KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
(bisher 120x aufgerufen)
Vom richtigen und falschen Leben
775. Kolumne
„Es gibt kein richtiges Leben im falschen“, schreibt Adorno als Schlusssatz der 18. Reflexion in MINIMA MORALIA. Ich denke, es ist gut, sich in Adornos Sinn im Leben einzurichten.
Ein permanentes Pendeln zwischen der einen und anderen Welt kann in einem Film wie MATRIX, einer Dystopie mit Happy-End, als Trick für unterhaltsames Philosophieren funktionieren, nicht aber wirklich. In MATRIX sind das nur Denkmodelle. In unserem Leben, das nun endlich ein richtiges sein soll, soll die Entscheidung sinn- und existenzstiftend sein.
„Asyl für Obdachlose“ ist der Titel der 18. Reflexion. Genau das suchen wir, und wir können es finden.
Eine muffige Interessengemeinschaft der Familie, die häusliche Geborgenheit zerstört, wollen wir nicht erleiden. Wir wollen eine Wohnung, die weder eine Konservenbüchse noch eine kalte Stilblüte ist, sondern etwas ganz Eigenes, bei dem die Vorzeigeintention entfällt.
Allerdings zitiert Adorno Nietzsche: „Es gehört selbst zu meinem Glücke, kein Hausbesitzer zu sein.“ Und Adorno meint: „Dem müßte man heute hinzufügen: es gehört zur Moral, nicht bei sich selber zu Hause zu sein.“ Da übertreibt er wohl, und er schränkt den Gedanken im Folgenden ein. Und ich ergänze: Unser richtiges Leben leben wir nicht im falschen Haus, wenn es – in Anlehnung an Thoreau – Zuflucht und Geborgenheit für ein einfaches Leben bietet.
Sofern dann das äußere Leben – Interessen, Aktivitäten, Beruf und Berufung - unserem inneren entspricht, gehört es zu uns wie eine Kolonie oder Exklave unseres Zuhauses.
-
Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag
Ich fahre also in meiner Kolonie zu einem Ausläufer meiner Kolonienen, da ist "Matrix" ein alter Diesel dagegen.
Grundgedanken wie solche von Thoreau werden entweder zur Ferieninsel oder sind eh zeitlos, wie mir scheint.
Solange ich lebe, kann ich mich entscheiden, die Konsequenzen meiner Entscheidungen ausbaden, sehe ich mich geläutert, neue in derselben Richtung entdecken, falls nicht, werde ich eine neue Richtung einschlagen müssen.
In unserem Alter ist es leicht solche Aufsätze zu schreiben, so Vieles wurde aufgetragen wieder abgewaschen, Narben übertüncht oder gar durch Kintsugi integriert.
Wenn ich mich erinnere, wegen was ich alles gezittert habe, muss ich fast lachen. Ein inspirierender Text, wie Du liest.