Wunschtraum
Geschichte zum Thema Chancen
von JulieBerger
Wie an vielen Samstagvormittagen saß sie in ihrer Lieblingsbuchhandlung und ließ sich von der gemütlichen Atmosphäre einhüllen. Sie ließ sich mit einem Stapel Bücher auf dem bequemen orangefarbenen Sofa nieder. Schon nach kurzer Zeit ertönte auch das Klavier, auf dem jeder, der wollte, nach Herzenlust in die Tasten hämmern durfte. „Für Elise“ erfüllte den Raum, wunderschön gespielt. Ein paar Minuten später gesellte sich ein älterer Herr zu dem dunkelhäutigen Pianisten und bewunderte dessen Spiel. Während die beiden gemeinsam musizierten, ließ sich auf der anderen Seite des Sofas – fast ihr Gegenüber aber dennoch vier Meter entfernt – ein junger Mann nieder. Sie erblickte ihn als sie kurz von ihrem Backbuch aufsah und spürte sofort ein gewisses Interesse. Immer wieder blickte sie vorsichtig auf, senkte aber den Blick direkt, wenn er den ihren hätte treffen können. Mehrfach versuchte sie unbemerkt einen Blick zu erhaschen und den Titel des Buches in seinen Händen zu lesen. Doch dafür war die Distanz zu groß. Sie konnte lediglich sehen, dass es ein weißes Buch mit einem grün-roten Motiv auf dem Cover war. Die Form erinnerte an eine Birne.
Wirklich auf ihre Bücher konzentrieren konnte sie sich nicht mehr. Da sie diese ohnehin weitestgehend durchgeblättert hatte, beschloss sie einen neuen Schwung zu holen. Nachdem sie einige Bücher zusammengesucht hatte, die ihr interessant erschienen, ging sie zum orangefarbenen Sofa zurück. Einen kurzen Augenblick blieb sie geschockt stehen. Dort, wo eben der attarktive junge Mann saß, war nur noch ein leerer Platz. Sie hatte ihn verpasst.
Sie hoffte, dass auch er nur für Nachschub sorgte, aber er kam nicht zurück. Sie blätterte ihre Bücher durch, aber die Buchstaben und Bilder drangen nicht zu ihr durch. Auch die wunderschönen Musikstücke vom Klavier erschienen nun noch fern und stumpf. Ob er wohl noch da wäre, wenn sie nicht gegangen wäre? Jetzt fing sie langsam an zu spinnen. Sie hätte ihn gern näher kennengelernt, einen Kaffee mit ihm getrunken. Hätte sie ihm doch zugelächelt, ihn angesprochen. Aber ihre Schüchternheit hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht.Wieder einmal!
Wie konnte sie ihn wiedersehen? Sie dachte angestrengt nach. Schließlich reifte eine vage Idee ihrem Kopf heran. Eine hohe Trefferquote gab es sicher nicht. Aber was hatte sie schon zu verlieren?Einen Versuch war es zumindest wert.
Nach ihrem Stadtbummel ließ sie sich auf ihr heimisches Sofa plumpsen. Der junge Mann ging ihr nicht mehr aus dem Kopf, obwohl sie nichts über ihn wusste und nicht ein einiziges Wort mit ihm gewechselt hatte. Nicht einmal einen richtigen Blick hatten sie getauscht.
Sie legte ihren Laptop auf den Schoß und suchte nach den richtigen Worten. „Junger Mann, der am 12.,11., in der Maibuchhandlung war, gesucht“ betitelte sie ihre Anzeige, die sie kurz darauf im Netz veröffentlichte. Ihre Finger flogen über die Tasten, um den kurzen Text zu vollenden. Ihr Herz machte vor Aufregung einen kleinen Hüpfer, als sie auf „veröffentlichen“ klickte. Sie glaubte allerdings nicht wirklich daran, dass darauf jemand reagieren würde. Ihre Schüchternheit reichte sogar so weit, dass sie sich für ihre Freundin ausgab, die die Anzeige verfasste.
Als sie am nächsten Morgen noch ziemlich verschlafen ihr Smartphone vom Nachttisch nahm, checkte sie - wie jeden Morgen - ihre Mails. Jemand hatte auf ihre Anzeige reagiert. Sofort war sie hellwach und öffnete gespannt die Nachricht. Er schrieb, dass er auch in der Buchhandlung war, allerdings eher zur Mittagszeit. Ob es wohl der Richtige war? Dennis hieß der Schreiber. Eigentlich sah ER nicht aus, wie jemand, der Dennis hieß, aber das konnte täuschen. Auf der anderen Seite hatte sie aber auch keine Idee, wie sein Name wirklich lauten könnte. Vielleicht hieß er ja tatsächlich Dennis. Aber warum schrieb er mitten in der Nacht? Das würde sie ihn fragen, wenn sie auf die Nachricht reagierte. Es wäre zu schön, wenn ÉR es wäre. Dann war alles doch viel leichter als sie dachte.
„Was hattest du an und welches Buch hast du gelesen?“ fragte sie unter anderen in ihrer Antwort. Dann würde sie wissen, ob er es war. Der Mann mit dem blauen Hemd und dem weißen Buch in seinen Händen. Ein klein wenig enttäuschte sie die Antwort. „Ein rot-grau gestreifter Pulli. Zwei Bücher, ein braunes und ein grünes“ Er war es nicht. Sie senkte ihren Kopf. Es wäre auch zu schön gewesen. Aber vielleicht entwickelt sich ein netter Schreibkontakt daraus.
Die einzige Chance ihn wiederzusehen, war es am gleichen Wochentag zur gleichen Zeit die Buchhandlung erneut aufzusuchen. Das fiel ihr nicht schwer, sie konnte stets Stunden in diesem Bücherparadies verbringen. Aber wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass genau eine Woche darauf auch ER wieder hinging? Vermutlich hatte er seine Besorgungen bereits erledigt und was sollte ihn schon dorthin locken.
Eine ganze Woche war inwzischen vergangen. Wieder ließ sie sich mit einem Stapel Bücher auf dem orangefarbenen Sofa nieder. Wirklich vertiefen in die Bücher konnte sie sich nicht. Ständig schweiften ihre Augen nach oben. Menschen kamen und Menschen gingen. Aber er war nicht dabei. Als sie einige Minuten später wieder aufsah, saß er plötzlich dort. Keine zwei Meter entfernt dieses Mal. Ihr Herz klopfte wild. Sie sah zu ihm herüber. Er war in sein Buch vertieft. Dieses Mal konnte sie die Farben des Buches deutlicher erkennen. Hinten drauf stand etwas in großen grünen Lettern. Nun setze sich ein älterer Mann neben ihn und versperrte ihr die Sicht. So würde sie es nie schaffen ihn auch nur anzulächeln. Sie beschloss solange sitzen zu bleiben, bis er gehen würde. Eine Weile saß er noch dort. Er sah aber so aus, als wäre er schon mit den letzten Seiten des Buches beschäftigt. Es dauerte nicht mehr lange und sein schlanker Körper erhob sich. „Oh nein! Er geht. Was soll ich tun?“ Die Gedanken ratterten in ihrem Kopf und gleichzeitig wusste sie, dass sie kein Wort heraus bringen würde. Schließlich entschied sie sich, sitzen zu bleiben. Doch auch das letzte bisschen Konzentration war nun fort. Sie erhob sich, brachte schnell ihre Bücher zurück und wollte sich auf den Weg ins Erdgeschoss machen. Dabei fiel ihr das Buch auf, das er gelesen hatte. Es trug den Titel: „Von Männern, die keine Frauen haben“. Ob das ein Zeichen war? Ihr Blick fiel auf den Klappentext, der unglaublich traurig war.
Schnellen Schrittes hastete sie die Treppe der Buchhandlung herunter. Sie erblickte ihn sofort am Ende der Kassenschlange. Sollte sie jetzt zu ihm gehen, sich hinter ihn stellen, ein Gespräch beginnen?
Sie stellte sich in seine Nähe und schenkte ihm ein vorsichtiges nervöses Lächeln. Er lächelte verlegen zurück. Ein paar Minuten hatten sie nur Blickkontakt, dann kam er auf sie zu. „Lust, einen Kaffee trinken zu gehen?“ fragte er mit einer schönen tiefen Stimme. Sie konnte kaum sprechen, aber nickte lächelnd. Er stellte die Dose, die er in der Hand hielt, zurück an ihren Platz in die Nähe der Kasse. „Die kannn ich auch später noch kaufen.“
Wirklich auf ihre Bücher konzentrieren konnte sie sich nicht mehr. Da sie diese ohnehin weitestgehend durchgeblättert hatte, beschloss sie einen neuen Schwung zu holen. Nachdem sie einige Bücher zusammengesucht hatte, die ihr interessant erschienen, ging sie zum orangefarbenen Sofa zurück. Einen kurzen Augenblick blieb sie geschockt stehen. Dort, wo eben der attarktive junge Mann saß, war nur noch ein leerer Platz. Sie hatte ihn verpasst.
Sie hoffte, dass auch er nur für Nachschub sorgte, aber er kam nicht zurück. Sie blätterte ihre Bücher durch, aber die Buchstaben und Bilder drangen nicht zu ihr durch. Auch die wunderschönen Musikstücke vom Klavier erschienen nun noch fern und stumpf. Ob er wohl noch da wäre, wenn sie nicht gegangen wäre? Jetzt fing sie langsam an zu spinnen. Sie hätte ihn gern näher kennengelernt, einen Kaffee mit ihm getrunken. Hätte sie ihm doch zugelächelt, ihn angesprochen. Aber ihre Schüchternheit hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht.Wieder einmal!
Wie konnte sie ihn wiedersehen? Sie dachte angestrengt nach. Schließlich reifte eine vage Idee ihrem Kopf heran. Eine hohe Trefferquote gab es sicher nicht. Aber was hatte sie schon zu verlieren?Einen Versuch war es zumindest wert.
Nach ihrem Stadtbummel ließ sie sich auf ihr heimisches Sofa plumpsen. Der junge Mann ging ihr nicht mehr aus dem Kopf, obwohl sie nichts über ihn wusste und nicht ein einiziges Wort mit ihm gewechselt hatte. Nicht einmal einen richtigen Blick hatten sie getauscht.
Sie legte ihren Laptop auf den Schoß und suchte nach den richtigen Worten. „Junger Mann, der am 12.,11., in der Maibuchhandlung war, gesucht“ betitelte sie ihre Anzeige, die sie kurz darauf im Netz veröffentlichte. Ihre Finger flogen über die Tasten, um den kurzen Text zu vollenden. Ihr Herz machte vor Aufregung einen kleinen Hüpfer, als sie auf „veröffentlichen“ klickte. Sie glaubte allerdings nicht wirklich daran, dass darauf jemand reagieren würde. Ihre Schüchternheit reichte sogar so weit, dass sie sich für ihre Freundin ausgab, die die Anzeige verfasste.
Als sie am nächsten Morgen noch ziemlich verschlafen ihr Smartphone vom Nachttisch nahm, checkte sie - wie jeden Morgen - ihre Mails. Jemand hatte auf ihre Anzeige reagiert. Sofort war sie hellwach und öffnete gespannt die Nachricht. Er schrieb, dass er auch in der Buchhandlung war, allerdings eher zur Mittagszeit. Ob es wohl der Richtige war? Dennis hieß der Schreiber. Eigentlich sah ER nicht aus, wie jemand, der Dennis hieß, aber das konnte täuschen. Auf der anderen Seite hatte sie aber auch keine Idee, wie sein Name wirklich lauten könnte. Vielleicht hieß er ja tatsächlich Dennis. Aber warum schrieb er mitten in der Nacht? Das würde sie ihn fragen, wenn sie auf die Nachricht reagierte. Es wäre zu schön, wenn ÉR es wäre. Dann war alles doch viel leichter als sie dachte.
