Es dauerte einige Wochen bis wir das erste Mal darüber sprachen uns tatsächlich zu treffen. Eines abends lag ich frustriert in der Badewanne und trank meinen zweiten Whiskey. Ich hatte zu dieser Zeit Schlafprobleme und war dabei in die Manie abzugleiten. Der Alkohol war sicherlich nicht die beste Idee, aber er half gegen das stechende Gefühl des Verlorenseins, oder dabei sich eine Linderung dieses Gefühls einreden zu können. Ich war gerade dabei ein Gedicht auf dem Smartphone zu schreiben, als ich eine Whatsapp von Viola bekam. Sie hatte mir nur das Foto des Schildes über dem Eingang eines Kaffees geschickt. Ich kannte das "Kafka" noch aus Jugendtagen. Kurz vor der Matura hatte ich dort die meiste Zeit der Schultage verbracht und Espresso getrunken, bis es Zeit wurde Gin zu trinken. Jetzt stand also die Einladung für ein erstes Treffen. Entmutigt legte ich das Handy aus der Gefahrenzone der Badewanne und spritze mir etwas Wasser ins Gesicht. Meiner Meinung nach befand ich mich an einem entscheidenden Wendepunkt, für immer Whiskey in der Badewanne, oder noch ein letzter Versuch es mit dem Leben aufzunehmen. Ich stieg aus der Wanne, strich mit der Handfläche über den beschlagenen Spiegel und zog mein Fazit. Zu viel auf den Rippen, eingerostet, aber immer noch nicht hässlich, ich hatte etwas Trauriges, Verlorenes in meinem unbeholfenen, natürlichen Charme, das mir in solchen Situationen schon öfter aus der Patsche geholfen hatte. Ich trank den Rest auf einen Satz, zog mich an und rief mir ein Taxi. Wenn ich Viola heute noch sehen wollte, musste ich mich beeilen.
Die Taxifahrerin war zu meinem Glück von der motivierten Sorte und so war ich nach zwanzig Minuten fast am Ziel. Ich stieg eine Querstraße früher aus und rauchte mir eine an, 28, abgefuckt, halb verrückt und nichts mehr zu verlieren.
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