Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Donnerstag, 03. Dezember 2020, 10:41
(bisher 748x aufgerufen)

Brauchen wir den Profi-Fußball?

von  Dieter_Rotmund


Brauchen wir den Profi-Fußball wirklich? Angesichts leerer Stadien, in denen zu angesetzter Anpfiffzeit Millionäre gemeinsam spielen, mögen da Zweifel aufkommen. Was soll das? Bei mir um die Ecke gibt es einen beleuchteten Bolzplatz, da treffen sich oft bis nach 20 Uhr Jugendliche, um gemeinsam zu kicken. Wo ist der Unterschied?
An den weiterhin üblichen Ergebnis-Verkündungsstil (z.B. "Hamburg gegen Düsseldorf" in der ARD, als würden ganz Bürgerhorden aufeinandertreffen) haben wir uns gewöhnt. Aber sie wirken nun irgendwie seelenlos, wenn keiner vor Ort war. Die Journalisten berichten zwar gewissenhaft weiter wie eh und je, aber die Situation ist bizarr. "Da hängen viele Arbeitsplätze dran", sagen viele, aber Hand aufs Herz, soooo viele sind es dann doch nicht. Es ist ein großer Apparat, damit ein paar Millionäre sich zum Kicken treffen können und das Ergebnis auf allen Kanälen verkündet wird. Wirklich wichtig ist das nicht. Fanbindungen entstehen durch Erfahrungen vor Ort, druch echtes Erleben. Gehören sie, die Fans nicht irgendwie dazu? Sicher, sie benehmen sich oft daneben und missbrauchen das Fußballspiel, um ihren Frust abzubauen. Also braucht es im Grunde keiner Fans und damit auch nicht mehr der Profi-Fußballs. Die deutsche Nationalmannschaft sei dann nicht mehr international konkurrenzfähig, wenn es in Deutschland keinen Profifußball gäbe? Geschenkt, nicht mehr konkurrenzfähig ist sie jetzt schon. 6:0 heisst DAS Fußballergebnis des Jahres. Die Niederlage der Männer gegen Spanien und der Kantersieg der Frauen gegen Griechenland. Kurioserweise bekommen die Frauen im Profifußball nur ein Bruchteil dessen, was die Männer verdienen. Wer im Frauenfußball erfolgreich sein will, muss auch Ausbildung und Studium der Spielerinnen fördern. Denn es gibt eine Zeit nach der sportlichen Karriere - nicht jeder ist ein Loddamatthäus.
Die Frage danach, ob wir den Profifußball wirklich brauchen, soll gestellt werden dürfen.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

Terminator (41)
(03.12.20)
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 drmdswrt (03.12.20)
Tja, niemand braucht Rotmunds Kolumne, trotzdem hält er beharrlich an deren beinahe regelmäßiger Veröffentlichung fest. Könnte man jetzt auch Fußballergebnisbeispiele bringen, um es einzuordnen, aber wollen wir den (Profi-)Fußball nicht noch weiter niedermachen, als er ohnehin schon zu bewerten ist.

Abgesehen davon:
Wer soll dieser
Loddamattäus
sein?

Ach, was soll's, ich schenke dir ein "h" oder ein Doppel-"d", such dir was aus.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 03.12.20:
Schreibweise umstritten.
Harald Schmidt, ca. 2011?
Als Hashtag gibt das noch.

P.S.: Danke für das "beharrlich", ein schönes Kompliment.

 drmdswrt antwortete darauf am 03.12.20:
Als Hashtag gibt das noch.
Ehm... nein.

[exturl=https://twitter.com/search?q=%23loddamattäus&src=typed_query]
Keine Ergebnisse für „loddamattäus“
Der eingegebene Begriff hat keine Ergebnisse erzielt. Eventuell hast du dich vertippt, oder deine Sucheinstellungen schützen dich vor potenziell sensiblen Inhalten.[/exturl]

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 03.12.20:
#loddamatthäus hashtag on Twitter

 drmdswrt äußerte darauf am 03.12.20:
ist natürlich richtig. Aber wer soll das aus dem Text erkennen, wenn du es da nicht korrekt schreibst?

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 03.12.20:
Sorry, war schlampig, hab's korrigiert.

 LotharAtzert meinte dazu am 03.12.20:
Wie gesagt, um was geht's?

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 03.12.20:
Wie gesagt, um die Relevanz des Profi-Fußballs.

 Regina (03.12.20)
Dass sie Millionäre sind, zeigt, welche Prioritäten in der Gesellschaft gesetzt werden, der es fast überall im sozialen Bereich an Mitteln fehlt. Wir brauchen vor allem keine Massenveranstaltungen, sondern Breitensport zur Jugendförderung und leichteren Gesundheitssport. Die Olympischen Spiele gehören in die Antike. Gruß Gina

 keinB (03.12.20)
Wer braucht schon Fußball?

 Willibald (03.12.20)
Wer braucht schon Fußball?

Ich mag ihn, den Fußball und ich mag Polemik, aber bei solchen Kolumnen und ihrer "Gedankenführung" und ihrer Sprache graust es mir:

Also braucht es im Grunde keiner Fans und damit auch nicht mehr der Profi-Fußballs.
Die deutsche Nationalmannschaft sei dann nicht mehr international konkurrenzfähig, wenn es in Deutschland keinen Profifußball gäbe? Geschenkt, nicht mehr konkurrenzfähig ist sie jetzt schon. 6:0 heisst DAS Fußballergebnis des Jahres.

