Ein Café in der Innenstadt - kaum auffälliger als die Obdachlosen, welche an der Seite sitzen. Menschen tummeln sich um diesem Café herum, während die Sonne ihre Strahlen in die Teetassen und Eisbecher hinein wirft.
Man hört dieses typische Geräusch der leicht klappernden Löffeln in den Kaffeetassen und das leichte Brummen der Gespräche von den Besuchern.
Im Hintergrund hört man die Schritte der Gäste die an dem Café und seiner seichten, fast überhörbaren spanischen Jazz-Musik vorbeilaufen.
Es ist schön hier. Ich begebe mich auf die Treppenstufen gegenüber der Show welche sich mir in dem Geschäft bietet und höre auf meinem Weg die kleinen Kiesel wie sie auf dem Kopfsteinpflaster knatschen.
Hier sitze ich am liebsten. Im Schatten der Sonne auf den vorher von selbiger aufgewärmten Strahlen. Mein Block knistert leicht, als er an dem Reißverschluss meiner Tasche vorbei ratscht und mein Kuli gibt ein leises klicken von sich.
Ich fange an zu schreiben. Ich beschreibe eher gesagt. Was? Menschen.
Es tut gut sich die glücklichen Leute in dem Café vor mir anzusehen und sich auszudenken was sie wohl gerade in diesem Moment fühlen.
Wie könnte man sich an so einem Tag schlecht fühlen fragst du dich?
Das verstehe ich auch nicht.
Ich kratze mit der Rückseite meines Kugelschreibers in meinem schlecht getrimmten Bart. Ich gebe mir nicht viel Mühe beim Rasieren um ehrlich zu sein, denn das Leben ist unperfekt. Ebenso wie ich und deshalb sollte meinem Bart diese Eigenschaft auch zustehen.
Diese Frau. Ihr Kleid scheint fast perfekt auf sie zugeschnitten, während ihr Blick eher nach bald brechenden Wellen aussieht. Ihr Fußgelenk ziert eine Art Freundschaftsbändchen in grün und blau geflochten.
Sie trägt ihre Haare offen und könnte der Verspieltheit ihrer Haare nach ebenso gut gerade aus dem Meer gekommen sein.
Ihre Beine sind überschlagen und sie trinkt einen Latte Macchiato.
Den Keks gibt sie immer den Spatzen, welche rund um das Café herum hüpfen, während sie ihre Lippen spitzt und ihre Lachfalten zeigt.
Jeden Tag beobachte ich genau ihre Handlungen und jeden Tag wirkt sie etwas betrübter.
Eine Hand betritt das Bild. Der Stuhl neben ihr bewegt sich vom Tisch weg und Platz nimmt ein junger Mann. Er wirkt hektisch, sie panisch. Er fuchtelt mit den Händen, sie hält sich an ihrem Kleid fest.
Er küsst ihre Wange - Ihre Welle droht zu brechen.
Den Stuhl, welchen er achtlos vom Tisch weg schob, während er sich hastig von der Szene entfernte, ließ er genau so da stehen wie die Dame in ihrem Kleid.
Das Kleid ist türkis und nun bilden sich kleine dunkle Punkte auf ihm.
Kugelrund stürzen sich salzige Perlen von ihrer Nasenspitze und zerbersten auf ihrem Kleid. Ihre Tränen sind so schwer, dass ich sie fast fallen hören kann.
Ich blende mittlerweile alle anderen Menschen die um sie herum sitzen aus, denn sie ist das traurigste, jedoch zugleich schönste Bild welches ich je gesehen habe. In solchen Momenten wünsche ich mir fast malen zu können um die Ästhetik des Moments in Farbe auf Leinwand festhalten zu dürfen.
Sie steht langsam auf und begibt sich die kleine Seitengasse hinunter zum Strand. Ich folge ihren langsamen Schritten bis hin zur Mauer welche die Seitenstraße vom Strand abgrenzt.
Sie zieht ihre Schuhe aus um den Schatten der Häuser in den Sand zu entfliehen. Auch ich ziehe meine Schuhe aus, behalte meine Socken jedoch an.
Sie geht immer ein Stück langsamer der Nachmittagssonne entgegen und ihre Rot lackierten Zehen verlieren sich im warmen Sand.
Ein sanfter Windstoß weht mir die Locken durchs Gesicht und ihr die Haut von der Seele. Ihr Körper kann sich nicht mehr an ihr halten und zerfällt zu Sand - ebenso wie ihr Kleid. Kurz bevor sie sich umdreht zerfallen auch ihre Augen zu Sand und ich stehe vor einem kleinen Häufchen Schönheit, verpackt in winzigen glitzernden Körnern.
Eine Fahrradklingel ertönt - Ich wache auf.
Ein Traum also.
Doch die Dame im Kleid sitzt noch immer dort wo sie gerade schon saß.
Anscheinend hat sie mich bemerkt, denn sie lächelt zu mir herüber und ich lächel zurück.
Wenn sie doch nur wüsste wie gut ihr dieses Kleid stünde, dann würden die fast brechenden Wellen in ihren Tiefblauen Augen vielleicht die Ebbe vorziehen und sie frei lassen.
Ich gehe über die Straße an ihren Tisch, schaue in ihre Augen und bestelle ohne meinen Blick von ihrer Schönheit abzuwenden einen Kaffee.
Ich setze mich hin. Mein Kaffee kommt. Die Dame im Kleid greift in die Zuckerschale und legt mir ein Stück in die Tasse.
Sie lächelt. Ich lächle auch.
Eigentlich trinke ich meinen Kaffee ohne Zucker, aber heute mache ich wohl eine Ausnahme.
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