Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Mittwoch, 11. Januar 2023, 15:36
(bisher 54x aufgerufen)

keinverlag.de - Ein Narrenschiff?

von  Dieter_Rotmund


Eine Horde Menschen, in der alle ausschließlich und sehr stark nur von ihren Emotionen und Dämonen getrieben sind und diese auf so ungelenke Weise ausdrücken, dass ihre hehren Botschaften auf keinen fruchtbaren Boden fallen (so auch bei mir) - kennen wir das nicht irgendwo her? Beschreibt das nicht treffend uns alle kV-User? 

Nun, Spaß beiseite, über keinverlag soll es in dieser Kolumne überhaupt nicht gehen, sondern um den Spielfilm Ship of Fools (USA 1965), der
ganz ähnliches wie geschildert aufweist. Es ist, kurz gesagt, und obwohl 23 älter, eine Art Casablanca (USA 1942) auf einem Schiff. Um mal einen Begriff davon zu geben, von welcher Stimmung Ship of Fools getragen wird. Ein bunt zusammengewürfelter Haufen findet sich da in der ersten Klasse zusammen. Hoffnungslose, die sich in ihrer Hoffnungslosigkeit suhlen, Hoffnungsvolle, die allen Grund hätten zu verzagen (aber es nicht tun), Ausgestoßene und Verzweifelte. Im Grunde sind die zusammengepferchten Zuckerrohrarbeiter auf dem Zwischendeck weitaus glücklicher. Sie sind mittellos und keiner erwartet etwas von ihnen. In gewisser Weise sind sie weitaus freier als die Reichen. Ship of Fools hat kein Zentrum, um den die Handling kreist - man wollte vielen Figuren Raum gegen - das macht den Film sehr besonders.
Ich hatte das große Vergnügen, den Film OmU in einem schönen Kino in einer süddeutschen Studentenstadt zu sehen. Ein tolle Entdeckung für mich, der ich von diesem Film noch nie zuvor gehört hatte. 

"Du hast aber einen schönen Ball!"

Außerdem vier Tage später im Kino gesehen: M (D 1931) - Das war nochmals super!


(aus: Ship of Fools)

 Rieber: Lowenthal, you know it is a historical fact that the Jews are the basis of our misfortunes.
 Lowenthal: Of course.
 Rieber: You agree?
 Lowenthal: Of course. The Jews and the bicycle riders.
 Rieber: The bicycle riders? Why the bicycle riders?
 Lowenthal: Why the Jews?

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Terminator (12.01.23, 00:48)
alle ausschließlich und sehr stark nur von ihren Emotionen und Dämonen getrieben sind und diese auf so ungelenke Weise ausdrücken, dass ihre hehren Botschaften auf keinen fruchtbaren Boden fallen
Hier schmeißt du, wie ein Boulevardjournalist, alles auf einen Haufen. Jeder hassgetriebene Leser deiner BILD oder BZ oder Kronen-Zeitung möge dann sein eigenes Narrenbild malen. Solange es ihm so undifferenziert serviert wird, dass er in seiner Einfalt etwas damit anfangen kann.


Emotionen: Ja, davon handeln die meisten Texte unserer Lyriker (und auch Prosaiker). Die Formulierungen sind selten originell. Ein Hobbyautoren-Portal halt.

Dämonen: Man kann sich damit bewusst auseinandersetzen oder von ihnen getrieben sein. Ein darkes Thema bedeutet nicht automatisch, dass der Autor davon getrieben ist.

Ungelenke Weise: Für manche ironischen oder metaironischen Ausdrücke ist wiederum oft der Leser zu dumm.

Botschaften: Manche, die hier mit Botschaften unterwegs sind (z. B. mit der christlichen), sind keineswegs bornierte Dogmatiker, sondern humorvolle und intelligente Autoren. Einer kombiniert gleich zwei Heilsbotschaften: die christliche und die marxistische, und er ist ein verdammt cooler Hund.

Fruchtbarer Boden: Nun, wenn du zu intelligent für deine Leser bist, ist fast alles, was du schreibst, Perlen vor die Säue. Aber wer will schon alle Leser erreichen? Wenn ich ein Buch über Multiversen von Brian Greene bespreche, will ich keine Kommentare wie "Oh, hast du auch Dr. Strange 2 gesehen?"

Ship of Fools: mal gucken. Die beste Zeit des Kinos scheint mir 1950-1980 zu sein, 1965 ist genau in der Mitte davon. Fun fact.

 Verlo (12.01.23, 03:24)
das macht den Film sehr besonders.

Dieter, ist dein Text eine Übersetzung?

 Webmaster (12.01.23, 06:38)
über keinverlag soll es in dieser Kolumne überhaupt nicht gehen,
Es geht immer um etwas.

obwohl 23 älter
23 was? Äpfel? Birnen?

Um mal einen Begriff davon zu geben, von welcher Stimmung Ship of Fools getragen wird.
Nebensatz ohne Anschluss.

hat kein Zentrum, um den die Handling kreist - man wollte vielen Figuren Raum gegen - das macht den Film sehr besonders
Das Zentrum ist sächlich. Handling ist entweder ein englisches Lehnwort, dann ebenfalls sächlich, oder es müsste Handlung heißen, und geben ist nicht nur besser als Nehmen, sondern auch als gegen, zumindest in diesem Kontext.

Bitte, danke, gerne.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 12.01.23 um 13:39:
Vielen Dank für die Kommentare, da habe ich wohl wieder einen Nerv getroffen! 8-)

 Terminator antwortete darauf am 12.01.23 um 21:36:
Nein, du hast nur eine Vorlage gegeben. Ich hatte um 0:48 ein Tief nach dem Essen und suchte zur Überbrückung nach geistiger Schonkost, bevor ich mich wieder den Multiversen von Brian Greene widmete.

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 12.01.23 um 23:40:
Das freut mich. "Geistige Schonkost" beschreibt eine gelungene Kolumne gut.
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