Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Im Kino gewesen
von Dieter_Rotmund
Kleine Germanen (Deutschland 2019)
Gelungene Kombination eines fiktionalen und eines dokumentarischen Teils, sodass man diesen Film zwar schon noch als Dokumentarfilm bezeichnen kann, aber mit Einschränkungen. Die Trennung zwischen Fiktionalen und Dokumentarischen verläuft klar und deutlich, denn der fiktionale Teil ist eine Art Zeichentrick (ich kenne mich nicht da nicht so aus und weiss nicht, wie das genau heisst) und der dokumentarische Teil ist "Realfilm", wie der Laie sagt. Ich persönlich habe solch eine Kombination noch nie gesehen, sieht man von den manchmal etwas kläglichen, inzwischen recht frei inszenierten Reenactment-Versuchen mancher Werke ab.
Ach ja, und um was geht es? Darum, dass Eltern im Kindererziehen versagen, wenn sie ihre Nachkommen nach einer Ideologie oder Religion erziehen. Total versagen.
Who made you? (Finnland 2019)
Ein Beispiel für schlechte Öffentlichkeitsarbeit: Da gehe ich seit Jahren auf so ziemlich alle Filmfestivals der näheren und etwas weiteren Umgebung und wo ich nicht hingehe, davon erfahre ich zumindest vorab. Dass es schon seit etlichen Jahren dieses "Science Film Festival" als Beiprogramm eines Wissenschaftsfestivals gibt, das ist mir entgangen. Ich ging spontan hin; als ich um eine der vielen Pressemappen bat, musste ich mich erklären - also auch dort ein seltsames Fremdeln von der Veranstalterseite aus, oder vielleicht auch nur ein überforderter Hilfsstudent? Nun ja, Who made you? ist ein durchaus sehenswerter Dokumentarfilm über Künstliche Intelligenz, auch wenn die Filmemacherin einigen Interviewpartnern etwas arg viel Redezeit einräumte. Da hätte man an die 10 Minuten kürzen können, mit Qualitätsgewinn. Ich frug mich: Sind alle diese volltätowierten, mit riesigen Tellerloch-Ohringen versehenen KI-Ingenieure wirklich die Top-CEOs der Zukunft?
Stark ist der Film, wenn es um Sex geht. Die Aufführung übrigens in einem Saal mit exzellenter Technik und Klimaanlage gesehen, das sollte man nicht unerwähnt lassen. Im Publikum überwiegend Wissenschaftler und ihre Doktoranden und wenig Einheimische, wie mir schien. Manche waren offenbar nur zur Überbrückung zum nächsten Termin im Saal und klicken sich lieber durch ihre Whatsup-Nachrichten (ausser in den Teilen des Films, in denen es um Sex ging). Dennoch bin ich geneigt zu sagen, dass dieses kleine Beiprogramm-Filmfestival (Dauer: 3 Tage) ein Geheimtipp für hiesige Cineasten ist.
Red Joan, schwülstiger deutscher Verleihtitel "Das Geheimnis ihre Lebens", Großbtritannien 2018
Hauptdarstellerin Sophie Cookson (Joan Stanley) hat manchmal so einen Zug um den Mund, der stark an Lauren Bacall erinnert. Deshalb empfinde ich die Besetzung von Judi Dench als 80-jährige Joan Stanley als Fehlbesetzung (auch wenn es inzwischen als Majestätsbeleidigung gilt, die schauspielerische Leistung von Judi Dench zu hinterfragen). Ich hätte gerne Lauren Bacall in dieser Rolle gesehen - aber diese ist ja leider seit knapp fünf Jahren tot.
Zum Inhalt des Films: Gab es wirklich einst ein britisch-kanadisches Atombomben-Entwicklungsprogramm ("Aloisius Tube", so der Deckname, oder so ähnlich)? Davon habe ich noch nie gehört. Warum gibt es dazu keine Film-oder TV-Doku?
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
(25.07.19)
Ich denke, man sollte Religion/Ideologie und die damit verbundenen Werte trennen. Bei letzteren ist nicht alles schlecht. Handwerklich gesehen ist der Film so gestrickt, dass Du Dir auch einen anderen Reim darauf machen kannst. Nun ja, wenn Du eher sehr nationalkonservativ veranlagt bist. Ich sehe das eher wie Thomas Bernhard, der Katholizismus und Nationalsozialismus eng verwandt sah. Aber am schlimmsten sind ja die Evangelikalen, nicht wahr.
Gestern in einem schönen klimatisierten Kino Rebelles (Frankreich 2019) gesehen, im OmU. Und ihr, so mal in die Runde gefragt, in den letzten Wochen?
(25.07.19)
(27.07.19)
P.S.:Ich habe übrigens auch das Vorurteil, dass man im Wald Bäume sehen kann.
1. Diese "Art Zeichentrick" nennt man (allgemein, aber hier auch speziell, wie in der Beschreibung der Produzenten nachzulesen ist, was Du mit etwas Sorgfalt hättest herausfinden können): Animationsfilm.
2. Die Software, mit der man einen solchen Text fehlerfrei bekommt, nennt man "Rechtschreibprüfung".
3. Das Buch, das Fragen zu korrekter und inkorrekter Schreibweise klärt, nenn man "Duden – Die deutsche Rechtschreibung".
4. Das Buch, das den Unterschied zwischen Dativ und Akkusativ erklärt, nennt man "Deutsche Grammatik für Dummies".
5. Den Buchstaben, den Du offenbar auf Deiner Tatstatur nicht findest, nennt man "Eszett" und befindet sich in der oberen Tastaturreihe rechts neben der Null.
Dass man Dich auf dem "Science Film Festival" nicht sofort erkannt und Dir nicht ohne weitere Nachfrage sofort eine Pressemappe ausgehändigt hat, das ist freilich ein Skandal. Deine Vorurteile und angestaubten 50er-Jahre-Ansichten allerdings auch.
(Edit: Vertipper doch noch korrigiert, um das Bild zu wahren.)
(28.07.19)
(28.07.19)