Ulrich Bergmann:

Doppelhimmel - Roman

Eine Rezension von  Reliwette
veröffentlicht am 06.01.13

Ulrich Bergmann, 1945 in Halle a.d. Saale geboren, legt mit vorliegender Buchausgabe seinen ersten Roman vor. Literarisch kann der Autor bereits auf mehrere Buchveröffentlichungen zurückblicken. Als Mitglied der Bonner Autorengruppe Dichtungsring .- es handelt sich n i c h t um eine Zylinderkopfdichtung, sondern um eine Literaturzeitschrift!) vertritt er diese auch als Mitherausgeber. Außerdem wirkt er
An anderen Literaturzeitschriften mit Wort- und Grafikbeiträgen mit. Das der Autor
Germanistik und Geschichte studiert hat, sei hier erwähnt aber nicht hervorgehoben, weil diese Tatsache vieles erklärt, aber leider nichts beweist!

Doppelhimmel könnte inhaltlich eine Dokumentation über das Heranwachsen eines Knaben im gespaltenen Nachkriegsdeutschland sein: eines Knaben der gespaltenen Ein-
Flüssen unterliegt. Einerseits wirken zwei völlig verschiedene politische Systeme im Laufe des Lebens auf den herabwachsenden „Janus“ ein, dem der Autor bezeichnenderweise den Namen des doppelköpfigen Janus gibt. Auf der einen Seite
wirken pseudosozialistische Prägungen (Anmerkung des Verfassers) des großen Bruders, Sowjetunion, auf den Jungen ein, andererseits kapitalistische Verführungen
des Systemwidersachers, vertreten durch die westlichen Besatzungsmächte, die das „freie Leben“ (Anmerkung des Verfassers ) im westlichen Deutschland prägen, von dem
Janus nicht viel erfährt außer dass es aus Geschenkpäckchen aus der BRD Wohnung ) schon mal Nach „Westkaffee“ duftet (Anmerkung des Verfassers.

An die Stelle Roberts, dem leiblichen Vater, den der Junge nie kennen gelernt hat, weil er als Baby den Vater an Russland verlor (Anmerkung des Verfassers), tritt nun der Stiefvater, den die Mutter heiratet. Im Vorhinein lässt sie Robert für tot erklären.

Eine wesentlich wichtige Beziehung für Janus ist Carl, der Großvater, mit dem der Junge öfter über den Tod spricht und die Großmutter.

Die Ereignisse , die sich in der damaligen DDR abspielen, werden zunächst aus Sicht der agierenden Personen innerhalb der Großfamilie dargestellt. Janus kann als Kleinstkind noch keine Wahrnehmungen schildern.
Der Autor benutzt für seine Erzählweise die einfache Vergangenheitsform, das Imperfekt.
Bergmann versteht es ausgezeichnet, in speziellen Passagen z.B. wenn er Janus in seinen Tagträumen zu Wort kommen lässt, alle möglichen intuitiven Gedankengänge teilweise
expressiv, teilweise romantisch klingen zu lassen. Der Leser wird in surreale Traum- und Phantasiewelten des heranwachsenden Jungen geführt.

Auf diese Weise kann der Autor seinen zu eigenen „weitgefächerten“ Duktus ausspielen,
den ich aus seinen Kurzgeschichten bereits kenne.
Mal werden die Leser an eine Art „Bildbeschreibung“ herangeführt, deren Inhalte sich mal skurril, mal traumhaft antragen mal an phantasievolle Handlungen des Janus.

Die Ereignisse in den frühen Lebensabschnitten Janus` werden durch Gliederung und Beigabe von Überschriften geschildert wie z.B. „Das Seitengewehr“. Dabei fällt der
Autor nicht mit der „Tür ins Haus“ (Anmerkung des Verfassers). Statt dessen steigert Bergmann den „roten Faden“, so dass der Schilderungsverlauf nicht abflacht:
Durch Denunzierung einer Mitbewohnerin des Hause herbeigerufen kommt es zu einer Hausdurchsuchung durch die örtliche Polizei , in deren Verlauf ein altes Seitengewehr
sowie einige Utensilien aus der NS Zeit beschlagnahmt werden.
Janus spielte mit dem Seitengewehr und nutzte es als „Zepter in seiner Rolle als König
Artus in seinem fiktiven Königreich“.

Durch solche Denunzierungen konnten Bewohner der damaligen DDR verstärkt ins Visier der stets präsenten Sicherheitsorgane rücken.

Zu viel soll nicht verraten werden, vielleicht noch, dass Vater Robert eines Tages auftaucht, nachdem er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde.

Als Gegenleistung bzw. Wiedergutmachung für „Usch`s“ zweite Ehe gibt sie Robert den
Jungen und überlässt ihm das Sorgerecht.
Robert nimmt Janus mit nach Westdeutschland. Auch der Rest der Familie erfährt im Fortgang der Erzählung die Spaltung.

Abschließend sei erwähnt, dass die eingangs angesprochenen literarischen Ausflüge des Autors in die Phantastereien des Janus, der seine Phantasie voll auslebt, die Erzählung
mit prägen.
Schon allein aus diesem Grund wäre eine phantasielose Form einer Dokumentation unmöglich und dem Autor Bergmann nicht gerecht geworden.

Der Rezensent ist 1945 geboren, bis zum 8. Lebensjahr in Brandburg aufgewachsen.
Die Schilderungen des Autors haben mich sehr berührt.
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Kommentare zu dieser Rezension


 Reliwette (07.01.13)
Zeilenumbruch und Orthografie sind bedenklich!
Ich bitte vielmals um Entschuldigung!

Hartmut T.R.

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