Aufgespießt
Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag
Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"
Dienstag, 17. Januar 2012, 10:28
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Eskapiscina
von Matthias_B
(Fünfte Songtextkolumne.)
Von der Band Los Bravos ist heutzutage nur noch der einzige Erfolg „Black is black“ im Gedächtnis verblieben - zu Unrecht, wenn man an andere Titel wie „Yakipo“, „Down" (bzw. „Los chicos con las chicas"), „People talking around“ (meiner Meinung nach der beste Song der deutsch- spanischen Gruppe *) oder ihre Version des Easybeats **-Lieds „Bring a little lovin'“ denkt :
Es wird leicht ähnlich wie in „La moto“ eingestiegen: Nach dem präfunkigen palm mute- Eingangsgetacker schlackert zuerst die tieftönende Grundfigur, bis die Komplettierung der Rhythmisierung mittels des Schlagzeugs „eingestickt“ wird. Da überhört man auch generös die pseudo- pompensatorische "la la"- Doppelung des Strophenmotivs. Die Ausgangssituation wird trotz ihrer Simplizität implizit aufgeladen: Das Sprecher-Ich wird augenscheinlich bei einem guten altmoodischen Telephonanruf durch das Sprecher-Du daran erinnert, dass es schon Zehne seien tut. Als Begründung für die Konsultation zu so „später“ Stunde gibt es seine totale Einsamkeit an, womit zum Refrain übergeleitet wird. Was benötigt das S-I, um sich „fine [zu fühlen]“? „[Ein bisschen Wasser], […][ein bisschen Wein][…][und][…][ein bisschen Liebe]“ – zwei grundlegende anthropologische Elemente und ein „Schmankerl“ dazu (wenn es nicht metaphorisch verstanden werde). Dann mag man – da wir uns schon in der zweiten Strophe befinden – noch so den Widrigkeiten der Elemente ausgeliefert sein, wenn man sich nur in diesem bedeutenden eskapistischen Rahmen unterstellen könne. Das (wahrscheinlich männliche) Sprecher- Ich meint zudem unbesonnen, dass es ihm aber auch gar nichts ausmachen würde, „[für diesen] call“ des (weiblichen) Sprecher- Dus zu bezahlen. Obwohl wir uns in den ausgehenden Sechzigern befinden, wäre es wohl sehr problematisch (und typisch (post-)postmodern, d.h. das jeweilige historische Denksystem zugunsten eines verbegriffelichenden Befindlichkeitsgefasels außer Acht lassend), diesen „call“ als die Anbahnung einer lukrativ vergüteten Tätigkeit auf Dienstleistungsebene mit Doppeldeutigkeit aufzuladen (da zudem die beidseitige Woll- Lust im Refrain als engmaschig geschildert wird). Folgt man dennoch der konstruktivistischen Quarksamkeit struktureller Interpretation, handelt es sich in diesem Falle dann schon eher um die espanakreontische Ausgabe bedächtig- lasziver Leichtigkeit des Konträrsinnlichen. Wem rufet sich bei diesen Bildern nicht eine im Mikrokosmos der elfenbeinernen Badewanne ruhig dahinplätschernde Seelandschaft in die flügelsachten Sinne, in welcher sich der kühle und klare Born des Lebens auf dem milchporzellanigen Edelb*sen der Dame vor Plätscherglanze in langsam abwärts zuckenden Perlen anmutig verliert? Natürlich hält jene ein Füllhorn mit dem herbsüßesten Rebenelixier in der feingliedrigen Fasanenhand, die das Sprecher-Ich wolkenbunt zu streicheln vermag, wobei sich jenes in keuschlich- minnesamer Mäßigung nur der Illusion des potenziell erfüllenden Momentes ergibt, ohne den knospenlieben Wein auch wirklich kosten zu wollen. Wie, keiner hier assoziiert dies mit dem Liedtext? Na und?
Also dann, bis zur nächsten Liedtextkolumne, ich freue mich, wie immer.
Zitiert aus: Los Bravos - Bring a little lovin'
http://www.goear.com/listen/c506032/bring-a-little-loving-los-bravos (Stand: 16.01.2012)
* Über jenen wird in der Liedtextkolumne am Ende des Jahres geschrieben werden.
** Die Easybeats waren eine australische Gruppe, die in den meisten Nummern Beatelemente mit leicht jazzigen Einsprengseln vermischte. Ihre bekanntesten Stücke sind „Friday on my mind“, „Hello, how are you“ und „Sorry“. Der Mitkomponist und Mittexter George Young ist der Bruder von Angus und Malcolm.
