Beim Lesen eines Beitrags überkam mich ein beklemmendes Gefühl - frei nach E. A. Poe

Persiflage

von  hehnerdreck

Ich weiß nicht, wie es geschah - aber als ich den ersten Beitrag dieses seltsamen Literaturforums las, überkam mich ein unerträgliches Gefühl der Traurigkeit. Keine der sonst so poetischen und erleichternden Empfindungen, mit denen meine Seele selbst die dunkelsten Bilder der Trostlosigkeit und des Schreckens aufzunehmen und in etwas Tröstliches zu verwandeln pflegt, vermochte es zu lindern. Ich las den Beitrag mit dem größten Unbehagen, sah eine tiefe Einsamkeit aus den Zeilen des bedauernswerten Autors sprechen.

Der Text, bar jeder gesunden menschlichen Empfindung, war so deprimierend, als starrten mich die toten leeren Buchstaben dieser dunklen Zeilen an wie verwesende Leichen.

Bei der Lektüre dieses trostlosen Werkes überkam mich eine Niedergeschlagenheit, die ich nur mit dem bitteren Erwachen eines Heroinkonsumenten aus seinem Rausch vergleichen kann - die bittere Rückkehr in die graue Alltagsrealität, wenn der verklärende Schleier gnadenlos zerreißt.

Es war eine eisige Erstarrung, ein Erlöschen aller Lebenskräfte, kurz, eine hilflose Traurigkeit der Gedanken, die kein noch so heftiges Aufpeitschen der Phantasie zu etwas Lebensmut und Hoffnung zu erwecken vermochte, die mich schließlich zu dem Vorsatz zwang, nie wieder ein Buch in die Hand zu nehmen, geschweige denn überhaupt noch etwas zu lesen. Nicht einmal meiner eigenen Steuererklärung, die mir mein Steuerberater zur Prüfung gegeben hat, habe ich vor, mich auszusetzen.


Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Pearl (11.03.25, 19:57)
Der Stil von Edgar Allan Poe wird hier gekonnt übernommen, auch wenn es mir eine Brise zu modern sein scheint. 

Wie lautet der Titel des Originals? ... falls du eine bestimmte Geschichte persifliert hast... Ich hatte den ganzen Tag über das Gefühl, sie schon gelesen zu haben.

In meinem Besitz befindet sich jenes Buch:

https://images.app.goo.gl/kX7BEe1g9boEiUGU7

...Poe illustriert von 1em meiner allerliebsten Illustratoren ♡

Der Schlusssatz ~und nicht nur der ~ ist herrlich komisch.

Grüße, Pearl

Kommentar geändert am 11.03.2025 um 19:57 Uhr

 hehnerdreck meinte dazu am 11.03.25 um 20:20:
Der Titel des Buchs (oder vielleicht Geschichte für ein Sammelwerk) ist: Der Untergang des Hauses Usher. Dabei habe ich die meisten (oder fast alle) Wörter (zwischen Synonymen und Ähnlichem) geändert und sie (semantisch) in eine andere Richtung geschrieben (also übers Lesen in Litforen bzw. Buchlesen allgemein). Diese Geschichte ist, glaube ich, eine Art Paradewerk von ihm. Wobei die ständige Nähe der Metaphern zu Schrecken, Dunkelheit, innerer Erschütterung usw. fast schon übertrieben wirkt. Ein sehr beeindruckender Dichter mit einem großen Wortschatz und einem feinen Gespür für Atmosphäre. Edgar Allan Poe starb vierzigjährig in Baltimore nach einem bewegten Leben in Armut und Alkoholismus.

Danke für Deine Beschäftigung mit dieser Persiflage, die ich anlässlich einer Korrespondenz mit Dance auf KV geschrieben hatte. Freut mich sehr.

LG  :pinch:

Antwort geändert am 11.03.2025 um 20:22 Uhr
Zur Zeit online: