Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Donnerstag, 10. Oktober 2013, 10:50
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Der Tebartz-van Elst-Kirchenkick

von  Dieter_Rotmund


Zur Zeit muss man sich ja ziemlich viel gefallen lassen, wenn man deutscher Katholik ist. Vor allem wenn man Katholik im Bistum Limburg ist. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat die Vorkommnisse bis dato akribisch verfolgt und ausführlich berichtet. Die Boulevardpresse ist bislang kaum aufgesprungen, so viel ich weiß, was vermutlich daran liegt, dass es nicht um Sex geht und keine sog. "Promis" involviert sind.
Dieser Limburger Bischof mit dem etwas kuriosen Namen Franz-Peter Tebartz-van Elst ist offensichtlich völlig von seiner eigenen Hybris verzehrt worden und wurde dennoch in seinem - inzwischen sogar "autistisch" bezeichneten - Verhalten von vielen gedeckt.
Um die Zustände für mich als Nicht-Katholik verständlich zu machen, habe ich mal versucht, das Ganze auf Fußballverhältnisse zu übertragen:
Da wurde ich also kurz nach meiner Geburt von meinem Eltern im Fußballverein VfL Nassau angemeldet und bin seitdem Mitglied. In meiner Jugend verbrachte ich so manchen Sonntag im altehrwürdigen Lahn-Stadion, zuerst als Juniorenspieler, später als Zuschauer, wenn des VfLs beste Mannschaft in der Oberliga Hessen zuhause gegen den Ball trat. Vor fünf Jahren lies sich mit viel Vorschusslorbeeren ein Mann ins Vereinspräsidentenamt wählen, der als kommunikativ und bodenständig galt.
In den folgenden Jahren lies er nicht nur ein großes, neues Stadion bauen (die "Herderverlag Lahn-Arena"), er kaufte auch zahlreiche Spieler ein. Woher das Geld dafür kam, darüber mochte er in den Jahreshauptversammlungen immer weniger sprechen. Zuletzt bezeichnete er sich immer "zu allen Gesprächen" bereit, machte aber das Gegenteil. Erst als der DFB einschritt, offenbarte sich eine große Selbstherrlichkeit des Vereinspräsidenten, der dadurch den Verein nicht nur finanziell geschadet hat, auch der Ruf des Clubs ist gänzlich ruiniert.
Wegen einer stark hierachisch geprägten Vereinssatzung lies sich der Präsident nicht abwählen, aus kaum zu durchschauenden Gründen hielten auch Viele aus den oberen Vereinsetagen an ihm fest. Zurücktreten will der Vereinspräsident nicht, er sieht sich offenbar bestätiigt und im Recht!? Bis heute dringen nur wenig Informationen nach draußen. Da fragt man sich natürlich: Möchte ich wirklich Mitglied in so einem Verein bleiben, ihn durch meinen Mitgliedsbeitrag und den Besuch der Vereinsveranstaltungen fortwährend unterstützen? Sympathische Vereine, die einen schönen Fußball bieten, gibt es auch anderswo, auch in Limburg, oder?

Eine gut recherchierte Zusammenfassung der Ereignisse und der derzeitige Status Quo der Verhältnisse in Limburg kann man in der Ausgabe der FAZ vom 9. Oktober auf Seite 3 unter dem Titel "Hilf Deinem Knecht o Du mein Gott" nachlesen.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

Graeculus (69)
(10.10.13)
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 Dieter_Rotmund (11.10.13)
Tja, Beharrlichkeit ist eine hohe journalistische Tugend. Warum Tebartz nicht lächerliche 1-2 Mill. abgezweigt hat, um damit flächendeckend irgendwelche Anzeigen in allen großen Zeitungen zu schalten, nun ja, offenbar lebt er tatsächlich in seiner ganz eigenen Welt...

 Dieter_Rotmund (17.10.13)
Viel lustiger als mein Fußballvergleich ist das hier:

www.titanic-magazin.de/heft/2013/oktober/michael-ziegelwagner-t-bartz-in-da-hood/

 SchorschD (25.10.13)
Lieber Dieter Rotmund,
solche Patriarchen können in Kirchen, in Vereinen, in sonstigen öffentlichen Instutitionen und auch in Familien deswegen an ihren Stühlen festkleben, weil gilt: Wenn ich sie kritisiere, muss ich selbst etwas tun, ich fauler Hund. Ich muss meine Arbeit oder Nichtarbeit begründen, ich Feigling. Ich gelte dann als Wichtigtuer, obwohl jeder, vor allem ich selber weiß, dass ich alles nur aus tiefster Bescheidenheit und für die Allgemeinheit tue usw, usw. Da bleib ich doch lieber im fünften Glied oder noch weiter hinten, gelte als Ehrenmensch, den man achtet und dessen bedeutungsschweren, weil seltenen Aussagen so großes Gewicht haben, dass sie nichts bewegen,
Gruß SchorschD

 Dieter_Rotmund (30.10.13)
Nun ja, da ist was dran. Ich selbst halte mich z.B. in meinen Vereinen auch mit Kritik zurück, so lange ich nicht bereit bin, das (Ehren-)Amt zu übernehmen und es besser zu machen als mein Vorgänger.
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