Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Donnerstag, 17. Oktober 2019, 12:35
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Kein Kino gleicht dem anderen

von  Dieter_Rotmund


In der vergangen Woche habe ich zwei Filme gesehen, die kaum unterschiedlicher sein können. Gemeinsam ist ihnen nur, dass ein gebrochener Charakter in ihren Mittelpunkten steht.
In Deutschstunde (D 2019) stimmt die Gewichtung nicht ganz. Es brillieren dort eher die Nebenrollen, allen voran Ulrich Noethen, fernab jeder Sams-Kinderkitschigkeit, die junge Maria Dragus und Tobias Moretti, der trotz aller nordseeischen Grundierung des Films überzeugt, er ist ja eigentlich eher der österreichische Bergtyp. Es gibt noch einen weiteren überzeugenden Mitwirkenden in Deutschstunde, das ist die weite Landschaft, in der Menschen eher geduldet als erwünscht sind. Die Hauptrolle ist zwischen zwei altersunterschiedlichen Schauspielern geteilt und lastet so sehr schwer auf deren Schultern. Das ist allerdings Jammern auf hohem Niveau. Deutschstunde ist ein überraschend actionhaltiges Werk für eine Siegfried-Lenz-Verfilmung. Man denke da bloß an die prüd-dröge Effi Briest-Umsetzung aus dem Jahre 2009 (Fontane-Vorlage, ebenfalls mit Seeküste).
Früher war Deutschstunde Schullektüre. Heute wären die Schüler damit wohl überfordert, denke ich. Nicht, dass wir damals klüger gewesen wären, aber die Welt hat sich rasant verändert. Ich sah Deutschstunde in einem netten kleinen Kino an der Bergstrasse, mit nettem Personal und der Kaffee ist dort auch recht gut. Den verstörenden Joker (USA/Kanada 2019) , fernab jeder blöden Supermencape-Avengerhampelei, sah ich in einen größeren Kino auf einer größeren Leinwand: Eine 70mm-Analogkopie, Original mit Untertitel, klasse! So darf es gerne weitergehen, voraussichtlich werde ich mir am Freitag in einem Programmkino den niederländischen Dokumentarfilm M.C. Escher - Reise in die Unendlichkeit (2018) ansehen.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

Jack (36)
(17.10.19)
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 17.10.19:
Bei den Terminator-Filmen habe ich den Überblick verloren, wer wo was in welcher Zeitlinie etc.

 Willibald (17.10.19)
Nun, ja, ein Kommentar angelehnt an den Dieter-Stil:

Die Aufmerksamkeit nicht nur auf Koffeingetränke und deren Munden richten. Auch ein wenig auf die Syntax und etwa ein bisschen mehr zukünftig auf die Kasus (Pl.) achten, bei Dieters Griffelei bemerkt man eine Tendenz zum verschleppten Dativ:

In Deutschstunde (D 2019) stimmt die Gewichtung nicht ganz. Es brillieren dort eher die Nebenrollen, alleN voran Ulrich Noethen, fernab jeder Sams-Kinderkitschigkeit, die junge Maria Dragus und Tobias Moretti, der trotz aller nordseeischen Grundierung des Films überzeugt, er ist ja eigentlich eher der österreichische Bergtyp. Es gibt noch einen weiteren überzeugenden Mitwirkenden in Deutschstunde (ANFÜHRUNGSZ), das ist die weite Landschaft, in der Menschen eher geduldet als erwünscht sind. Die Hauptrolle ist zwischen zwei altersunterschiedlichen Schauspielern geteilt und lastet so sehr schwer auf deren Schultern. Das ist allerdings Jammern auf hohenM Niveau, Deutschstunde (ANF.) ist ein überraschend actionlastiges(haltiges?) und aktuelles Werk für (Missverständliche Formulierung mit der Präposition, vielleicht besser in das Vorfeld des Satzes schieben) eine Siegfried-Lenz-Verfilmung. Man denke da bloß an DIE prüde-dröge (prüd-dröge) Effi Briest-Umsetzung aus dem Jahre 2009.

Weitere Ausführungen zu Dieters Rezensionsgedanken vielleicht später, wenn die "Hausaufgaben gemacht sind". Nur soviel schon mal: Auch wenn man das "Verplappern" scheut wie der Teufel das Weihwasser, könnte man ein wenig mehr Substanz liefern und sich damit der Genremuse (Gen.) Stirnrunzeln ersparen.

