Mein Vater hat mir ein Buch geschenkt. Das gabs in Tunesien, als er dort im Urlaub war. Papa ist klasse, er bringt mir immer was mit. Es heißt: "Mein erster Bonsai" und ist in Deutsch geschrieben. Ich find's gut, dass dort auch Bilder drin sind. Heute morgen habe ich es dann auch gleich mit auf Arbeit genommen. Mein Kollege dort ist nämlich ein Züchter. Als der das Buch sah, hat er nur gelacht. Hat aber sofort aufgehört und sehr interessiert geschaut, als ich im sagte, dass es von meinem Vater ist, und ich auch einen Bonsai haben will.
Wir haben uns dann gut unterhalten und er hat mir ziemlich viele nützliche Tips gegeben. Ich glaube, er hat sogar mehrmals gesagt, "Das wird schon.", und auf die Schulter geklopft hat er mir auch. Ich mag ihn, vor allem auch, weil er mir aus seinem Büro einen Bonsai geschenkt hat. Einen von den Aborigenes in Originalverpackung. Er hat auch gesagt, dass er beruhigend wirkt. Ich bin wirklich manchmal sehr aufgeregt.
Zuhause habe ich dann genauestens darauf geachtet, keine chemischen, also unnatürlichen Dinge beim Einpflanzen zu benutzen. Die zerstören das Karma, glaube ich. Sozusagen als Geheimtipp hat mir mein Arbeitskollege empfohlen, statt normaler Erde lieber Weihrauch zu nehmen. Das Zeug war schweineteuer, nur gut, dass sein Schwager was übrig hatte. Freundschaftspreis, versteht sich.
Nun sitze ich hier, schreibe meine Memos und asche nebenbei in den Blumentopf. Morgen habe ich sicher das Problem, dass ich nicht weiß, wohin ich mein Müsli fülle. Aber ich hab ja noch Filtertüten und Strohhalme. Irgendwie fühle ich mich gerade sehr ausgeglichen. Liegt bestimmt an meinem neuen Traumzauberbaum.
PS: Ich habe ihn ganz liebevoll "Deutsche Eiche" getauft.