Zeit

Gedankengedicht zum Thema Alter

von  Andalp

Der Strom ist schon sehr breit, die Ufer
nur noch zu ahnen bei seitlichem Wegdenken
von der Richtung der Strömung, die stärker wird,
reißend, und doch auch nur zu ahnen, denn all
die Boote der anderen sind still im Takt mit dem ihren.

Sie ist verrückt vor Durst,
verlangend streckt sie die Arme zu schöpfen
von den Fluten mit beiden Händen,
und fasst doch nur immer in blutige Federn,
Daunenfedern nur immer im tonlosen
Donner des Lidschlags der Flügel.

Schon werden die Reihen lichter.
Sie knüpfen Seile von Kahn zu Kahn, dass einer
den anderen stütze und noch ein paar
Wellentälchen weiter trage, aber es nützt
wenig, mehr schlagen leck und fallen ins Grundlose.

Im Wahn ihres Durstes, des eisernen Griffs
ihres immer anwachsenden Hungers, zählt sie gespannt,
ob der Takt schon Schäden aufwiese, und entsetzt
bemerkt sie die Löcher in ihrem eigenen Kahn,
dem stolzen Flaggschiff – Auch das Gebirge am Horizont erweist sich

als Wolke. Sie schreit im Loch des brausenden Tosens der Stille.
Sie sieht, wie entsetzt die Andern ihr hörloses Schrein sehn.
Der Hunger, der Durst, der Schrei setzen ihr zu und sie weiß.
Warum ist sie nicht ruhig, gelassen und heiter, und
erfreut sich in Liebe der Allmacht des Stromes?

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram