Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Mittwoch, 23. August 2017, 13:51
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Spielfilme aus der Schweiz

von  Dieter_Rotmund


Spielfilme aus der Schweiz sind selten in deutschen Kinos zu sehen. Meistens sind sie etwas harmlos. So wie Vitus (2006), da rechnete sich ein Verleih wohl etwas aus, weil Bruno Ganz eine der Hauptrollen besetzte. Ach ja, Bruno Ganz. Kürzlich, im Kino bei In Zeiten des abnehmenden Lichts (2017) dachte ich, achgott, Hitler ist aber alt geworden. Man kann Eichingers Untergansgepos namens Der Untergang mögen oder nicht, der Schweizer Bruno Ganz hat seine Sache gut gemacht. Will sagen: glaubwürdig. Aber weder In Zeiten des abnehmenden Lichts (2017) noch Der Untergang waren schweizerische Film. BTW: das Adjektiv "schweizer" gibt es, obwohl recht oft zu lesen, offiziell nicht. Nur "schweizerisch" ist korrekt.
Dann gab es 2009 noch Giulias Verschwinden, aus der Schweiz. Auch sehr harmlos, trotz Corinna Harfouch in der Hauptrolle. Im gleichen Jahr: Die Standesbeamtin, auch aus der Schweiz: Ganz ordentlich, fand ich.
Und nun im Kino: Die göttliche Ordnung, wieder mit der Standesbeamtin, Marie Leuenberger heißt die Schauspielerin, in der Hauptrolle: Er toller Film, toll das Jahr 1971 ausgestattet, nicht so überfrachtet wie hierzulande die immer gleiche Straßenecke im Studio Babelsberg. Auch super: Keine der Figuren wird vorgeführt, ist in irgendeiner Weise "böse". Es sind einfach Figuren mit höchst unterschieddlichen Motiven und die danach handeln, das ist sehenswert. Doof: Der authentisch in Schweizerdeutsch aufgenommene Film wurde tatsächlich von den Schaupielern für das deutsche Kino in Hochdeutsch nachsynchronisiert. Das klingt an vielen Stellen sehr bemüht, geradezu anstrengend. Aber für den behäbigen deutschen Kinogänger sind Untertitel ja reinstes Kassengift, die Liste der Ausreden der Untertitel-Verächter reicht auf keine noch so große Filmrolle. Nun ja, dennoch möchte ich hiermit Die göttliche Ordnung empfehlen.

Außerdem gesehen: War for the Planet of the Apes, USA/Canada/New Zealand 2017
Moses, Heart of Darkness/Apocalypse Now/Colonel Kurtz, Nazi-KZ, Messias, Western, Flaggenverbrennung und und und ...
Der Film vereinigt eine Menge bekannter Motive und Topoi, das macht er recht gekonnt, man ist leidlich gut unterhalten. Bleibt aber dennoch Mainstream-Multiplex-Dutzendware, die keine Diskussion wert ist. Dann doch eher das Frauenwahlrecht in der Schweiz (Die göttliche Ordnung), das ist Real Life.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

Graeculus (69)
(24.08.17)
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Graeculus (69)
(24.08.17)
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 Dieter_Rotmund (24.08.17)
Nun, mein Eindruck ist natürlich subjektiv und nicht repräsentativ, aber eine große Filmnation ist die Schweiz nicht und auch nie gewesen.
Ich erinnere mich noch gut an den prima Kriminalfilm Es geschah am hellichten Tag (1959), nach Dürrenmatts Das Versprechen, aber das ist eine deutsch-spanische-schweizerische Koproduktion. Frischs Homo Faber-Verfilmung mit dem kürzlich verstorbenen Sam Shepard von 1991 ist sogar eine Koproduktion aus vier Ländern, aber die Schweiz ist gar nicht dabei.
Läßt man imdb.com schweizerische Filme nach "popularity" sortiert anzeigen, erscheinen recht früh in dieser Liste Filme wie Frauen für Zellenblock 9 von 1978, offenbar eine Art Softporno - Was sagt uns das?
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