Gott zum Gruß
ww

Kommentar geändert am 17.10.2019 um 11:02 Uhr

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 17.10.19:
Das ist super, Danke!
Habe Deine Vorschläge ver/eingearbeitet. Anführungszeichen gibt es hier allerdings nicht, sondern eine kursive Schreibweise, die die Titel entsprechend hervorhebt.
Was bedeutet für Dich "mehr Substanz"? Eine Inhaltsangabe?

Antwort geändert am 17.10.2019 um 12:03 Uhr

 Willibald (17.10.19)
Und jetzt noch im letzten Abschnitt selbständig nach verfehlten Dativen suchen? Tipp: Man achte auf die Präposition "in" und ihre zwei Kasus.

Früher war Deutschstunde Schullektüre. Heute wären die Schüler damit wohl überfordert, denke ich. Nicht, dass wir damals klüger gewesen wären, aber die Welt hat sich rasant verändert. Ich sah Deutschstunde in einen netten kleinen Kino an der Bergstrasse, mit nettem Personal und der Kaffee ist dort auch recht gut. Den verstörenden Joker (USA/Kanada 2019) , fernab jeder blöden Supermencape-Avengerhampelei sah ich in einen größeren Kino auf einer größeren Leinwand: Eine 70mm-Analogkopie, Original mit Untertitel, klasse! So darf es gerne weitergehen, voraussichtlich werde ich mir am Freitag in einem Programmkino den niederländischen Dokumentarfilm M.C. Escher - Reise in die Unendlichkeit (2018) ansehen.


Du scheinst "Inhaltsangaben" für einen schulischen Doofbegrff zu halten, nun ja. Dass man in einer Rezension auf den Inhalt und anderes eingeht, geschickt und erwachsen eingeht, ist dem Dieter zweifeleleswert (sic)?

https://www.welt.de/kultur/article3173108/Julia-Jentsch-ist-die-erotischste-Effi-Briest.html

Kommentar geändert am 17.10.2019 um 12:24 Uhr

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 17.10.19:
Danke, hab's gefunden und korrigiert!
Sorry, ich rotze hier die Kolumnentexten aus Übungszwecken einfach nur so rein. Bin diesbezüglich verroht, wegen der vielen kVler, die hier mit dem Handy (sic!) schreiben.

Julia Jentsch fand ich super in Sophie Scholl – Die letzten Tage (2005). Aber erotisch? Neeee, da hat sich ein alter Welt-Redakteur einen darauf ...., oder? Tolle Schauspielerin, die sich mit ihrer Teilnahme an einen dieser schrecklichen Till-Schweiger-Film selbst etwas ins Abseits gestellt hat, so scheint mir.

Ich persönlich mag diese Inhaltsangaben-Filmrezensionen nicht, es sind nämlich dann eben nur Inhaltsangaben. Prinzipiell hast Du recht, aber ich bin mir da noch viel zu unsicher in der Gewichtung. Empfehlenswert sind die Filmrezensionen in der FAZ, besonders die von Verena Lueken.

 Willibald (17.10.19)
Naja, da gibt es ja eine Menge Zwischenstufen auf der Skala, hier ein Beispiel:
...................................................................
Sein zwanghaftes Lachen schmerzt in den Ohren, sein dürrer Körper ist kaum anzuschauen, die Qual in seinen Augen haut einen um. Und dann ist da noch dieses unkontrollierte Zittern in den Beinen, dieser Hang zum anfallartigen, entrückten Ausdruckstanz, dieses Flackern von Glamrock, Lampenfieber und nacktem Wahnsinn. Joaquin Phoenix, das wurde am Samstagabend klar, ist ein "Joker" für die Filmgeschichte. Und das will etwas heißen bei dieser Rolle, die schon Heath Ledger zu einer Intensität getrieben hat, hinter der dann nur noch der Tod lauerte.

Diese Figur aus dem Universum der DC-Comics, Erzfeind des Superhelden Batman, hat in dem neuen Film von Todd Phillips etwas Hochpolitisches, ja fast schon systemverändernde Sprengkraft. Und das fügt sich dann gut, dass die beiden am heißesten erwarteten Filme beim Festival von Venedig zugleich die politischsten sind. Der andere ist "The Laundromat", der am Sonntag Premiere hatte, der Versuch von Autor Scott Z. Burns und Regisseur Steven Soderbergh, sich einen Reim auf die weltweiten Enthüllungen der Panama Papers zu machen - aber der Reihe nach.

Alle, die sich der Rolle des Jokers annehmen, scheint diese Figur an ihre Grenzen zu treiben: Schon Jack Nicholson ließ 1989 in Tim Burtons "Batman" alle Sicherungen durchbrennen, was augenzwinkernden Camp betraf, und in eine ähnliche Richtung geht Jared Leto, im Duo mit seiner Gangsterbraut Harley Quinn in "Suicide Squad". Noch mal anders relevant und gefährlich aber wird es, wenn sein volles anarchistisches Potenzial zum Tragen kommt, in den Performances von Heath Ledger und jetzt eben Joaquin Phoenix.


