König Drosselbart

Kindergedicht zum Thema Arroganz

von  Leo1

Illustration zum Text
Drosselbart
(von Monna)
Die Königstochter, man konnt’s seh’n
war über alle Maßen schön.
Doch hochnäsig und stolz dabei.
„Kein Freier ihrer würdig sei“,
meinte sie oft voller Hohn.
Der König mocht‘ nicht diesen Ton.

Einmal lud er ein zum Feste,
nur edle und illustre Gäste,
nach Rang und Stande wohl sortiert
und jeder wurd‘ zutiefst blamiert.
Ob Könige, ob Edelleute,
für die Prinzessin leichte Beute.

Auch Herzög‘, Grafen, Freiherrn, Fürsten,
alle mußt sie runterbürsten.
Mal viel zu dürr mal dick wie’n Fass,
der dritt‘ zu lang, der viert‘ zu blaß,
der fünft‘ zu rot, der sechst‘ nicht grad,
für jeden war sie sich zu schad.

Einen traf’s besonders hart,
mit schiefem Kinn und schiefem Bart.
Sie ging zu diesem König hin
und lacht‘ und rief: „Der hat ein Kinn,
ja, wie ein Drosselschnabel krumm
und schaut dabei auch noch so dumm!“
Und seit diesem Zeitpunkt ward
Er nur genannt noch Drosselbart.

Als ihr Vater aber sah,
dass sie als Spott nichts kannte, da
ward er so zornig, dass er schwur:
„Sie bekommt ‚nen Bettler nur!“,
und dass sie grad den nächsten nehme,
der vor seine Türe käme.

Ein paar Tage später blos,
unter’m Fenster von dem Schoss
ein alter Spielmann war erschienen
sich ein Almosen zu verdienen.

Dess‘ Lied der König hat vernommen:
„Er soll herauf und zu mir kommen!“
sprach er und empfing den Mann.
In Lumpen trat er ein und sang
Und bat um eine mild Gabe.

Das Lied ihm so gefallen habe,
dass er zur Frau ihm geben will
seine Tochter, die wurd‘ still
vor Schreck, als das der König sprach,
der seinen Eid damit nicht brach,
den ersten Bettelmann zu wählen.
Ein Pfarrer mußt sie gleich vermählen.
„Nun schickt’s nicht, dass ein Bettelweibe,
länger noch im Schlosse bleibe.“
Das war des Königs letzes Wort.
Damit schickte er beide fort.

Zu Fuß zogen die zwei nun los.
Es kam ein Wald, sehr schön und groß.
Sie fragte ihren Mann alsbald:
„Wem gehört der schöne Wald?“
„Der Drosselbart, der nennt ihn sein.
Hätt‘st ihn genommen, wär er Dein.“
„Ach ich arme Jungfer zart!
Hätt‘ ich genommen den Drosselbart!“

Sie passierten eine Wiese.
Wunderschön und groß war diese
Und kamen dann in eine Stadt,
so prächtig, dass sie wieder bat
ihr zu sagen wem die Parcht
nur gehört. Er sagt: „Gib Acht!
Der Drosselbart nenn alles sein.
Hätt’st ihn genommen, wär‘ es Dein!“
„Ach ich arme Jungfer zart,
hätt‘ ich genommen den Drosselbart!“
hört man wie sie seufzend spricht.
Na, der Spielmann mag das nicht,
dass sie ‚nen andren wünscht zu Mann.
Sie kommen an ein Häuschen an.

„Ach Gott, was ist das Haus so klein!
Wem mag das elend Häuschen sein?“
Frägt sie ihn ganz grad heraus.
Er sagt: „Das ist unser Haus!“
„Wo sind die Diener?“, fragt sie nun.
„Was Diener! Du mußt selber tun!
Gewöhn Dich schnell an diese Sachen,
wie Wasser hol’n und Feuer machen.
Am besten ist’s Du fängst gleich an
Und schaffts ein Essen mir heran!
Und gehst beim Fegen mir zur Hand!“
Die Königstochter nichts verstand
vom Feuer machen, kochen, fegen.
So mußt er selber Hand anlegen.
Nach schmaler Kost zu Bett sie gingen,
weil morgens sie schon früh anfingen
das mühsam‘ Tagwerk zu verrichten.
Die Vorrät‘ jedoch schnell sich lichten,
so dass nach ein paar Tagen schon
der Mann sprach: „Frau, so ohne Lohn
kann’s nicht länger weitergeh’n.
Du mußt Dich nach Verdienst umseh’n!“

Körbe flechten sollte sie.
Er schnitt Weiden, aber die
Stachen ihre zarte Hand,
wenn sie daraus Körbe band.
„Ich seh‘ das geht nicht,“ sprach der Mann.
„Fang lieber mal mit Spinnen an!
Ich hoffe doch, Du kannst das besser.“
Für weiche Finger scharf wie Messer
War der Faden, schnitt sie tief,
dass Blut daran herunter lief.

