Teil 05
Roman
von AnastasiaCeléste
Er war zufrieden. Absolut befriedigt, verständlich, da gerade ein ganzes Bündel Geldscheine wieder in seinen Besitz übergegangen war. Schließlich hat er lange genug darauf gewartet. Nicht das es dringend gewesen wäre. So etwas wie Geldnöte kannte Corvin schon lange nicht mehr. Aber schließlich durfte man eine derartige Nachlässigkeit nicht dulden. Sonst springt bald jeder mit einem so um. Außerdem würde überschwängliche Milde, den hart erarbeiteten Ruf ruinieren und derartiges konnte man natürlich nicht zulassen. Nur gut, dass er jemanden wie Ave hatte, der es verstand, seinen Willen an den Mann zu bringen, dachte Corvin. Er hatte selten einen so loyalen Mann gehabt, dem er voll und ganz vertrauen konnte. Nur Schade, dass Ave immer so reserviert war, gegenüber seiner Großzügigkeit, die er ihm für getane Arbeit entgegenbrachte. Aber gut, das zeichnete Ave auch als guten Mann aus, als gute ausführende Gewalt.
Corvin, fühlte die übliche Belebtheit die ihn durchströmte, wenn er wieder um einige tausend Dollar schwerer wurde. Dieser Tag konnte nur noch gut werden. Und sollte da etwas zwischen kommen, würde er schnellsten dafür sorgen, dass ihm niemand diesen versaute. Geld war für ihn so etwas wie Seelenbalsam, in dem er sich badete und sich selbst die Absolution erteilte.
Seine Hochstimmung wurde jäh beendet, als hinter ihm ein Störgeräusch auftauchte. Er schaute sichtlich verärgert über seine Schulter auf die Störende, die schwach auf allen Vieren um das edle, weiße Ledersofa herumkroch, immer darauf bedacht, sich mit dem Laken bedeckt zu halten, auf der Suche nach ihren wenigen Klamotten.
Er stieß scharf die Luft aus und drückte genervt einen kleinen Knopf unter seinem Schreibtisch. Fast Augenblicklich erschienen zwei Schränke in der Tür und warteten einen Befehl ihres Bosses ab.
„Bringt sie raus!“, fuhr er die beiden Bodyguards an und machte eine wegwischende Handbewegung, als wolle er ein lästiges Insekt entfernen.
Vier Hände packten grob zu, umfassten die Strohhalm dünnen Arme der kleinen Blonden und zogen sie mit einer Leichtigkeit hoch, dass ihre Füße für einen kurzen Augenblick in der Luft waren, bevor sie förmlich hinausgeschleift wurde. Das schützende Laken blieb vor der Tür zurück. Er war noch nicht mit ihr fertig, aber für heute wollte er ihren dauerängstlichen Blick nicht mehr ertragen.
Er fuhr sich befreit von diesem komplizierten Fall, durch das dunkelbraune, längere Haar und ging zu seinem Kleiderschrank hinüber. Er griff zielsicher nach einem teuren Anzug in Anthrazit. Dazu ein dunkelblaues Hemd und elegante Herrenschuhe. Er war in allem Perfektionist. Sei es in geschäftlichen Beziehungen oder was sein Äußeres betraf. Nie überließ er etwas dem Zufall.
Fast unbemerkt betrat er wenig später seine Privatloge, die etwas erhöht einen guten rundum Blick durch den bebenden Saal seines Clubs ermöglichte. Auf dem teuren Glascouchtisch standen eine eisgekühlte Champagnerflasche und einige Gläser für ihn und mögliche Gäste bereit.
Während er es sich langsam in einem der roten Sofas bequem machte, stöckelte eines der Barmädchen an ihm vorbei und machte sich eifrig daran, eines der Gläser mit dem perlenden Getränk zu füllen, wobei sie sich tief über den niedrigen Tisch beugen musste.
Sie fühlte die Blicke ihres Bosses an ihren Rundungen entlang gleiten. Spürte seine Gier, die ihr im Nacken lag. Wissend, dass ihr kurzer Rock mehr Preis gab, als ihr in dem Moment lieb war. Ihre Hände zitterten unter dem Druck, ja nichts zu verschütten aber dennoch schnellstmöglich aus der Loge zu verschwinden.
Als sie sich umdrehte fing er ihren unterwürfigen Blick ab. „Wünschen sie noch etwas?“, versuchte sie die unangenehme Situation zu umgehen. Sie hatte das Gefühl von diesem tiefdunklen Braun, fast Schwarz seiner Augen gefesselt zu werden.
