebe Grüße an Dich - Gerd
Dolphilia (48)
(23.09.06)
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 Theseusel meinte dazu am 25.09.06:
So ist es Dolphilia...gerade die Sichel des Uranus sollte dem Wolf Furcht einjagen;) Das Bild will möglichst viele Aspekte zeigen...vom Wolf im Manne bis zum Schoß der Gaya, auch in den Trieben und der Erkenntnis der Vergänglichkeit in einem irdischen und kosmischen Kreislauf...das "schaurige" Bild des Wolfes, der den Vollmond anheult gilt für mich bei Neumond als das Vermissen des Sonnenlichtes und dieses Licht hat wieder einen Ursprung! Grüß Dich *zweimalzweidimensional* Gerd:)

 mondenkind (23.09.06)
du weisst, ich finds klasse..
es bebt in seiner verzweifelten wucht, in der unbändigkeit, der unterdrückten lust, der aufgabe, die zur zarten hoffnung einer neuen wiederkehr wird... und es bebt in deiner stimme, herr seusel.. *knöppschendrück* :) liebe grüsse, nici

 Theseusel meinte dazu am 25.09.06:
*froi* An diesem Lied vom alten (nicht unbedingt bösen) Wolf gerade im Sinne des Aufbäumen wenn das Laub fällt, er in Moll heult, fand ich schon immer schön liebe Nici...die Wiederkehr im Kreislauf...Du weißt *schdrückdischdafür*;) und sende liebe Grüße - Gerd
Lyrine (43)
(29.09.06)
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 Theseusel meinte dazu am 03.10.06:
Liebe Bettina! Deshalb auch als Bild zu sehen, um es mir als Autor zu erleichtern...es könnte auch ein alternder Seebär sein...mondlos Halt suchend an einem solchen Tag in seinem Herbst. Der Heimweh hat nach etwas, das ihm eigentlich fremd geworden ist. Eine nie gestillte Sehnsucht, die er in der Gesellschaft, da er sie suchte nicht finden konnte...weil nur von der Lust bestimmt (Liebe mit Libido verwechselt! *kopfkratz* ...ich bin mir nicht sicher;) Gerd
scalidoro (58)
(01.10.06)
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 Theseusel meinte dazu am 01.10.06:
Und soll die Tiefe der Seele durch das Lösen (auflösen - zumindest das Stemmen dagegen für einen Augenblick)) der Zeit spiegeln im Wasser aus dem das Leben kommt und dem Schoß der Frau (als erotische Metapher)...danke Scal für Deinen Komm und einen lieben Gruß zurück - Gerd

 Tintenklexe (04.10.06)
Diesen Text finde ich genial, die Mehrfachdeutigkeit" lyrisch rübergebracht. Besonders gefällt mir :atmet Vergangenheit, beugt sich die Zeit.
LG

 Theseusel meinte dazu am 04.10.06:
Danke Tintenklexe:) Dein Kommentar freut mich...es ist vielleicht das ewige Rotieren um einen Punkt, der nur geahnt werden kann. In diesem Bild ist es ein Werden und Vergehen, Vergessen und Erinnern. Herzliche Grüße zurück von Gerd
Silberne-Katharsis (20)
(26.10.06)
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 Theseusel meinte dazu am 26.10.06:
Oh:) Das freut mich sehr...genial ist es bestimmt nicht, doch mit der Melancholie hast Du völlig recht. Schön, wenn es Dir gefällt! Liebe Grüße von Gerd
The_black_Death (31)
(17.11.06)
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 Theseusel meinte dazu am 17.11.06:
Ich freue mich, wenn Dir der Text gefällt T.b.D. Und gerade im Herbst ist dieses Bild am stärksten! Wünsch' Dir ein schönes Wochenende:) Gerd
elvis1951 (59)
(12.02.08)
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managarm (57)
(18.01.12)
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