Ein Märchen schreib' ich hier, ich schreib es dir.

Ein Buchstabenfräulein
ging einst allein,
in ein so schön
gebundenes Buch hinein,
und wollte dort ein Zimmer mieten.

es klopft so achtsam
ans verschlossene Tor
und schon nach kurzer Zeit
kam auch ein Wort hervor
zu fragen sie,
was es denn wolle
in dieser verlassenen
Buchstabenscholle,

Ein Zimmer brauch ich
liebes Wort
dort draußen ist ein kalter Ort
habt ihr denn eines mir zu mieten
ich könnt euch eine Silbe bieten.


Ach, wertes Fräulein,
sprach das Wort,
seht ihr nicht hier
den armen
von vielem bücken
ganz und gar
verkrümmten
unleserlich, vergilbten
bar jedes Entzücken'
mehrfach geklebten
verschlissenen
Buchrücken

Ja, sehe ich's
ist mir einerlei,
ist nur das Zimmer warm
der Inhalt voller Charme
und der Geschichte Kurzweil,
wie des Lebens langer Arm
in sich geschlossen
und schreitet fort
so unverdrossen,
wie der Geist es ihm verlangt.

Das Wort erschrak an dieser Stelle,
noch nie war ihm begegnet,
hier an seiner Schwelle,
solch forscher Geist,
solch dringend Gemüt
und war sogar ein wenig zaubernd
anstatt vor seinem Alter schaudernd,
bat es um Unterkunft
in diesen morschen Mauern.