Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Mittwoch, 20. August 2014, 13:29
(bisher 4.527x aufgerufen)

Clint Eastwood: EIN FREMDER OHNE NAMEN. Teil 1

von  Dieter_Rotmund


Gastkolumne von  HundertTexteEinsamkeit

Eigentlich fängt dieser Western ja ganz lustig an. Durch flirrenden Staub kommt ein Cowboy angeritten, begleitet von einem kreischenden Sound und die Kamera begleitet ihn. Die Landschaft ist stellenweise sandig, hauptsächlich aber herbstgrün. Im Hintergrund die schneebedeckten Berge der Sierra Nevada. Und während sich Clint per Pferd durch die Sträucher balancieren lässt, dreht die Szene, so dass man einen riesigen See und an dem Ufer in der Ferne eine Holzbausiedlung entdeckt. Eine ungewöhnliche Szenerie für einen Schießfilm. Die Hintergrundmusik erzählt von Weite und die wild geschlagenen Snare-Drums von einem bevorstehenden Kampf.

Der Reiter sitzt aufrecht, grau gekleidet, in ähnlicher Farbe wie sein scheckiger Gaul. Der Eastwood-Hut, sowie sein Träger selbst zeugen von unbeugsamer Entschlossenheit. Das Pferd schaukelt, von einem abenteuerlichen Sound begleitet, durch die Holzbauten. Wobei es die Regie (Clint Eastwood) nutzt, die wesentlichen Personen und Gebäude ins Bild zu bringen. Den Sheriff, ein Hotel, eine Frau, die auf dem Balkon steht und dem Fremden nachsieht, einen Kramerladen, eine Lady, die man im Western immer benötigt für vielerlei Zwecke, diverse herum lungende Gestalten und einen Miniaturmann in Kommunistenklamotten. Es ist heiß, das Volk schwitzt, die 'Bösen' am meisten. Ihre verklebten und verpickelten Gesichter deuten darauf hin, dass sie viele dunkle Geheimnisse zu verstecken haben. Der sture Geradeausritt des Helden und die zusammengekniffenen Augen zeigen Wachheit und ein gewisses Mißtrauen der Umgebung gegenüber. Clint entdeckt einen Sargtischler mit einer offenen, zum späteren Gebrauch stehenden Holzbehausung und klappert mit den Sporen langsam in den Saloon. Der Wind heult.

'N Bier und 'ne Flasche Whisky!

Clint Eastwood ließ für diesen Film eine komplette kleine Stadt, Lago genannt, am Rande des Mono Lake (Kalifornien) aufbauen. Dieser See hat eine Ausdehnung von ungefähr 200 Quadratkilometern und ist von bizarrsten vulkanischen Felsformationen umgeben. Durch den hohen Salzgehalt des Sees können sich nur wenige Lebewesen halten und er ist also umso mehr geeignet, eine Abgeschiedenheit, auch von Recht und Gesetz, zu unterstützen. Lago ist ein Stadt für Goldsucher, würde man den Film zeitlich einordnen, so spielte er wohl um 1890 herum.

'Ein Fremder ohne Namen' (High Plains Drifter) wurde von der Kritik grundsätzlich positiv aufgenommen. Mir erscheint er ein paar Anmerkungen wert. Speziell den Film, als auch Clint Eastwood selbst betreffend. Da auch genug Frauen, Whisky, Dynamit, Schießeisen, ein kleiner Sheriffzwerg und jede Menge Outlaws mitspielen, die beseitigt werden müssen, so hat man eine schöne Auswahl an Themen.

Um einige weitere Titel mit Eastwood (1930 geb.) in der Hauptrolle zu nennen, die vor dem hier Besprochenen erschienen:

1964: Für eine Handvoll Dollar
1965: Für ein paar Dollar mehr
1966: Zwei glorreiche Halunken
1968: Hängt ihn höher
1971: Dirty Harry
1973: Calahan

Dirty Harry ist also bis zu diesem Zeitpunkt der Mann für's Grobe. Irgendwie immer im Dienste des Gesetzes. Immer aber auch ein paar sehr weite Spuren daneben. Wo Clint Eastwood auftaucht, stürzen Menschen von Häusern, pfeifen Patronen durch Hüte und Ohren, werden Zigarillos grundsätzlich im Whisky des Nachbarn ausgedrückt. Klaus Kinski konnte ein Lied davon singen. Der musste zähneknirschend mit ansehen, wie der Cowboy Monco sein Gesöff zischend verunstaltete. Um dann, kurze Zeit später, in einem der Holzsärge Platz nehmen, die Eastwood wohl in großer Zahl für seine Produktionen vorbestellt hatte. Man ist mit dem Helden, denn oft genug kriegt er ja auch die volle Ladung ab. Liegt im Staub, wird mit Banditenstiefeln bearbeitet oder hinter Pferde hergezogen. Das ist auch nicht die feine Art. Es scheint eine Tendenz zu bestehen, dass sich alle Bösen der Welt provoziert fühlen, transpirierende Unterhemden und Wortansammlungen vor ihm auszubreiten. Es klingt keineswegs einladend, wenn ihn fünf oder sechs Schwitzgesichter in obigem Saloon so begrüßen:

Pennbrüder halten sich im Allgemeinen nicht lange bei uns in Lago auf. Die Luft hier scheint Stinktieren nicht zu bekommen. Deshalb glaube ich auch nicht, dass Du dieses Klima hier vertragen wirst!

Demnächst Teil 2: Waren die Temperaturen für Eastwood tatsächlich unbekömmlich?
Endlich Weiber! Endlich Dynamit!

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

Graeculus (69)
(21.08.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram