Spiel mit dem schwarzen Tod

Märchen zum Thema Fantasie(n)

von  püttchen

Es geschah um 1500 n. Chr.
Es war die Zeit, in der der schwarze Tod sein Unwesen trieb, in der niemand mehr ruhig schlafen konnte und ganze Dörfer ausgerottet wurden.
Er schlief nie, wandelte bei Tage wie bei Nachte durch die Dörfer und Siedlungen, in denen Menschen wohnten. Menschen wie du und ich.
Heiden genauso wie Christen wurden von der Pest grauenvoll in den Tod gerissen.
Er hatte es nicht nötig, unterschiede bei seinen Opfern zu machen…
Damals war es noch so, dass jede Siedlung sein eigenes Schutzwesen hatte. Diese Wesen, ob Einhorn, Zwerg, Elfe oder Troll beschützten ihr Dorf vor bösen Mächten, hielte Krankheiten fern, die die Bevölkerung nicht verdiente… Sie sprachen sich sozusagen vorher mit den Krankheiten ab, bevor diese das Dorf stürmten. Doch die mächtigste und skrupelloseste war der schwarze Tod. Er verhandelte nicht, sondern nahm sich das, was ihm gerade über den Weg kam.
Diese Zaubergestalten verschwanden nach einiger Zeit, weil die Menschheit immer mehr gelernt hat sich selbst zu heilen.

Eines Tages war der schwarze Tod auf dem Weg zu einer kleinen Ortschaft am Rande eines Berges.
Das Zauberwesen dieses Ortes war ein Einhorn. Tjadina war sein Name und für das Wohlergehen ihres Ortes würde sie alles tun.
Ihre Mähne sah aus, wie aus leuchtenden Sonnenstrahlen geflochten, und ihr Fell glich nächtlichem Mondenschimmer. Ihr Horn machte den Eindruck, als wäre es aus tausenden von kleinen, funkelnden Sternchen zusammen gefügt.
Tjadina war die Schönheit der Nacht und des Tages vereint. Wenn sie bei Dämmerung hinaus, durch den Wald galoppierte glich sie einer jungen Gazelle die das erste Mal dem leuchten der ersten Sonnenstrahlen entgegen blickte. Schade, dass nie ein Mensch sie je zu Gesicht bekommen hatte.
Ein Falke brachte ihr die Nachricht, dass der schwarze Tod direkt auf dem Weg hierher war.
Entsetzt schlug es in alle Himmelsrichtungen aus und lief den Pocken direkt entgegen…
An einem großen, schwarzen Felsen macht sie halt. Grüner Efeu wucherte aus allen Ecken und Ritzen des Felsens. Geschwind wie eine Gämse kletterte sie hinauf.
Tjadina stellte sich auf die höchste Spitze des Felsens und rief: „Schwarzer Tod, ich rufe dich! Komm her, rede mit mir!“
Als sie sich wieder umwandte stand dort auf einmal ein Mann. Er war in eine schwarze Lederkutte gehüllt. Die Ränder der Kutte waren mit Zeichen, Symbolen und Wörtern aus einer anderen Sprache gespickt. Hinter einem seiner Ohren steckte ihm eine schwarze Rose im Haar. Die grauweißen Haare hingen lang und glatt bis fast zum Boden hinunter. Die Haarspitzenwaren gewölbt und nach innen gedreht. Obwohl sein Gesicht ernst und fest in ihre Augen blickten, hatte man doch das Gefühl ein überlegenes lächeln hinter den eiskalten Augen zu entdecken.
„Hier bin ich, die Pocken oder auch der schwarze Tod genannt. Du hast mich gerufen?“
Er sprach ohne dabei die Lippen groß zu bewegen.
Tjadina erwiderte seinen kalten Blick und ließ ihre Stimme fest klingen: „Ja, das habe ich. Ich bitte dich, verschone mein Dorf voller Gläubigen vor den Blattern und kehre um.“
„Warum sollte ich dein Dorf verschonen, warum sollte ich hier eine Ausnahme machen?“ Seine Stimme blieb bei diesen Worten merkwürdig ruhig.
„Reicht es dir nicht schon, genug unheil angerichtet zu haben? Keinen zu verschonen und einen nach dem anderen niederzumetzeln? Verschone mein Dorf!“
„Nun gut, ich will dein Dorf verschonen. Aber wenn nicht sie sterben sollen, dann du! Überleg es dir gut…“
Tjadina war verzweifelt. Sie oder ihr Dorf?
Plötzlich keimte ihr eine List. Wie konnte er nur so dumm sein? Warum in Gottes nahmen hatte sie da nicht dran gedacht?
Mit ernsten Gesichtszügen antwortete Tjadina: „Gut. Ich für mein Dorf!“
Der schwarze Tod lächelte. Er kam immer näher, um ihr die Blattern einzuhauchen. Als er nah genug war, stieß Tjadina ihr Horn genau durch die Mitte der schwarzen Rose. Sofort verfiel sie in tausenden von Staubkörnchen. In dieser Rose steckte die Kraft dieser Krankheit. War diese Kraft blockiert, musste die Krankheit sterben.
Die Pocken warfen Tjadina noch einen letzten hasserfüllten Blick zu, bis er auch zu Staub zerfiel, wie die schwarze Rose vor ihm.
Tjadina und ihr Dorf waren gerettet und seitdem von jeglichen Krankheiten geschützt.


Anmerkung von püttchen:

Ich hab es gerade erst wiedergefunden. Als ich es geschrieben habe war ich erst 11, also bitte um verständnis. Hab damals bei einer Vorlesung einen Preis dafür bekommen.

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