Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Donnerstag, 25. Januar 2018, 10:26
(bisher 12.300x aufgerufen)

Achtzehn

von  Dieter_Rotmund


Gastkolumnist  Oskar über die Segnungen des Erwachsenwerdens

Achtzehn, welch schöne Zahl. Zwei Ziffern. Eine eins und eine Acht. Eins als Ganzheit und die Acht als aufrecht stehende Unendlichkeit. Oskar? Ja? Das soll ein Text für Diesters Kolumne werden, nicht für Graeculus Garten. Ach so, na dann. Achtzehn. Volljährigkeit und barrierefreier Zugang zu allen Bereichen der Videothek. Zutritt zu all den erigierten und feuchten Körperteilen, die sich hinter der Abtrennung zwischen FSK 16 und FSK 18 verbargen. Kann mich noch an meinen ersten Porno erinnern, den ich wahrscheinlich mit verschwitzen Händen und knallrotem Kopf der Videotheksmitarbeiterin entgegenhielt. Eine Frau wurde durch irgendeinen Zauber unsichtbar und konnte nur stofflich werden, war sie sexuell erregt. Viel Gelecke und Geblase später traf sie auf ihren Retter, der sie mit einem Trank heilte und sie fortan, von morgens bis abends, von hinten und vorne bumsen durfte, bis die Acht, in fernen Zukunft ihre wahre Stellung fand und sich das Leben in der Unendlichkeit verdichtete. Aus dem Gedanken, dass die Frau nur körperlich wird, will sie Sex, könnte man eine Menge machen, müsste dafür aber von Epikur auf einen Text einladen werden. Bleibt also die Videokassette. Zum Glück gab es in meinem damaligen Haushalt einen technikversierten Stiefvater, der mehrere Videorekorder besaß. So konnte ich mir nicht nur Pornos ausleihen, sondern sie auch, nach stundenlanger Kabelrumgefrickelei, auf eine leere Kassette überspielen. Wir befinden uns ja in einer Zeit, in der das Internet höchstens die Hosen irgendwelcher Nerds nassmachte und der Rest für sein pubertären Gelüste Geld ausgeben musste.

Apropos Internet, ich meine Eisenbahn, als diese erfunden wurde, glaubten viele, dass die Geschwindigkeit mit der man nun vorankam, die Leute verrückt machen werde. Jetzt wissen wir natürlich, das dem nicht so ist. Es ist nicht die Geschwindigkeit, sondern der damit verbundene Zeitstress. Das Internet im Allgemeinen und Pornoportale im Speziellen erlegen einen anderen Unmut auf. Den der Entscheidung und der Auswahl. Jede Pornoseite bietet mindestens genauso viele Genres an wie diese Seite hier. Da schlackern selbst einem alten Hasen wir mir die Ohren. Nicht auszudenken, wäre ich jetzt achtzehn. Innerhalb eines Jahres wäre ich vollkommen ruiniert und würde mir wünschen irgendwo zwischen Stuttagart und Bietigheim-Bissingen aus dem Zug zu steigen.

Körperlos. Eines der wenigen wahrhaftigen Kriteririen, will man Filme, Bücher, Pornos und Computerspiele bewerten. Saugen sie den Körper auf oder nicht. Lassen sie diese evolutionäre Krücke hinter sich oder nicht. Was für ein angenehmes Gefühl es als Kind war, begann der Abspann, ging das Licht an und alles sich unterhalb der Hirnrinde anfühlte wie abgestorben. Heute nur noch wenige Sekunden von Bett, Küche und Klo entfernt, war alles früher ähnlich weit entfernt wie der sonntägliche Kirchengang an einem Montagmorgen. Oskar? Ja? Früher war alles besser? Nö, nur weiter weg. Und was ist mit der 18? "Und siehe, ein Weib war da, das hatte einen Geist der Krankheit 18 Jahre; und sie war krumm und konnte nicht wohl aufstehen." Alles klar.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Sylvia (25.01.18)
18= die magische Zahl, das ist richtig. Nun durfte man das spannende Verbotene gucken und irgendwie verlor es dann die Spannung, oder?
LG Sylvia

(Kriteririen= Kriterien)

 Oskar meinte dazu am 25.01.18:
Hängt vom Wetter ab.
Mit dem Alter wird wohl Enstpannung wichtiger. Die zu finden ist schwieriger als jugendliche Spannung.

 Sylvia antwortete darauf am 25.01.18:
Lach* Ja, da stimme ich dir zu.

 Lala (25.01.18)
Ach, die guten alten VHS Kassetten. Videotheken. Hier macht eine nach der anderen zu. Als Randy in Southpark vor - fünf Jahren? - die Blockbuster Videothek bekam, dachte er hätte das große Los gezogen. Am Ende lief Randy durch seine Videothek wie weiland Nicholson durch das Hotel in Shining - auch ein Film, den ich zum ersten Mal auf Video geglotzt habe. Also nicht nur die Pornoabteilung hatte ihre Pforten nach dem 18ten geöffnet, sondern auch die Horror Filme waren frei verfügbar. Was für einen Rotz ich mir da nächte lang reingezogen habe: Von Frankensteins Todesrennen (ein lächerlicher Film) bis ManEater (Katastrophal schlecht). Aber - schön das gelesen zu haben - mit Scart -Kabeln Videorecorder und Fernseher verkabelt und dann natürlich nur Arthouse Filme auf die 240er Kassetten kopiert. Nur Arthouse, Versteht sich.

Bin froh, dass ich nicht mehr 18 bin :)

Kommentar geändert am 25.01.2018 um 18:41 Uhr

 Oskar schrieb daraufhin am 25.01.18:
Bin noch immer traumatisiert von Friedhof der Kuscheltier. Also kein Horror. Ist aber, wie immer, auch Mutter schuld. Du darfst dir alles ausleihen, nur keine Horrorfilme. Guckte mit ihr auch gerne Fackel im Sturm oder Dornenvögel. Hat mich auf Lebzeiten versaut. Erinnere mich grade, das mir ein Kumpel Menace 2 Society überspielte und meinte, er habe noch einen Porno hinten drangehangen. Ich voller Freude nach Hause und gespult und gespult und nichts. Also doch wieder Sat 1 samstagnachts.

Und nun eine Sekunde schweigen für Mark E. Smith.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram