Die Legende vom Weihnachtsmann
Legende zum Thema Weihnachtsgeschichte
von hei43
Die Legende vom Weihnachtsmann
Schon seit Tagen saß Opa Karl in seinem alten Schaukelstuhl vor dem Fenster und schaute gedankenvoll in die Weite der hügeligen Landschaft. Der Herbst zeigte sich in seiner herrlichsten Pracht. Unter großen alten Bäumen sah er die Kinder mit Eimern und Körben Kastanien sammeln.
"Ach, die Kinder!", seufzte er, "Seit über 20 Jahren gehe ich hier in Brummelhausen als Weihnachtsmann zu ihnen und sehe in ihre ängstlichen oder erstaunten Kinderaugen. Ihr kleines unschuldiges Herz glaubt an mich. Nein, ich will sie nicht mehr belügen!".
Sein Gewissen plagte ihn zusehends. Eines Abends fragte ihn seine besorgte Frau Hanna:
"Karl, was ist denn bloß los mit Dir. Du sprichst ja kaum noch ein Wort und essen tust Du auch immer weniger. Was betrübt Dich denn so?".
Karl schüttelte nur mit dem Kopf und sagte dann ganz energisch:
"Ich kann einfach nicht mehr die Kinder belügen, ich kann es nicht mehr und will es auch nicht mehr. Ich werde keinen Weihnachtsmann mehr spielen, aus und vorbei!".
" Aber Karl, Du gehst doch schon so lange zu den Kindern und bekommst auch Geld dafür. Von was sollen wir denn im Frühjahr unseren Urlaub auf Teneriffa bezahlen? Deinen Sinneswandel kann ich wirklich nicht verstehen!", erwiderte Hanna.
"Brauchst Du auch nicht! Jedenfalls habe ich mich fest entschlossen, alle anderen Weihnachtsmännern aufzurütteln, damit diese Kinderbelügerei mal ein Ende hat!", murmelte Karl sehr ernst und verließ die Stube.
Er setzte sich an seinen Computer und über das Internet hatte er in kürzester Zeit alle Adressen der weltweit registrierten Weihnachtsmänner herausgefunden. In seiner E-Mail an alle schilderte er eindringlich sein Anliegen mit der Bitte um eine baldige Antwort.
In dieser Nacht wollte sich der Schlaf nicht so recht einstellen, denn er war innerlich sehr aufgewühlt. So stand er des öfteren auf und setzte sich erwartungsvoll vor seinen Computer. Am frühen Morgen kam das erste Echo und dann folgten immer mehr.
Fast alle Weihnachtsmänner schilderten ihm ausführlich, bereits ähnliche Probleme mit ihrem Gewissen gehabt zu haben. Sie waren überwiegend bereit, sich einem Streik anzuschließen.
Es sprach sich wie ein Lauffeuer in der ganzen Welt herum, dass die Weihnachtsmänner dieses Jahr streiken wollen. Die Ticker der Nachrichtensender liefen heiß und die Meldungen im Rundfunk lauteten zu jeder vollen Stunde:
"Weihnachtsmännerstreik in der ganzen Welt. - Sie haben sich einstimmig entschlossen, die Kinder nicht mehr zu belügen. - Proteste der Eltern und anderer Institutionen schreitet weiter fort. - Geschäftsschädigende und gewissenlose Weihnachtsmänner wollen nicht mehr zu den Kleinen kommen."
Plötzlich stürmte seine Frau ins Zimmer.
"Karl!", rief sie ganz aufgeregt, "Vor dem Haus stehen ganz viele Zeitungsleute und wollen Dich sprechen. Was hast Du gemacht?".
"Nichts Besonderes, nur alle Weihnachtsmänner aufgefordert, nicht mehr die kleinen Kinder zu belügen!", sagte er selbstbewusst und drehte sich von Hanna weg.
"Das darf doch nicht wahr sein! Ich habe schon so viele Aufträge für Weihnachten angenommen und habe sie wie immer in das rote Weihnachtsbuch geschrieben. Schau doch mal rein!", sagte sie sehr ungehalten und eilte davon.
Währenddessen klopfte es immer lauter an die Tür und das Stimmenwirrwarr drang mehr und mehr ins Haus. Draußen erschallten Rufe wie:
"Weihnachtsmann komm heraus!" - " Weihnachtsmann rede mit uns!".
Opa Karl erbarmte sich nach einiger Zeit und trat vor die Tür. Nur mit Mühe und mit erhobenen Armen konnte er die neugierige Meute in Schach halten, die versuchte, ins Haus einzudringen.
"Ruhe bitte und hört gut zu, ich erkläre es euch!", rief er mit seiner kräftigen Stimme. So langsam legte sich die Aufgeregtheit und alle Augen waren auf ihn gerichtet. Ungeduldig rief ein Reporter aus der Menge:
"Warum wollen Sie und alle anderen kein Weihnachtsmann mehr sein, und warum brechen Sie plötzlich mit dieser Tradition?"
"Seit Jahrzehnten werden die Kinder belogen, denn es gab doch nie einen echten Weihnachtsmann und wird ihn auch niemals geben. Er ist, wie ihr ja alle wisst, eine Erfindung der amerikanischen Firma Coca Cola, die ihn für Werbezwecke entwerfen und zeichnen ließ. Ich will einfach keine Kinder mehr belügen und habe deswegen all die anderen um eine Stellungnahme gebeten. Wir sind uns nun darin einig geworden, dass diese Lüge ein Ende finden soll!", verkündete Karl ganz sachlich den verblüfften Zuhörern.
"Ja, aber wie sollen die Eltern es ihren Kindern sagen, die sicherlich sehr enttäuscht sein werden, wenn sie hören, dass es plötzlich keinen Weihnachtsmann mehr gibt?", fragte ein besorgter Reportervater.
"Sagt ihnen einfach die Wahrheit!", erwiderte Karl, "Sie werden es schon verstehen. Außerdem hören doch alle Kinder gerne neue Geschichten!".
Still wurde es, und Karl sah in nachdenkliche Gesichter, die sich langsam von ihm entfernten. Er ging ins Haus zurück und vernahm durch das offene Fenster die Worte: "Der hat ja irgendwie recht!" und "Es stimmt, überall wird so viel gelogen, sogar zu Weihnachten!".
Ein befreiendes Lächeln huschte über sein Gesicht und zufrieden setzte er sich in den Schaukelstuhl vorm Fenster. In diesem Moment rief der kleine Nachbarsjunge Michel durch das noch offenen Fenster:
"Opa Karl, hast Du schon gehört, dass der Weihnachtsmann nicht mehr kommt?".
"Ja, mein Junge!".
© Heidrun Gemähling
Schon seit Tagen saß Opa Karl in seinem alten Schaukelstuhl vor dem Fenster und schaute gedankenvoll in die Weite der hügeligen Landschaft. Der Herbst zeigte sich in seiner herrlichsten Pracht. Unter großen alten Bäumen sah er die Kinder mit Eimern und Körben Kastanien sammeln.
"Ach, die Kinder!", seufzte er, "Seit über 20 Jahren gehe ich hier in Brummelhausen als Weihnachtsmann zu ihnen und sehe in ihre ängstlichen oder erstaunten Kinderaugen. Ihr kleines unschuldiges Herz glaubt an mich. Nein, ich will sie nicht mehr belügen!".
Sein Gewissen plagte ihn zusehends. Eines Abends fragte ihn seine besorgte Frau Hanna:
"Karl, was ist denn bloß los mit Dir. Du sprichst ja kaum noch ein Wort und essen tust Du auch immer weniger. Was betrübt Dich denn so?".
Karl schüttelte nur mit dem Kopf und sagte dann ganz energisch:
"Ich kann einfach nicht mehr die Kinder belügen, ich kann es nicht mehr und will es auch nicht mehr. Ich werde keinen Weihnachtsmann mehr spielen, aus und vorbei!".
" Aber Karl, Du gehst doch schon so lange zu den Kindern und bekommst auch Geld dafür. Von was sollen wir denn im Frühjahr unseren Urlaub auf Teneriffa bezahlen? Deinen Sinneswandel kann ich wirklich nicht verstehen!", erwiderte Hanna.
"Brauchst Du auch nicht! Jedenfalls habe ich mich fest entschlossen, alle anderen Weihnachtsmännern aufzurütteln, damit diese Kinderbelügerei mal ein Ende hat!", murmelte Karl sehr ernst und verließ die Stube.
Er setzte sich an seinen Computer und über das Internet hatte er in kürzester Zeit alle Adressen der weltweit registrierten Weihnachtsmänner herausgefunden. In seiner E-Mail an alle schilderte er eindringlich sein Anliegen mit der Bitte um eine baldige Antwort.
