Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Außerdem im Kino gesehen - Folge 3: Über Fehlbesetzungen im Allgemeinen und im Speziellen
von Dieter_Rotmund
Eine überbordend positive Kritik in einem eher belanglosen Horrorfilm-Printmagazin veranlasste mich, ein weiteres Mal über Home Sweet Home (D 2023) nachzudenken – über die österreichische, aber durchweg deutsch wirkende Produktion Home, Sweet Home die anfangs des Jahres weitgehend unbeachtet und mit kurzer Laufzeit, aber in vielen Multiplexkinos zu sehen war.
Dabei geht es nicht darum, dieser Besprechung aus jenem Hochglanzprodukt irgendetwas „entgegen zu setzen“ oder diese „geradezurücken“. Diese Besserwisser-Attitüde versuche ich zu entgehen, in gewisser Weise kann man jede Filmbesprechung mittels ihre Motive einordnen – es gibt nicht „die“ allumfassende Rezension, die allen gerecht wird. Und auch dieses Horrorfilm-Magazin ist auf seine Anzeigenkunden angewiesen, so wie wir alle unsere Arbeitskraft auf die eine oder andere Art prostituieren und die ein oder andere Schrulle unserer Arbeitgeber seufzend akzeptieren. Ausgenommen sind hier nur die Bürgergeldbezieher-Besserwisser, die mit bitt'rer Miene im Basement sitzen (aber wer will schon mit denen tauschen?). Doch das ist ein anderes Thema.
Schon zu Stummfilmzeiten versuchte man, populäre Figuren des Zeitgeschehens in die filmischen Werke zu integrieren, um sie wirtschaftlich rentabel werden zu lassen. Das geht natürlich sehr oft auf Kosten der Qualität des Werkes an sich. Gerne lässt man zum Beispiel erfolgreiche Interpreten von Popmusik in (Spiel-)Filmen auftreten. Die Filme mit Elvis Presley sind dahin gehend legendär, dass sie selbst von den härtesten Fans des amerikanischen Hüftschwingers abgelehnt werden – die Trällerstreifen sind einfach zu doof.
Als positives Beispiel fällt mir hierzu Burt Lancaster ein, der ursprünglich Akrobat war und sich ohne Schauspielausbildung zum brillanten Charakterdarsteller entwickelte. Man denke an From here to eternity (1953), Birdman of Alcatraz (1962) oder The Train (1964).
In jüngster Zeit waren dies eher weibliche Liedchen-Trällerinnen, die man ob ihres kommerzielles Erfolgs in der Gedudel-Branche auch im Kino „verwerten“ wollte. Schreibt man diesen Menschen das Drehbuch auf den Leib und stellt ihnen eine professionelle Crew zur Seite, so kann quasi als Mannschaftsleistung ein ansehnliches Produkt dabei entstehen – meistens ist ja auch genug Geld da, Szenen zigfach zu wiederholten. Die Werke erzeugen wegen ihrer hausgemachten Beschränkungen aber keinen nachhaltigen Eindruck oder taugen gar als kinematografische Referenz.
Zurück zu Home Sweet Home. Für den Film verpflichtete man die Youtuberin / Potcasterin Nilam Farooq, die auch schon in der ein oder anderen TV-Vorabendserie auftrat. Ohne Frau Farooq nahe zu treten zu wollen, meine ich: „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“. Was für Youtube-Auftritte und für TV-Vorabendserien genug ist, kann für den Kino-Film zu wenig sein. Zumal die Machart des Films in Oneshot-Manier keine allzu vielen Wiederholungen zulässt. So sieht man in Home Sweet Home ihr die ersten 20 Minuten (in denen sie alleine agiert) irgendwie wie mit angezogener Handbremse zu: Es ist eher bemühte Studentenbühne als professionelle Arbeit mit ihrer Figur der dauersmartphonenierenden Maria (das im Grunde gruseligste Detail des Films). Augenscheinlich wird die bescheidene Praktikantenleistung von Nilam Farooq, als mit Justus von Dohnanyi ein „echter“ Schauspieler die Szene betritt. Er muss noch nicht einmal etwas sagen, die Präsens seiner Figur lässt Farooqs Hampeln augenblicklich als das erscheinen, was es ist: Zu wenig, zu unprofessionell, zu schlampig. Eben ein - aus künstlerischer Sicht - begangener Besetzungsfehler. Aber die Frau hat wahrscheinlich Fans (heutzutage Follower genannt), denen das egal ist.
Pluspunkte sammelt der Film allerdings auf einer andere Ebene ein: Deutsche Filmemacher, die sich an das Genre Horrorfilm wagen: Da ziehe ich den Hut vor, Chapeau! Man bemühte übrigens aus der deutschen Grusel-Vergangenheit nicht schon wieder die Nazis, sondern mal andere germanische Geschichtsschurken (ohne das zu verharmlosen oder vergleichen zu wollen). Nach 83 Minuten Filmlänge im Kino hat man zudem noch Zeit, um sich bei einem Bier über den Film zu unterhalten.
Fazit: Kann man sich ansehen, muss man aber nicht. Ein Paradebespiel für schlechte Besetzung einer der Hauptrollen.
Außerdem außerdem im Kino gesehen:
Zone of Interest (D 2024), mit Sandra Hüller.
Incendies - The women who sings, Denis Villeneuve-Film vom 2010. Sicherlich besser gemacht als seine wüsten Werke mit dem langweiligen Timothe Chalemet.
Beetlejuice (USA 1988). Nettes Popcorn-Kino, das ich in einer Sneak gesehen habe. Eintrittspreis: Einen Drink oder Cocktail an der Kino-Bar kaufen, ich nahm einen Whisky Sour zu mir. Prost!
The Frisco Kid (USA 1979): Altmodische, aber gelungene Westernkomödie von Altmeister Robert Aldrich (The Dirty Dozen) mit Gene Wilder und Harrison Ford.
- Chief Gray Cloud: [Holding the Torah as he speaks to the Indians surrounding him] I have read this book!
- [whispering to Avram]
- Chief Gray Cloud: I did not understand one word.
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