Haidenbrief

Ava, Stromleitungen in West-Central sind ausgefallen;
ich glaub die südlichen Wolken ziehen wieder auf.
Hab heute welche über die zertrampelten Felder streifen sehen.
Ein paar Sekunden noch, dann fängt das ganze an:
Der nächste Sturm wird die Griffe der roten Scheune zerreißen,
die rütteln jetzt schon seit ‘ner Woche.
Henrys Kater wildert wieder herum
und das Vieh zittert seit letztem Donnerstag.
Haben alle Würmer und Kojotenbisse.
Bobby und die sommersprossige Nancy auch.
Hätten die flachen Hügel meiden sollen, sag ich.
Zeit, dass die holprige Straße repariert wird.
Beschwerdebrief hab ich schon geschrieben, vergessen abzuschicken;
die Bs waren alle völlig falsch, weißt du.
Diesmal bin ich zum alten Bach runter.
Verdammtes Ding ist jetzt fast ganz ausgetrocknet.
Und dieser schreckliche Geruch, sag ich dir.
Habe dort Beeren wachsen sehen, müssen jetzt alle verdorrt sein.

Ich habe von dir geträumt. Ich glaube, diesen Juni.
Deine Gesichtszüge waren ganz falsch,
aber du hast Mamas altes Kleid getragen und dieses Ding mit deinen Händen gemacht.
Du standest auf den Hinterbeinen und zeigtest auf eine von den krummen Baumkronen.
Nach einer Weile hast du mich zur Wiese am Fluss geführt,
das Wasser war ganz grün und spärlich.
Jedenfalls drehtest du dich zu mir um, und dein Mund war ganz verklebt, weil der Wind
inzwischen die Seiten gewechselt hatte.
Hast gesagt, das Moos würde dich in viele Wellen verwandeln, und
ihr würdet alle den Fluss hinunter bis zum Indischen Ozean rollen.
Aber du warst schon einmal dort, und ich konnte das Ufer aus irgendeinem Grund nicht
finden,
also fing ich einfach an zu heulen, weißt du.
So wie ein richtiges Tier.
Du sagtest, die Zeit hätte dich auf ihre eigene Weise verloren
Ich meinte, das ist schon in Ordnung
Deine Haare waren damals vom Wind ganz abgeschliffen,
aber jetzt lächelst du nur wie immer.

Wenn du zurückschreibst, kannst du so tun, als ob‘s dir was bedeutet?
Deine Adresse wirkt ganz fremd.