Corvin wusste zu spielen und war sich der Wirkung seines attraktiven Äußeren auf Frauen wohl bewusst, als er spürte wie ihr verschüchterter Blick ihn für einen kurzen Moment doch neugierig musterte. Seine Arme waren stark, beherrschend und schützend zugleich. Sie gingen über in breite Schultern. Der schlanke Rumpf und die schmalen Hüften verkörperten Idealmaße. Er legte viel Wert auf seinen trainierten Körper, den er mehr liebte als alles andere. Sein dunkles welliges Haar umschmeichelte seine markanten Gesichtszüge. Die schmale Nase, die hübschen Lippen - alles an ihm schien perfekt. Perfekt um eine schöne Maske zu bilden, die geschickt verbarg, was und wer er wirklich war. Er zog die Blicke der Menschen förmlich an, egal ob sie ihn kannten oder nicht. Er verblendete Sie mit seiner Gestalt. Männer und Frauen zugleich fühlten sich von ihm angezogen. Die Aura seiner Macht war verführerisch, auch wenn immer eine gewisse Gefahr von ihm ausstrahlte. Allein seine wachen, dunklen Augen hatten die Gabe ihren Gegenüber regelrecht zu unterwerfen.
Corvin schenkte seiner Angestellten ein süffisantes Lächeln. „Vorerst nicht mein Täubchen, aber vielleicht komme ich später auf das Angebot zurück!“, gab er mit einem mehr als unterschwelligen Ton zurück, worauf hin die junge Frau blitzartig verschwand.
Corvin widmete sich nun der belebten Menge, die er durch die großen, nach außen hin verspiegelten Scheiben beobachten konnte. Je nach belieben, konnte er diese auf Knopfdruck entspiegeln, sodass jeder unten im Saal freien Blick auf den großen Boss hatte.
Er durchstreifte den weitläufigen Raum mit seinen scharfen Augen. Er kannte sein Clientel, es waren selten mehr als ein Dutzend neue Gesichter auszumachen. Er hatte seine treuen Stammgäste, zum Teil kleinere Fische, mit denen er ab und an Geschäfte machte. Überall im Saal tummelten sich seine Mädchen. Willig und äußerst kundenorientiert mischten sie sich wie verlangt unter die hier dominierenden Männer, die genügend Kleingeld dabei hatten, um sich das nötige Vergnügen für den Abend zu erkaufen.
Die vier Theken waren gut umringt und der Alkohol, lockerte nicht nur das Gemüt, sondern auch die Geldbeutel.
Die harten Beats der Musik durchströmten die Körper und brachten sie bis in die letzte Ecke des Clubs zum Tanzen und Vibrieren. Es war ein äußerst guter Abend. Es wurde mehr als nur ausgelassen gefeiert. Es wurde dem neuen Zeitalter gehuldigt, mit all seiner grenzenlosen Freiheit und denen die sie kontrollierten und definierten.
Asher las nun schon zum gefühlten achten Mal den gleichen Absatz. Wenn ihn dieser Roman nicht so gefesselt hätte, hätte er es längst aufgegeben, den Sinn der Worte zu verstehen. Aber es war unmöglich bei dieser Lautstärke etwas aufzunehmen. Ave veranstaltete in seinem Zimmer nebenan das reinste Metal Battle. Die harte Musik dröhnte durch die Wände wie das Geräusch einer Rüttelmaschine.
Die Band hatte seit dem Erscheinen seines Bruders schon zehn Mal gewechselt und gönnte dem Gehör keine Ruhe. Nicht, dass er kein Freund dieses Genres war, aber Ave übertrieb es einfach nur. Und wenn Ave es übertrieb, war eindeutig irgendwas im Argen.
Geschlagen legte er das Buch beiseite und folgte dem Ursprung des Übels.
Vergeblich klopfte er an die Tür seines Bruders bis er nicht mehr auf Antwort warten wollte. Im völlig verrauchten Zimmer fand er einen Alveric wieder, der ausgestreckt auf seinem Bett lag. Er hätte auch tot sein können, wenn nicht irgendwo neben ihm Rauchzeigen aufgestiegen wären. Er hatte das Eintreten seines kleinen Bruders nicht bemerkt, bis dieser sich zum Fenster gekämpft hatte, um es weit zu öffnen. Die frische Luft war eine Wohltat, zumal man hier wirklich zu ersticken drohte. Asher drehte den Lautstärkeregler der mächtigen Anlage runter und sah seinen Bruder herausfordernd an.
