Maneki neko

Text

von  nautilus

Es sind Semesterferien und die kaufwütigen, neureichen, jungen Mütter bleiben aus. Tote Hose im Buchgeschäft. Ich bin wieder einmal auf mich zurückgeworfen und nur die Tabletten helfen im Kampf gegen die negative Sicht auf die Dinge. Ich habe Angst, denn in wenigen Monaten werde ich das Land verlassen. Mit der Frau, die ich liebe, zusammenziehen. Man könnte meinen, dass nichts als Vorfreude vorherrschend sein sollte, doch mein Leben bot bisher immer Anlass zum Zweifel. 
 
Irgendwie vergehen die Stunden also mal mehr, mal weniger glimpflich hier in meiner Fadesse und als es endlich soweit ist den Laden für heute dicht zu machen und ich gerade zusperren will, tritt eine seltsame Erscheinung von hinten an mich heran. Zunächst traue ich meinen Augen kaum, als ein Mensch in einem überdimensioniert wirkenden Kostüm, als japanische Glückskatze verkleidet, mit dem linken Arm zu wackeln beginnt und undeutliches Zeug nuschelt. Ich entgegne verdutzt, dass ich nichts verstünde und will mich gerade genervt abwenden, als mir die seltsame Gestalt eine Packung Duracell Batterien in die Hand drückt, undeutlich: "Viel Glück!" stammelt und sich aus dem Staub macht. Ich starre noch einen Moment lang auf das seltsame Geschenk in meinen Händen, erachte es für in jedem Fall als nützlich und mache mich auf den Heimweg.
 
Danach vergehen einige Monate und mein Umzug steht kurz bevor. Ich bin gerade dabei, die letzten Tassen und Gläser in Zeitungspapier einzuwickeln, um sie achtsam in Kisten verstauen zu können, als es an der Tür klingelt. Ich öffne und traue meinen Augen kaum, als plötzlich eine dieser albernen Glückskatzen auf meiner Fußmatte liegt. Sofort fällt mir jener Abend nach Geschäftsschluss wieder ein. Ich beschließe, alles nicht weiter zu hinterfragen, hole die Batterien aus der Kammer und lege sie in die Glückskatze ein. Sie beginnt zu winken, ich grinse. Fühle mich unbeschwert, zum ersten Mal seit langem.


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