Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Mittwoch, 01. Februar 2017, 18:32
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Passengers: Ein Film wirft Fragen auf

von  Dieter_Rotmund


Über ein aktuelles Werk in den Multiplex-Kinos

Passengers ist ein Science Fiction-Film aus der Feder des US-amerikanischen Autors Jon Spaihts, der vom norwegischen Regisseur Morten Tyldum dirigiert wurde. Sagenhafte 110 Millionen Dollar stehen als Produktionskosten für diesen Film in der Datenbank imdb.com. Mag sein, dass schon viele andere Filme noch teurer waren, ich finde solche Summe dennoch exorbitant. Vor allem deswegen, weil diese Filme deswegen ja nicht mehr als zehn Mal besser sind als eine, sagen wir, kleinere französische Produktion für rund 10 Mio. Dollar, umgerechnet. Wobei sich inzwischen rumgesprochen hat, dass diese Summen Milchmädchenrechnungen sind, weil das Geld nur hin- und hergeschoben wurde, um solche Höhen zu erreichen, sie also oft reine Angeberei sind.
Nun, abseits jeden Buchhalterrums: Was kann Passengers leisten? Diesen Film hätte man, so dieser starke Eindruck, weitaus reifer inzensieren können. Was hätte Kubrick, Tarkovsky oder William Fleischer daraus gemacht, aus diesem Stoff! Man mag gar nicht daran denken...
Passengers enthält, wie es youtube-Filmanalyst Wolfgang M. Schmitt jun. gedrechselt ausdrückt, einige "virulente Diskurse". Anders gesagt: Der Inhalt wirft Fragen auf. Das ist das Gute an diesem Film. Die Macher wollten dies so gut wie es geht vermeiden, denn der Film soll ja für den typischen 15- bis 25-jährigen Multiplexkino-Besucher gemacht sein und diese wollen seicht unterhalten und nicht überfordert werden. Ein kitschiges Ende gibt es obendrauf. So mag es die Jugend heute.
Aber die Fragen, die Fragen! Sie retten den Film. Sie hier alle aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Nur soviel: Muss man denn immer permanent unglücklich sein, statt sich über das zu freuen, was man hat?
Außerdem: Jennifer Lawrence gibt in Passengers eine Journalistin ("Das ist mein Interview!", ganz unprofessionell patzig) und Autorin, wie unglaubwürdig die Welt noch nicht gesehen hat. Gegenpart Chris Pratt spielt hingegen befreit auf, er hat wohl in letzter Zeit zu viele dämliche Komödien gemacht (Lego Movie, Guardians Of The Galaxy und so Mega-Mist wie Bride Wars, nun ja, vor irgendwas muss man ja leben). Er überzeugt.
Armer Andy Garcia: Eine stumme 15 Sekunden-Rolle.
Fazit: Für’s Multiplexkino ist Passengers gar nicht so übel - allzu hohe Erwartungen sollte man aber nicht haben.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

Graeculus (69)
(02.02.17)
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 Dieter_Rotmund (03.02.17)
Der Eindruck täuscht. Ich schreibe hier überwiegend über Filme, die mir gefallen. Zuletzt King Solomon’s Mines, davor La fille inconnu / Das unbekannte Mädchen, Nocturnal Animals und der großartige Frantz.

Leider hat (bisher jedenfalls) keiner der beiden Prpgrammkinos in meiner Stadt die neue Fallada-Verfilmung in ihr Programm aufgenommen.
toltten_plag (42)
(22.03.17)
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 Dieter_Rotmund (23.03.17)
Ja, du wirfst hier einige interessante Fragen auf, die man sich nach Ansehen des Films stellen kann. Wirklich besser wird der Film dadurch nicht, aber im Kopf des Rezipienten tut sich was.
Ehrlich gesagt, einem guten philosophischen Essay daraus zu stricken, das überfordert mich jedoch.
GigaFuchs (39)
(14.07.17)
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 Dieter_Rotmund (14.07.17)
Nun, aber welche Fragen sind für alle (viele) interessant, welche nicht?
Ich teile z.B. nicht die Meinung, dass Alleinsein zur Selbstzerstörung führt. Aber das ist ein weites Feld...
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