Ave zog genüsslich an seiner Zigarette und hob dann den Kopf, um seinen Bruder anzusehen. So verging eine Weile, bevor er sich dazu erbarmte, auf Ashers Blick zu reagieren. „Du glaubst nicht im Ernst, dass ich dir jetzt mein Herz ausschütte, oder?“ brummte er seinen jüngeren Bruder sarkastisch an. Asher seufzte, er hasste es, wenn Ave in diesem Zustand war. Er kannte seinen Bruder zu gut um zu anzunehmen, dass er ihm irgendwas erzählen würde. Nein, wenn er Pech hatte, würde sich Ave wahrscheinlich noch Tage oder länger so einigeln und in irgendwelchen diffusen Gedanken versinken, resistent gegen jegliche Fragerei, äußerst missgelaunt und ungenießbar.
„Scheiße, wenn du nicht klar kommst mit dem was du tust, dann solltest du es lassen, bevor du mir weiterhin mit deinen Launen auf den Geist gehst!“, gab er genauso scharf zurück.
Aves Blick verfinsterte sich schlagartig. „Sagt mir der, der natürlich genau weiß, wie alles vor sich geht! Der, der von dem was ich tue genauso profitiert!“, zischte er feindselig, bevor eine neue Rauchwolke ihn umnebelte. Asher hasste es sich zu streiten mit dem einzigen Verwandten der ihm noch geblieben war. „Lieber wäre mir, von nix profitieren zu können, anstatt dich am Ende auch noch begraben zu müssen! Glaub mir, von Beerdigungen hab ich für den Rest meines Lebens genug. Aber du forderst es ja geradezu heraus!“
Aves grüne Augen funkelten förmlich boshaft durch die dichten Rauchschwaden hindurch. Genau das war es, das Asher regelmäßig Angst machte. Diese undurchschaubare, kalte Seite seines Bruders, die während der letzten Jahre ans Licht getreten war, und sich immer öfter auch ihm, als Bruder gegenüber zeigte.
Asher hielt Aves Blick stand, gab aber dann auf, wie immer. Mittlerweile hatte er sich damit abgefunden, gegen das Chaos seines Bruders nicht anzukommen.
Er ließ die Tür hinter sich zuschlagen, überließ seinen Bruder dem Selbstmitleid oder was auch immer es war. Sollte er sich eben mal wieder austoben oder sich gehen lassen.
Kaum war Asher zurück in seinem Zimmer, schwoll die Lautstärke hinter der Wand wieder an. Also blieb ihm nur eines übrig, die Flucht. Schnell schnappte er sich Jacke und Schlüssel und brach auf, wohin auch immer, Hauptsache dort war es ruhig und weniger launisch.
Corvin, fühlte die übliche Belebtheit die ihn durchströmte, wenn er wieder um einige tausend Dollar schwerer wurde. Dieser Tag konnte nur noch gut werden. Und sollte da etwas zwischen kommen, würde er schnellsten dafür sorgen, dass ihm niemand diesen versaute. Geld war für ihn so etwas wie Seelenbalsam, in dem er sich badete und sich selbst die Absolution erteilte.
Seine Hochstimmung wurde jäh beendet, als hinter ihm ein Störgeräusch auftauchte. Er schaute sichtlich verärgert über seine Schulter auf die Störende, die schwach auf allen Vieren um das edle, weiße Ledersofa herumkroch, immer darauf bedacht, sich mit dem Laken bedeckt zu halten, auf der Suche nach ihren wenigen Klamotten.
Er stieß scharf die Luft aus und drückte genervt einen kleinen Knopf unter seinem Schreibtisch. Fast Augenblicklich erschienen zwei Schränke in der Tür und warteten einen Befehl ihres Bosses ab.
„Bringt sie raus!“, fuhr er die beiden Bodyguards an und machte eine wegwischende Handbewegung, als wolle er ein lästiges Insekt entfernen.
Vier Hände packten grob zu, umfassten die Strohhalm dünnen Arme der kleinen Blonden und zogen sie mit einer Leichtigkeit hoch, dass ihre Füße für einen kurzen Augenblick in der Luft waren, bevor sie förmlich hinausgeschleift wurde. Das schützende Laken blieb vor der Tür zurück. Er war noch nicht mit ihr fertig, aber für heute wollte er ihren dauerängstlichen Blick nicht mehr ertragen.