In dieser Nacht wollte sich der Schlaf nicht so recht einstellen, denn er war innerlich sehr aufgewühlt. So stand er des öfteren auf und setzte sich erwartungsvoll vor seinen Computer. Am frühen Morgen kam das erste Echo und dann folgten immer mehr.
Fast alle Weihnachtsmänner schilderten ihm ausführlich, bereits ähnliche Probleme mit ihrem Gewissen gehabt zu haben. Sie waren überwiegend bereit, sich einem Streik anzuschließen.
Es sprach sich wie ein Lauffeuer in der ganzen Welt herum, dass die Weihnachtsmänner dieses Jahr streiken wollen. Die Ticker der Nachrichtensender liefen heiß und die Meldungen im Rundfunk lauteten zu jeder vollen Stunde:
"Weihnachtsmännerstreik in der ganzen Welt. - Sie haben sich einstimmig entschlossen, die Kinder nicht mehr zu belügen. - Proteste der Eltern und anderer Institutionen schreitet weiter fort. - Geschäftsschädigende und gewissenlose Weihnachtsmänner wollen nicht mehr zu den Kleinen kommen."
Plötzlich stürmte seine Frau ins Zimmer.
"Karl!", rief sie ganz aufgeregt, "Vor dem Haus stehen ganz viele Zeitungsleute und wollen Dich sprechen. Was hast Du gemacht?".
"Nichts Besonderes, nur alle Weihnachtsmänner aufgefordert, nicht mehr die kleinen Kinder zu belügen!", sagte er selbstbewusst und drehte sich von Hanna weg.
"Das darf doch nicht wahr sein! Ich habe schon so viele Aufträge für Weihnachten angenommen und habe sie wie immer in das rote Weihnachtsbuch geschrieben. Schau doch mal rein!", sagte sie sehr ungehalten und eilte davon.
Währenddessen klopfte es immer lauter an die Tür und das Stimmenwirrwarr drang mehr und mehr ins Haus. Draußen erschallten Rufe wie:
"Weihnachtsmann komm heraus!" - " Weihnachtsmann rede mit uns!".
Opa Karl erbarmte sich nach einiger Zeit und trat vor die Tür. Nur mit Mühe und mit erhobenen Armen konnte er die neugierige Meute in Schach halten, die versuchte, ins Haus einzudringen.
"Ruhe bitte und hört gut zu, ich erkläre es euch!", rief er mit seiner kräftigen Stimme. So langsam legte sich die Aufgeregtheit und alle Augen waren auf ihn gerichtet. Ungeduldig rief ein Reporter aus der Menge:
"Warum wollen Sie und alle anderen kein Weihnachtsmann mehr sein, und warum brechen Sie plötzlich mit dieser Tradition?"
"Seit Jahrzehnten werden die Kinder belogen, denn es gab doch nie einen echten Weihnachtsmann und wird ihn auch niemals geben. Er ist, wie ihr ja alle wisst, eine Erfindung der amerikanischen Firma Coca Cola, die ihn für Werbezwecke entwerfen und zeichnen ließ. Ich will einfach keine Kinder mehr belügen und habe deswegen all die anderen um eine Stellungnahme gebeten. Wir sind uns nun darin einig geworden, dass diese Lüge ein Ende finden soll!", verkündete Karl ganz sachlich den verblüfften Zuhörern.
"Ja, aber wie sollen die Eltern es ihren Kindern sagen, die sicherlich sehr enttäuscht sein werden, wenn sie hören, dass es plötzlich keinen Weihnachtsmann mehr gibt?", fragte ein besorgter Reportervater.
"Sagt ihnen einfach die Wahrheit!", erwiderte Karl, "Sie werden es schon verstehen. Außerdem hören doch alle Kinder gerne neue Geschichten!".
Still wurde es, und Karl sah in nachdenkliche Gesichter, die sich langsam von ihm entfernten. Er ging ins Haus zurück und vernahm durch das offene Fenster die Worte: "Der hat ja irgendwie recht!" und "Es stimmt, überall wird so viel gelogen, sogar zu Weihnachten!".
Ein befreiendes Lächeln huschte über sein Gesicht und zufrieden setzte er sich in den Schaukelstuhl vorm Fenster. In diesem Moment rief der kleine Nachbarsjunge Michel durch das noch offenen Fenster:
"Opa Karl, hast Du schon gehört, dass der Weihnachtsmann nicht mehr kommt?".
"Ja, mein Junge!".
© Heidrun Gemähling