Von der Band Los Bravos ist heutzutage nur noch der einzige Erfolg „Black is black“ im Gedächtnis verblieben - zu Unrecht, wenn man an andere Titel wie „Yakipo“, „Down" (bzw. „Los chicos con las chicas"), „People talking around“ (meiner Meinung nach der beste Song der deutsch- spanischen Gruppe *) oder ihre Version des Easybeats **-Lieds „Bring a little lovin'“ denkt :
Es wird leicht ähnlich wie in „La moto“ eingestiegen: Nach dem präfunkigen palm mute- Eingangsgetacker schlackert zuerst die tieftönende Grundfigur, bis die Komplettierung der Rhythmisierung mittels des Schlagzeugs „eingestickt“ wird. Da überhört man auch generös die pseudo- pompensatorische "la la"- Doppelung des Strophenmotivs. Die Ausgangssituation wird trotz ihrer Simplizität implizit aufgeladen: Das Sprecher-Ich wird augenscheinlich bei einem guten altmoodischen Telephonanruf durch das Sprecher-Du daran erinnert, dass es schon Zehne seien tut. Als Begründung für die Konsultation zu so „später“ Stunde gibt es seine totale Einsamkeit an, womit zum Refrain übergeleitet wird. Was benötigt das S-I, um sich „fine [zu fühlen]“? „[Ein bisschen Wasser], […][ein bisschen Wein][…][und][…][ein bisschen Liebe]“ – zwei grundlegende anthropologische Elemente und ein „Schmankerl“ dazu (wenn es nicht metaphorisch verstanden werde). Dann mag man – da wir uns schon in der zweiten Strophe befinden – noch so den Widrigkeiten der Elemente ausgeliefert sein, wenn man sich nur in diesem bedeutenden eskapistischen Rahmen unterstellen könne. Das (wahrscheinlich männliche) Sprecher- Ich meint zudem unbesonnen, dass es ihm aber auch gar nichts ausmachen würde, „[für diesen] call“ des (weiblichen) Sprecher- Dus zu bezahlen. Obwohl wir uns in den ausgehenden Sechzigern befinden, wäre es wohl sehr problematisch (und typisch (post-)postmodern, d.h. das jeweilige historische Denksystem zugunsten eines verbegriffelichenden Befindlichkeitsgefasels außer Acht lassend), diesen „call“ als die Anbahnung einer lukrativ vergüteten Tätigkeit auf Dienstleistungsebene mit Doppeldeutigkeit aufzuladen (da zudem die beidseitige Woll- Lust im Refrain als engmaschig geschildert wird). Folgt man dennoch der konstruktivistischen Quarksamkeit struktureller Interpretation, handelt es sich in diesem Falle dann schon eher um die espanakreontische Ausgabe bedächtig- lasziver Leichtigkeit des Konträrsinnlichen. Wem rufet sich bei diesen Bildern nicht eine im Mikrokosmos der elfenbeinernen Badewanne ruhig dahinplätschernde Seelandschaft in die flügelsachten Sinne, in welcher sich der kühle und klare Born des Lebens auf dem milchporzellanigen Edelb*sen der Dame vor Plätscherglanze in langsam abwärts zuckenden Perlen anmutig verliert? Natürlich hält jene ein Füllhorn mit dem herbsüßesten Rebenelixier in der feingliedrigen Fasanenhand, die das Sprecher-Ich wolkenbunt zu streicheln vermag, wobei sich jenes in keuschlich- minnesamer Mäßigung nur der Illusion des potenziell erfüllenden Momentes ergibt, ohne den knospenlieben Wein auch wirklich kosten zu wollen. Wie, keiner hier assoziiert dies mit dem Liedtext? Na und?
Also dann, bis zur nächsten Liedtextkolumne, ich freue mich, wie immer.
Zitiert aus: Los Bravos - Bring a little lovin'
http://www.goear.com/listen/c506032/bring-a-little-loving-los-bravos (Stand: 16.01.2012)
* Über jenen wird in der Liedtextkolumne am Ende des Jahres geschrieben werden.
** Die Easybeats waren eine australische Gruppe, die in den meisten Nummern Beatelemente mit leicht jazzigen Einsprengseln vermischte. Ihre bekanntesten Stücke sind „Friday on my mind“, „Hello, how are you“ und „Sorry“. Der Mitkomponist und Mittexter George Young ist der Bruder von Angus und Malcolm.