Er fuhr sich befreit von diesem komplizierten Fall, durch das dunkelbraune, längere Haar und ging zu seinem Kleiderschrank hinüber. Er griff zielsicher nach einem teuren Anzug in Anthrazit. Dazu ein dunkelblaues Hemd und elegante Herrenschuhe. Er war in allem Perfektionist. Sei es in geschäftlichen Beziehungen oder was sein Äußeres betraf. Nie überließ er etwas dem Zufall.
Fast unbemerkt betrat er wenig später seine Privatloge, die etwas erhöht einen guten rundum Blick durch den bebenden Saal seines Clubs ermöglichte. Auf dem teuren Glascouchtisch standen eine eisgekühlte Champagnerflasche und einige Gläser für ihn und mögliche Gäste bereit.
Während er es sich langsam in einem der roten Sofas bequem machte, stöckelte eines der Barmädchen an ihm vorbei und machte sich eifrig daran, eines der Gläser mit dem perlenden Getränk zu füllen, wobei sie sich tief über den niedrigen Tisch beugen musste.
Sie fühlte die Blicke ihres Bosses an ihren Rundungen entlang gleiten. Spürte seine Gier, die ihr im Nacken lag. Wissend, dass ihr kurzer Rock mehr Preis gab, als ihr in dem Moment lieb war. Ihre Hände zitterten unter dem Druck, ja nichts zu verschütten aber dennoch schnellstmöglich aus der Loge zu verschwinden.
Als sie sich umdrehte fing er ihren unterwürfigen Blick ab. „Wünschen sie noch etwas?“, versuchte sie die unangenehme Situation zu umgehen. Sie hatte das Gefühl von diesem tiefdunklen Braun, fast Schwarz seiner Augen gefesselt zu werden.
Corvin wusste zu spielen und war sich der Wirkung seines attraktiven Äußeren auf Frauen wohl bewusst, als er spürte wie ihr verschüchterter Blick ihn für einen kurzen Moment doch neugierig musterte. Seine Arme waren stark, beherrschend und schützend zugleich. Sie gingen über in breite Schultern. Der schlanke Rumpf und die schmalen Hüften verkörperten Idealmaße. Er legte viel Wert auf seinen trainierten Körper, den er mehr liebte als alles andere. Sein dunkles welliges Haar umschmeichelte seine markanten Gesichtszüge. Die schmale Nase, die hübschen Lippen - alles an ihm schien perfekt. Perfekt um eine schöne Maske zu bilden, die geschickt verbarg, was und wer er wirklich war. Er zog die Blicke der Menschen förmlich an, egal ob sie ihn kannten oder nicht. Er verblendete Sie mit seiner Gestalt. Männer und Frauen zugleich fühlten sich von ihm angezogen. Die Aura seiner Macht war verführerisch, auch wenn immer eine gewisse Gefahr von ihm ausstrahlte. Allein seine wachen, dunklen Augen hatten die Gabe ihren Gegenüber regelrecht zu unterwerfen.
Corvin schenkte seiner Angestellten ein süffisantes Lächeln. „Vorerst nicht mein Täubchen, aber vielleicht komme ich später auf das Angebot zurück!“, gab er mit einem mehr als unterschwelligen Ton zurück, worauf hin die junge Frau blitzartig verschwand.
Corvin widmete sich nun der belebten Menge, die er durch die großen, nach außen hin verspiegelten Scheiben beobachten konnte. Je nach belieben, konnte er diese auf Knopfdruck entspiegeln, sodass jeder unten im Saal freien Blick auf den großen Boss hatte.
Er durchstreifte den weitläufigen Raum mit seinen scharfen Augen. Er kannte sein Clientel, es waren selten mehr als ein Dutzend neue Gesichter auszumachen. Er hatte seine treuen Stammgäste, zum Teil kleinere Fische, mit denen er ab und an Geschäfte machte. Überall im Saal tummelten sich seine Mädchen. Willig und äußerst kundenorientiert mischten sie sich wie verlangt unter die hier dominierenden Männer, die genügend Kleingeld dabei hatten, um sich das nötige Vergnügen für den Abend zu erkaufen.
Die vier Theken waren gut umringt und der Alkohol, lockerte nicht nur das Gemüt, sondern auch die Geldbeutel.
Die harten Beats der Musik durchströmten die Körper und brachten sie bis in die letzte Ecke des Clubs zum Tanzen und Vibrieren. Es war ein äußerst guter Abend. Es wurde mehr als nur ausgelassen gefeiert. Es wurde dem neuen Zeitalter gehuldigt, mit all seiner grenzenlosen Freiheit und denen die sie kontrollierten und definierten.
