KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Sonntag, 11. Januar 2015, 15:01
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Der Zauberpark

446. Kolumne


Der Kurpark von Schönebeck-Salzelmen, ganz in der Nähe der Wohnung des Dichters Holger Benkel, gewinnt eine immer zauberbergigere Bedeutung, obwohl im Flachland gelegen. Sehr interessant zu lesen, was Holger Benkel von all den mythischen Insekten und Vögeln schreibt. Vielleicht schreibt er eines Tages einen neuen Zauberberg, natürlich müsste er dann den Titel ändern, das Wort Zauber kann aber ruhig bleiben. Ich schlage ZAUBERPARK vor, vielleicht geht auch DER SALZBAUM in heimlicher Anlehnung an den Baum der Erkenntnis im Garten Eden. Vielleicht können in diesem Roman amerikanische Kurgäste an der Elbe, die sie für den Tigris halten, Flaggen hissen zum Zeichen dafür, dass das gelobte Land und das Paradies, was irgendwie das Gleiche ist, wieder den richtigen Christen gehört, mitsamt dem Öl, das dort aus der Erde springt: DER ÖLBAUM wäre dann ein guter Titel. Es gibt einen guten und einen schlechten Amerikanertisch. An dem guten sitzen Carter und Clinton, vielleicht auch Fulbright, der DIE ARROGANZ DER MACHT schrieb. Am schlechten Amerikanertisch, dem eigentlichen Schurkentisch, sitzen George W. Bush, die Lobbyisten der Ölindustrie und alle Falken des Landes. Am Schurkennebentisch sitzen die Saudis, Pakistani und alle Bundesgenossen Washingtons. Es gibt dann noch einen guten Schurkentisch, an dem sitzen Chirac und Schröder mit Putin und der chinesischen Parteiführung, und einen schlechten Schurkentisch, an dem sitzen die Chefs von Nordkorea, Iran und die Gegner Israels ... usw. Natürlich treten im Roman nur Andeutungen dieser führenden Köpfe auf. Die wichtige Figur des Hans Castorp übernimmt am besten ein junger deutscher Drückeberger, der keine Lust auf Kriege hat. Den Naphta übernimmt Friedrich Merz oder eine gefallene CSU-Größe. Den Settembrini kann dann fast jeder deutsche Intellektuelle übernehmen. Der Roman endet folgerichtig mit dem Ausbruch des Dritten Weltkriegs, vielleicht im Überschwemmungsgebiet von Schönebeck, wo die weltgrößten Erdölreserven der Welt entdeckt wurden - das ist auch der Grund für die Schließung des Salzbads.
Wenn es gelingt, Benkels Tierleben in diese futuristische Mythenlandschaft zu transanimalisieren, stellt diese Romanauferstehung Kafka, James Joyce und Günter Grass in den Schatten, und alle werden sagen, dieser Roman sei die Vollendung des großen literaturhistorischen Entwurfs, den Thomas Mann in Davos begonnen hatte: Der ultimative Weltroman auf dem Gebiet der ehemaligen DDR! Holger Benkel, DER ÖLPARK.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Theseusel (27.02.15)
Die Sitzordnung im Sanatorium "Sieben-Burger" ergibt inklusive eines Tisches für das Deutsche Hänschen einen Tisch zuwenig ... oder?
Übrigens, ein Kafka im Schatten geht nicht!;)
Ein Bergmann in den Alpen oder im Salzstock hört nie auf zu graben.

 Bergmann (01.03.15)
Ich habe die Tische nicht durchgerechnet. Es fehlt ja auch die große Liebe, das heiße Kätzchen.
Kafka ruht im Schatten der Nacht. Und Bergmann? Ja, der schlägt den Sinn aus den Flözen der Wortfelder und -wälder tief unter der Erde, er sucht das Salz der Erde, das Öl der Poesie und findet - sich selbst wieder in den Träumen und vor allem in der n. Dimension von Zeit und Raum, Bewegung und Sein und Schein. So ungefähr. Etwa. In etwa. Vielleicht.
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