Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Mittwoch, 04. Juli 2012, 19:18
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Rückblick: Die EURO vor 73 Jahren

von  Dieter_Rotmund


Vor 73 Jahren riefen die Deutschen für viele überraschend eine EM aus. Morgens um 5:45 Uhr. Schiedsrichter fanden sich nicht. Austragungsorte fanden sich jedoch fast überall, auch damals in Osteuropa. Blitzartig gewannen die Deutschen das Eröffnungsspiel gegen Polen 11:0. Dann eine kurze Turnierpause, bevor Dänemark und Norwegen fast identisch unterlagen. Frankreich hatte sich mit einer extrem starken, aber starren Defensive gegen die Deutschen gewappnet, verlor aber dennoch. Holland und Belgien hatten keine Chance. Deutschland war dann mit seinen Kantersiegen fast schon Europameister, auch wenn Italien nur zaghaft zu EM antrat und Spanien überhaupt nicht. Übrigens auch nicht die Schweiz, dafür Österreich im Verbund mit Deutschland, das war damals ein Erfolgsmodell.
Erste kleine Hoffnungen, dass die Deutschen nicht unbesiegbar waren, zeigte das Unentschieden gegen Engelland, trotz Bombenschüsse auf selbiges. Dann eröffneten die Deutschen ein langes Spiel gegen Russland, das damals noch Sowjetunion hieß. In der ersten Halbzeit spielten die Germanen furios, man glaubte den Iwan am Boden ob dieser vielen, vielen Treffer. Doch dann wollte Amerika unbedingt mitspielen und machte die EM zur WM, einfach so. Und die Deutschen mussten noch gegen Jugoslawien (gab es damals noch) und Griechenland antreten. Griechenland kein Problem für den deutschen Angriff, kurioserweise fielen aber im Extraspiel gegen Kreta viele Spieler aus. Wennschon keine EM mehr, sondern nun WM, wollten die Deutschen nun auch gegen nordafrikanische Nationen antreten. Die hatten aber keine Lust und schickten die Engländer wieder ins/aufs Feld. Dort die Deutschen in der ersten Halbzeit wieder blitzsiegig, dann drehte der Tommy das Spiel. Ergebnis: Deutschland verlor zusammen mit Italien diese Zwischenrunde. Die kleine Mannschaft aus Malta in dieser Begegnung übrigens Zünglein an der Waage! Finnland tat zunächst so, als würde sie die deutschen Siege bejubeln, wollte sich aber nur die Sowjetunion als Gegner vom Hals halten. Mit Erfolg meisterten sie dann dieses Nordderby.
Derweil ging das Spiel gegen den Russ' in die zweite Halbzeit. Es hatte schon so lange gedauert, dass es Winter wurde. Die Deutschen hatten zunehmend keine Ersatzspieler mehr, dafür Russland jede Menge, was den Deutschen ihr serifenreiches Kreuz brach. Der Reichstrainer zog sich ins Abseits zurück und verweigerte jede Pressekonferenz. Abpfiff für alle Begegnungen der EM am 8. Mai, die WM ging noch bis Anfang September weiter, ohne die deutsche Mannschaft. Die EM endete mit der totalen Niederlage Deutschlands, so total, dass man es erst 1955 überhaupt eine Mannschaftsbildung (in Andernach!) wieder zuließ. Schiedsrichter fanden sich kurz nach dem 8. Mai nun doch ein und schiedsrichteten in Nürnberg. Viele Platzverweise wurden ausgesprochen, einige Spieler wechselten in südamerikanische Mannschaften. Die Turniergewinner nannten sich „Siegermächte“ und kampierten dauerhaft auf Deutschlands Fußballplätzen. So war sie, die EM, anno damals.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Didi.Costaire (12.07.12)
Eine bissige satirische Abrechnung, Dieter.
Noch 1954 hatte Herbert Zimmermann seine legendäre Endspiel-Reportage bei der WM damit begonnen, dass die Partie bereits "mit sieben Minuten Frühzündung" begonnen hätte. Das ist anders als heute, da die Schiris erst einmal die offiziellen Uhren der FIFA bzw. UEFA befragen müssen, bevor es losgeht. Damals war es aber üblich und auch die EM 39 begann wohl mit einer Stunde Frühzündung, und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Später gab es die Besonderheit, dass viele deutsche Akteure zuerst ins aktive Abseits liefen und danach im passiven Abseits lagen.

 Dieter_Rotmund (13.07.12)
Ähnlich große Spielerausfälle gab es bei der EM von 98 Jahren, damals hatte man sich zu sehr auf die Defensive verlegt... Austragungsorte waren fast alle im östlichen Teil Frankreichs, noch heute künden viele Denkmäler davon. Der Zustand der Fußballplätze war nach kurzer Zeit katastrophal, trotzdem wurde erst nach vier Jahren abgepfiffen. Man beachte die Spielberichte von Jünger und Hemingway....
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