Asher las nun schon zum gefühlten achten Mal den gleichen Absatz. Wenn ihn dieser Roman nicht so gefesselt hätte, hätte er es längst aufgegeben, den Sinn der Worte zu verstehen. Aber es war unmöglich bei dieser Lautstärke etwas aufzunehmen. Ave veranstaltete in seinem Zimmer nebenan das reinste Metal Battle. Die harte Musik dröhnte durch die Wände wie das Geräusch einer Rüttelmaschine.
Die Band hatte seit dem Erscheinen seines Bruders schon zehn Mal gewechselt und gönnte dem Gehör keine Ruhe. Nicht, dass er kein Freund dieses Genres war, aber Ave übertrieb es einfach nur. Und wenn Ave es übertrieb, war eindeutig irgendwas im Argen.
Geschlagen legte er das Buch beiseite und folgte dem Ursprung des Übels.
Vergeblich klopfte er an die Tür seines Bruders bis er nicht mehr auf Antwort warten wollte. Im völlig verrauchten Zimmer fand er einen Alveric wieder, der ausgestreckt auf seinem Bett lag. Er hätte auch tot sein können, wenn nicht irgendwo neben ihm Rauchzeigen aufgestiegen wären. Er hatte das Eintreten seines kleinen Bruders nicht bemerkt, bis dieser sich zum Fenster gekämpft hatte, um es weit zu öffnen. Die frische Luft war eine Wohltat, zumal man hier wirklich zu ersticken drohte. Asher drehte den Lautstärkeregler der mächtigen Anlage runter und sah seinen Bruder herausfordernd an.
Ave zog genüsslich an seiner Zigarette und hob dann den Kopf, um seinen Bruder anzusehen. So verging eine Weile, bevor er sich dazu erbarmte, auf Ashers Blick zu reagieren. „Du glaubst nicht im Ernst, dass ich dir jetzt mein Herz ausschütte, oder?“ brummte er seinen jüngeren Bruder sarkastisch an. Asher seufzte, er hasste es, wenn Ave in diesem Zustand war. Er kannte seinen Bruder zu gut um zu anzunehmen, dass er ihm irgendwas erzählen würde. Nein, wenn er Pech hatte, würde sich Ave wahrscheinlich noch Tage oder länger so einigeln und in irgendwelchen diffusen Gedanken versinken, resistent gegen jegliche Fragerei, äußerst missgelaunt und ungenießbar.
„Scheiße, wenn du nicht klar kommst mit dem was du tust, dann solltest du es lassen, bevor du mir weiterhin mit deinen Launen auf den Geist gehst!“, gab er genauso scharf zurück.
Aves Blick verfinsterte sich schlagartig. „Sagt mir der, der natürlich genau weiß, wie alles vor sich geht! Der, der von dem was ich tue genauso profitiert!“, zischte er feindselig, bevor eine neue Rauchwolke ihn umnebelte. Asher hasste es sich zu streiten mit dem einzigen Verwandten der ihm noch geblieben war. „Lieber wäre mir, von nix profitieren zu können, anstatt dich am Ende auch noch begraben zu müssen! Glaub mir, von Beerdigungen hab ich für den Rest meines Lebens genug. Aber du forderst es ja geradezu heraus!“
Aves grüne Augen funkelten förmlich boshaft durch die dichten Rauchschwaden hindurch. Genau das war es, das Asher regelmäßig Angst machte. Diese undurchschaubare, kalte Seite seines Bruders, die während der letzten Jahre ans Licht getreten war, und sich immer öfter auch ihm, als Bruder gegenüber zeigte.
Asher hielt Aves Blick stand, gab aber dann auf, wie immer. Mittlerweile hatte er sich damit abgefunden, gegen das Chaos seines Bruders nicht anzukommen.
Er ließ die Tür hinter sich zuschlagen, überließ seinen Bruder dem Selbstmitleid oder was auch immer es war. Sollte er sich eben mal wieder austoben oder sich gehen lassen.
Kaum war Asher zurück in seinem Zimmer, schwoll die Lautstärke hinter der Wand wieder an. Also blieb ihm nur eines übrig, die Flucht. Schnell schnappte er sich Jacke und Schlüssel und brach auf, wohin auch immer, Hauptsache dort war es ruhig und weniger launisch.