Und daher die Um-Schaltung auf Kino, Victor Klemperer schaut sich Tonfilme an:

Vom Tonfilm, mit dem wir es nach einigen guten Erfahrungen wieder versuchen wollten (Die Million, Tauberfilm, Remarquefilm waren sehr gut), wurden wir qualvoll zurückgeschreckt.

Ende Juli der Militärschwank aus »der guten alten Zeit«: Dienst ist Dienst, war so vollkommen idiotisch, dass wir uns schämten u. dass selbst den guten Schauspielern Ralph A. Roberts, Fritz Schulz, Maly Delschaft nichts zu retten blieb. Die Roda-Roda-Garnison, die Soubrette, der idiotische u. bauernschlaue Bursche, der Major u. der General auf Abwegen – – abgeklappert wie eine italienische Commedia des 17. Jh.s. –

Und am 13. 8. ein Kriminalfilm nach Wallace: Der Zinker, so vollkommen wirr, dass nichts Gestalt gewann u. nach kurzer Zeit tödliche Ermüdung, ja Erbitterung eintrat. (Hübsch waren nur im Nebenbei das erste Mal die grotesken Sinnlosigkeiten der Micky-Maus-Orchesterscherze: ein Klavier spielt sich selber –, das andere Mal prachtvolle Aufnahmen aus der Arktisfahrt des Zeppelins.

Klemperer, Victor: Licht und Schatten. Kinotagebuch 1929–1945, Aufbauverlag Berlin 2020; S.57-58.

Wer den Plot von "Dienst ist Dienst" angucken will:

Die Ankunft einer Kabarett-Truppe stellt eine kleine, galizische Garnisonsstadt auf den Kopf: Die Offiziere besuchen lieber die Vorstellungen der verführerischen Soubrette Carola als den Salon der sittenstrengen Majorsgattin Ilse von Koppel. Diese drängt ihren Mann zum Eingreifen, doch der verfällt prompt dem Charme Carolas und folgt einer Einladung, sie nachts in ihrer Wohnung zu besuchen. Als dort ebenfalls seine Gattin auftaucht, weiß er sich nicht anders zu helfen, als den Offiziersburschen Kaczmarek zu Carolas Liebhaber zu erklären. Auf Befehl des Majors muss Kaczmarek die Rolle bis auf weiteres weiterspielen, woraufhin plötzlich seine Chancen bei Anna steigen, die er bisher vergeblich umworben hat.

Kommentar geändert am 03.12.2020 um 16:49 Uhr

 trunkenmaster (06.12.20)
Sehr, sehr gute Gedanken zum Thema. Der Fußball ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Siehe Gleichberechtigung der Frauen. Nun bin ich kein direkter Frauenverfechter, aber fakt ist:
Sie sind härter im Nehmen, flexibler und Multitalente. Dazu schlechter bezahlt, auch im Fußball.
Schön waren die alten Zeiten, wo Pokalsieger der Länder im Cup der Pokalsieger spielten, der Landesmeister im Cup der Landesmeister und im UEFA-Cup nur die Zweit- und Drittplatzierten starten durften. Das waren echte Festtage. Heute bestimmt das Geld das Handeln bei der FIFA, UEFA und Landesverbänden, siehe Schmiergeld-Affäre 2006. Keiner will es gewesen sein, es werden keine Personen zur Verantwortung gezogen. So könnte man in weitere Ebenen der Gesellschaft gehen
(Diesel-Skandal usw.). Es ist immer das selbe Muster. Die Gier nach Geld und Macht hat uns dorthin geführt, wo wir jetzt stehen. Wir haben die Erde schamlos ausgenutzt, jetzt bekommen wir auch die Quittung dafür. Alle wissen es, aber konkret wird nix getan, nur Lippenbekenntnisse. Gerafft hat das die sogenannte ELITE der Welt immer noch nicht.
So gesehen braucht es den Fußball nicht wirklich.
Als Fan sehe ich es noch etwas differenzierter. Der Fußball hat mir sehr durch mein bisheriges Leben geholfen. Warum? Ich leide seit Jahrzehnten unter Depressionen. Das heißt kurz gesagt: Kämpfen gegen den seelischen Schmerz, welcher phasenweise unerträglich scheint und ab und zu in Todessehnsucht endet. Da fehlt mir der Mut dazu diesen letzten Schritt zu gehen, weil ich zu feige bin. Es ist paradox zu glauben, das es schöne Dinge im Leben gibt, wenn mir der Zugang dazu verweigert ist. Das macht es so schwer für mich. Ich bin jetzt 55 Jahre alt, habe zwei Töchter auf die ich stolz bin und eine Lebenspartnerin. Liebe habe ich nicht wirklich erfahren in meiner Kindheit, aber meine Frau liebe ich, so wie ich es definieren kann. Schlimm ist nur, das ich trotzdem einsam bin.
Zurück zum eigentlichen Thema:
Der Fußball hat mir immer geholfen dort hinzukommen, wo ich jetzt stehe. Kampf, Einsatz, Verantwortung, Ehre, Fleiß, Taktik, und, und, und. Die Liste könnte ich weiter führen. Nicht umsonst sagt man auch: Fußball ist wie das wahre Leben. Da ist was dran.

Kommentar geändert am 06.12.2020 um 10:50 Uhr

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 09.12.20:
Ja, es bleibt aber die Frage, ob wir dazu den Profi-Fußball brauchen. Wäre dir weniger geholfen, wenn in den Stadien mit Herzblut und vollen Einsatz hauptberufliche Klempner gegen Zahnärzte und Standesbeamte spielen würden? Nein, oder?

Antwort geändert am 09.12.2020 um 11:36 Uhr
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