„Warum hab‘ ich Dich genommen!
Mit Dir bin ich schlecht angekommen!“
Grämt sich der Spielmann. „Ich probier
Einen Handel mit Geschirr
und Töpfen, die Du auf dem Markt
feilhältst.“ Sie ist ganz verzagt.
Sie denkt, dass Leut‘ vorübergehn,
die sie kennen und sie seh’n.
Sie fürcht den Spott, doch muß sich fügen,
wolln sie was zu Essen kriegen
und nicht elend Hungers sterben.

Beim ersten mal ging’s gut das Werben
um die Kunden, die ihr gaben
was sie fordert, manche haben
gespendet ohne Wahre gar,
weil sie schön anzusehen war.

Jedoch schon beim nächsten mal
legte sie in großer Zahl
neues Geschirr auf eine Decke
genau an des Marktes Ecke.
Da kam ein trunkener Husar
dahergejagt, oh Schreck, und war
gerade in’s Geschirr geritten
das zersprang in tausen Stücken.

Da fing sie zu weinen an
und dacht‘: „Was sagt da wohl mein Mann.“
Sie läuft nach Hause und erzählt
vom Unglück das sich eingestellt.
Sprach der Mann: „Bist Du denn irr!
Setzt Dich an’s Eck mit dem Geschirr!
Jetzt wein‘ nicht, ich hab schon gefragt:
Im Schloss brauchen sie eine Magd.
Zur Hand gehste Du dem Koch und dessen
Küchenmagd kriegt freies Essen.“

Die Königstochter mußte nun
die schwerste Küchenarbeit tun.
Sie band sich Töpfchen in die Taschen.
Was sie an Resten konnt‘ erhaschen
brachte sie darin nach Haus‘.
Das reichte grad für beide aus.

Des Königssohnes Hochzeit wurde
nun gefeiert und sie lurte
durch die Türe in den Saal.
Im Lichtschein strahlt mit einem mal
die ganze Pracht und Herrlichkeit.
Jetzt tut es ihr unendlich leid,
dass sie so stolz und ohne Charme
gewesen und jetzt bettelarm!

Die Gäst‘ war’n nur aus höchsten Kreisen.
Betörend war der Duft der Speisen.
Der Königssohn trat ein im Kleide
aus Gold und Silber, Samt und Seide.
Er sieht die schöne Küchenmagd,
faßt sie bei der Hand und sagt:
er wolle mit ihr tanzen jetzt!
Sie weigert sich und merkt entsetzt:
der Mann war König Drosselbart
den sie damals verspottet hat.
Der zieht sie weiter an der Hand.
Im Gezerre reißt das Band
ihrer Töpfchen und es fließt
die Suppe, die sich nun ergießt
auf den Boden! Es hub an
ein Spottgelächter und vor Scham
wünscht sie sich tausend Klafter tief
in die Erde. Und sie lief
zur Tür hinaus und wollt‘ entfliehtn.
Jedoch ein Mann mit schiefem Kinn
holt sie ein und sie erstarrt,
denn wieder ist’s der Drosselbart.
Doch dieser zu ihr freundlich spricht:
„Königstochter fürcht‘ Dich nicht.
Der Spielmann, ich und ja sogar
der trunken reitende Husar,
der Dein Geschirr zertreten hat
waren eins. Ich all das tat
einmal rein zu Deinem Nutzern,
Deinen Hochmut Dir zu stutzen.
Zum Andren sollt‘s auch Strafe sein,
denn als ich kam, um Dich zu frei’n
hatt’st Du nichts als Spott für mich.“
Da weinte sie ganz bitterlich.
„Tat Unrecht Dir, war so gemein.
Bin’s nicht wert Dein Weib zu sein!“

Er tröstet Sie und spricht ganz lind:
„Die schlimmen Tag‘ vorüber sind.
Wir feiern Hochzeit jetzt in Pracht!“
Da wurden Kleider ihr gebracht.
Die Kammerfraun zogen sie an.
Ihr Vater und sein Hofstaat kam.
Wünschten Glück zu der Vermählung
mit Drosselbart. Wo die Erzählung
nun an’s Ende kommt, ja dann
Fängt deren Freude grad erst an!
Du und ich, kannst Du noch lesen:
Ich wollt wir wär’n dabei gewesen!


Anmerkung von Leo1:

Das war der Sommerurlaub 2010!

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