„Was hattest du an und welches Buch hast du gelesen?“ fragte sie unter anderen in ihrer Antwort. Dann würde sie wissen, ob er es war. Der Mann mit dem blauen Hemd und dem weißen Buch in seinen Händen. Ein klein wenig enttäuschte sie die Antwort. „Ein rot-grau gestreifter Pulli. Zwei Bücher, ein braunes und ein grünes“ Er war es nicht. Sie senkte ihren Kopf. Es wäre auch zu schön gewesen. Aber vielleicht entwickelt sich ein netter Schreibkontakt daraus.
Die einzige Chance ihn wiederzusehen, war es am gleichen Wochentag zur gleichen Zeit die Buchhandlung erneut aufzusuchen. Das fiel ihr nicht schwer, sie konnte stets Stunden in diesem Bücherparadies verbringen. Aber wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass genau eine Woche darauf auch ER wieder hinging? Vermutlich hatte er seine Besorgungen bereits erledigt und was sollte ihn schon dorthin locken.
Eine ganze Woche war inwzischen vergangen. Wieder ließ sie sich mit einem Stapel Bücher auf dem orangefarbenen Sofa nieder. Wirklich vertiefen in die Bücher konnte sie sich nicht. Ständig schweiften ihre Augen nach oben. Menschen kamen und Menschen gingen. Aber er war nicht dabei. Als sie einige Minuten später wieder aufsah, saß er plötzlich dort. Keine zwei Meter entfernt dieses Mal. Ihr Herz klopfte wild. Sie sah zu ihm herüber. Er war in sein Buch vertieft. Dieses Mal konnte sie die Farben des Buches deutlicher erkennen. Hinten drauf stand etwas in großen grünen Lettern. Nun setze sich ein älterer Mann neben ihn und versperrte ihr die Sicht. So würde sie es nie schaffen ihn auch nur anzulächeln. Sie beschloss solange sitzen zu bleiben, bis er gehen würde. Eine Weile saß er noch dort. Er sah aber so aus, als wäre er schon mit den letzten Seiten des Buches beschäftigt. Es dauerte nicht mehr lange und sein schlanker Körper erhob sich. „Oh nein! Er geht. Was soll ich tun?“ Die Gedanken ratterten in ihrem Kopf und gleichzeitig wusste sie, dass sie kein Wort heraus bringen würde. Schließlich entschied sie sich, sitzen zu bleiben. Doch auch das letzte bisschen Konzentration war nun fort. Sie erhob sich, brachte schnell ihre Bücher zurück und wollte sich auf den Weg ins Erdgeschoss machen. Dabei fiel ihr das Buch auf, das er gelesen hatte. Es trug den Titel: „Von Männern, die keine Frauen haben“. Ob das ein Zeichen war? Ihr Blick fiel auf den Klappentext, der unglaublich traurig war.
Schnellen Schrittes hastete sie die Treppe der Buchhandlung herunter. Sie erblickte ihn sofort am Ende der Kassenschlange. Sollte sie jetzt zu ihm gehen, sich hinter ihn stellen, ein Gespräch beginnen?
Sie stellte sich in seine Nähe und schenkte ihm ein vorsichtiges nervöses Lächeln. Er lächelte verlegen zurück. Ein paar Minuten hatten sie nur Blickkontakt, dann kam er auf sie zu. „Lust, einen Kaffee trinken zu gehen?“ fragte er mit einer schönen tiefen Stimme. Sie konnte kaum sprechen, aber nickte lächelnd. Er stellte die Dose, die er in der Hand hielt, zurück an ihren Platz in die Nähe der Kasse. „Die kannn ich auch später noch kaufen.“