Der Heizer

Engagiertes Gedicht zum Thema Literatur

von  autoralexanderschwarz

Das Für und Wider erwogen,

Wort für Wort auf seinen Platz geprüft,

Die Sätze liebevoll verschachtelt,

Immer wieder korrigiert,

Die Oberseite glatt gestrichen

Und dann eingepackt

In eine unschuldige Versandtasche.


Zur Post getragen,

Mit diesem beschwingten Gefühl,

Freiheit und Stolz,

Ende und Anfang,

Ein Abschied

Und hineingeworfen,

In den unschuldigen Briefkasten.


Dadurch: In fremde Hände gelegt,

Weitergereicht und gewogen

Durch Maschinen und Hände,

Die allesamt unschuldig waren.


Dann: In einem Postfach abgeliefert,

Eingekeilt zwischen anderen,

Knicke und kleine Risse,

Irgendwann abgeholt und dann

In einen braunen Sack geworfen.


Aus dem Sack auf einen Stapel, der

Neben einem anderen Stapel,

Auf einem Schreibtisch,

Neben einem anderen Schreibtisch

In einem Büro steht.


Zur Nummer geworden,

Ein Zeitfenster in einem engen Raster,

Zu bearbeiten

Und nur unzureichend

Überflogen,

Vielleicht verglichen,

Niemals verstanden

Und mit Geringschätzung

Zur Seite gelegt.


Mit Textbausteinen beantwortet,

Die nach einem geheimen

Logarithmus

Immer

Wieder

Neu

Gemischt werden,

Dann

Weitergereicht und zurück in den Sack,

Dazu die besten Wünsche beim weiteren

Literarischen Schaffen.


Auf einem kleinen Wagen,

Eingepfercht und in der aufgerissenen Versandtasche,

Der Absender noch lesbar

Geht es hinab in den Keller,

Der Vernichtung entgegen.


Der Heizer schreit immer nach Nachschub

Und die endlose Schlange

Wird dann von einem bleichen Praktikanten

Ein Stück weiter

Nach vorne geschoben.


In das Feuer geworfen,

Gestoßen und nachgedrückt,

Mit kreisenden Bewegungen

Hohe Temperaturen,

Asche und Qualm wirbeln

Die Gedanken

Nach oben

Und Durcheinander.


Getrennt erst durch den Filter,

Nur noch heiße Luft,

Steigt immer höher,

Aus einem verborgenen Schornstein,

Hinter dem Verlagsgebäude,

Das nebenbei noch den Strom

Für die angrenzende Ortschaft liefert.

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Kommentare zu diesem Text

Dieter Wal (58)
(21.07.09)
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 autoralexanderschwarz meinte dazu am 21.07.09:
Danke für die Einschätzung, die zugegebenermaßen sehr schmeichelhaft ist.
Es freut mich dass du dann ja doch noch was gefunden, das Dir gefällt.

Gruß
AlX

zur Prise Metaphysik:
- Der Gedanke mit der Metaphysik kam mir auch, ich schließe oft Texte mit dem Versuch alles in einem verallgemeinernden Gedanken zu fassen, quasi eine "Ein-Satz-Metaebene", aber gerade hier erschien mir das falsch.
Die Beiläufigkeit der Destruktion, der nahezu mechanische Vernichtungsprozess und dann der triviale "Profitmaximierungsgedanke" (Strom!!) am Ende bilden letztendlich die Antithese zu den individuellen und persönlichen Hoffnungen und Träumen, mit denen der Text beginnt. Hier war dann irgendwie kein Platz für etwas Metaphysisches.
Dieter Wal (58) antwortete darauf am 21.07.09:
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BBA (43)
(20.10.09)
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Piroschka (55)
(19.11.18)
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