Christopher Nolan war es mit seinem "Dark Knight" (2008), der die Figur neu definierte: als Agent des reinen Chaos. Mitten in der globalen Finanzkrise wurde der Joker nicht nur der Feind jeder Ordnung, sondern auch der Hauptfeind des globalen, alternativlos gewordenen Kapitalismus der Superreichen. "Why so serious?" fragte er und demonstrierte, dass es sehr wohl Alternativen gibt, wenn man der Krise ins Gesicht lacht und nichts mehr zu verlieren hat - die Feuerwerke des Untergangs. Erstaunlicherweise traf das beim Publikum weltweit einen Nerv.


An Superschurkentum ist da anfangs gar nicht zu denken - während Gotham im Müllstreik versinkt, nimmt der psychisch schwer gestörte Arthur Fleck, der an krankhaft unmotivierten Lachanfällen leidet, brav seine Medikamente, schlägt sich mit winzigen Werbejobs im Clownskostüm durch und träumt vom Erfolg als Stand-up-Comedian, obwohl nicht einmal seine kranke, delirierende Mutter ihn für lustig hält.

Dies hat mit einer Comicverfilmung, wie man sie bisher kennt, nichts mehr zu tun - es ist die Fallstudie eines Mannes, der wirklich bei jeder Gelegenheit brutal in die Fresse kriegt, in einer Stadt voller Hoffungsloser und aggressiver Bullies. Und der dann eines Tages eine Pistole hat, weshalb die nächsten Bullies in der Subway, drei üble Investmentbankerschnösel, sterben müssen. Die Massen feiern den unbekannten Mörder mit der Clownsmaske, woraufhin der Boss der Getöteten, der Milliardär Thomas Wayne, gleich alle Armen als "Clowns" bezeichnet. Es brodelt in Gotham, plötzlich sind Clownsmasken überall.


Thomas Wayne ist niemand anders als der Vater von Bruce Wayne, des künftigen Batman. Dieser ist hier etwa acht Jahre alt und ein unschuldiges Kind, aber sein alter Herr wird als ein derartiges Schwein gezeigt, dass sich die Sympathiewerte im Batman-Kosmos bedenklich verschieben. Kaum besser ist Murray Franklin (Robert De Niro), ein populärer Talkshow-Host. Als jemand Arthur Flecks gescheiterte Stand-up-Versuche mitfilmt, bringt er sie ins Fernsehen und macht sich darüber lustig. Dann lädt er den Gedemütigten, der seine Show liebt, auch noch in die Sendung ein.

Sagen wir mal so, das hätte er besser nicht getan. Denn das wird nun die eigentliche Geburtsstunde des Jokers - kein zufälliger Sturz in einen Säuretank, wie er früher die Herkunft des Joker-Wahnsinns erklären musste. Dieser Joker ist menschengemacht, er ist auch das Produkt der Budgetkürzungen im Gesundheitswesen, durch die er seine Medikamente verliert, eines durch und durch herzlosen Systems.

Aber all das könnte kaum funktionieren ohne einen Schauspieler, der die Qual dieser Figur in jeder Faser seines Körpers spüren will. Joaquin Phoenix war schon all die Jahre fast zu intensiv, um normale Menschen zu verkörpern, aber hier stürzt er sich in den Wahnsinn und schaut nicht mehr zurück. Man spürt keinen Millimeter Distanz zu den Träumen dieses Arthur Fleck, zu seinen Hoffnungen, seinem Schmerz, seiner Erniedrigung und Wut. Phoenix habe in diesem Film einen "Zustand der Gnade" erreicht, sagt Alberto Barbera, der Festivalchef von Venedig, und sei an Orte gelangt, "wo wenige Schauspieler je hinkommen, wo es verstörend wird. Müsste ich den Oscar vergeben, hätte ich keinerlei Zweifel".
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Kommst Du an diesen Link da unten ran? Ist ein neueres, sehr brauchbares Ding zur Makrostruktur und Mikrostruktur (Stilistik) der Filmrezension.

https://ebookcentral-1proquest-1com-1008394l1016f.emedia1.bsb-muenchen.de/lib/bsb/detail.action?docID=5199787&query=Film+Schlagzeilen

Kommentar geändert am 17.10.2019 um 13:42 Uhr

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 17.10.19:
Nein, für die Bayerische Staatsbibliothek habe ich keinen Zugang.
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