Film & Fußball

The Marvels

von  Dieter_Rotmund

In meiner Mittagspause laufe ich gerne an einem Kino vorbei. Das finde ich beruhigend. Es ist ein altes Kino mit einer schönen, ehrwürdigen Vorderfront aus wuchtigen Quaders. Ein Tempel der Lichtspielkunst. Der Gang an diesem Kino vorbei bedeutet eine Beruhigung für mich. Natürlich hat das Kino mittags noch nicht auf. Erst abends laufen dort die großen Filme der großen Regisseure und Regisseurinnen. Dann erwacht es zum Leben. Trotzdem gehe ich in meiner Mittagspause gerne daran vorbei. Kino bedeutet Beruhigung, Es ist wie eine kleine Verheißung. Ich bleibe am Kino stehen und schaue mir die Plakate und Vorstellungstermine an. Es sind überwiegend großartige Filme, denn es ist ein Arthouse-Kino.
Dann gehe ich wieder zurück an meinen Arbeitsplatz und hatte eine schöne Mittagspause. Manchmal kaufe ich mir auch ein Schnitzelbrötchen auf die Hand, wie man so sagt. 
In einem anderen Arthouse-Kino schaute ich mir am letzten Wochenende Jean-Luc Godards La Chinoise von 1967 an. Was für ein kurioses Werk! Es wirkte zunehmend zeitlos auf mich, denn die dort dargestellten jungen Menschen ähneln sehr denen von 2023. Ein Woche zuvor sah ich an gleicher Stelle Chantal Ackermanns Les rendezvous d'Anna von 1978. Nicht ganz so kurios wie La Chinoise, aber wer sehen will. wie der Essener Hauptbahnhof 1978 aussah...
 
Ach so ja, beinahe hätte ich es vergessen: Ich nannte diese Kolumne auch The Marvels. nach dem gleichnamigen Film, der gerade in unseren Multiplexkinos läuft. Ich habe ihn am Dienstagabend in einem dieser Multiplexkinos gesehen.