Der kleinen Hexe Rache

Text

von  HeBu

Als die kleine Hexe, sie maß 156 Zentimeter, die Bescherung bemerkte, welche sich da an ihrer Haustür befand, wurde sie mehr als ärgerlich. Hexen sind nicht wie behauptet leicht reizbar, diesmal aber war die zauberkundige Frau allerdings sehr erbost. In dieser Stimmung betrat sie ihr Haus, entledigte sich der Einkaufstaschen und des Mantels, um sich dann daran zu machen, den Urin von der Eingangstür zu entfernen. Was ihr mit heißem Wasser und Seife auch hinlänglich gelang. Dieser Akt der Reinigung hatte ihre Wut allerdings in keiner Weise gemäßigt. In dieser Stimmung setzte sie sich mit einer Tasse Tee an ihren Küchentisch, kraulte die Katze und dachte nach.
Der Umgang mit Magie nämlich ist keine einfache Sache. Auch dann nicht, wenn es die meisten glauben. Wie diejenigen, die sich munteren Gemütes Parkplätze und Liebhaber herbei zauberten. Magie bedarf eines sorgfältigen Abwägens. Als die kleine Hexe, die übrigens Amanda hieß, ihren Entschluss gefasst hatte, setzte sie diesen mit der Hilfe des Feuers, einiger Kräuter und wohlüberlegter Worte in die Tat um.

So etwas wie an diesem Tag war Jan noch nie passiert. Er musste und konnte nicht. Minuten lang stand er vor der Toilettenschüssel ohne Erfolg. Jan war 23 und nicht gewohnt, dass sein Körper ihm den Dienst versagte. Entsprechend erschrocken war er. „Was reingeht, kommt auch wieder raus“, dachte er und beeilte sich, um pünktlich an seinem Arbeitsplatz zu erscheinen.
Kaum dort angekommen, eilte Jan zur Herrentoilette und erleichterte sich dort nach einer Weile. Und diese Erleichterung war nicht nur körperlicher Natur.
Bis Mittag trank er mehrere Tassen Kaffee, um wach zu bleiben, denn die letzte Nacht war kurz gewesen, aber umso vergnüglicher. Bei seinem nächsten Toilettengang stand er viele Minuten, der Erfolg ließ auch diesmal lange auf sich warten. Er musste zum Arzt, denn das, was er erlebte, war nicht normal.

Der Mediziner, den Jan aufsuchte, um ihm zögernd sein Problem zu schildern, zog die Augenbrauen hoch und ließ sich zu Jans Verdruss noch einmal die Störung beschreiben, die Jan bei der Miktion hatte.
„Das kann eigentlich nicht sein. So was haben Männer über 50.“
„Kann ja sein, dass es nicht sein kann, aber ich kann nicht pissen, Herr Doktor.“
„Regen Sie sich nicht auf, Herr Schreiber, geben sie uns eine Urinprobe und dann schauen wir mal weiter. Am Empfang gibt man ihnen einen Probenbecher.“
Der Doktor reichte die Hand.
Das Ansinnen der Arzthelferinnen, die erwünschte Probe gleich vor Ort abzuliefern, lehnte Jan entschieden ab.
Wenige Tage später hatten sich Jans Beschwerden dahin gehend gebessert, dass er zwar immer noch lange benötigte, um zu urinieren, aber wenigstens konnte er, wenn seine Blase anzeigte, dass sie gefüllt war. Unterdessen war er dazu über gegangen, sich auch dabei zu setzen. Wenn es dann schon etwas länger dauerte, konnte er auch etwas lesen. Sein Arzt teilte ihm mit, dass kein Infekt vorliege und er eine Untersuchung der Prostata für angezeigt halte. Nachdem Jan „Untersuchung der Prostata“ gegoogelt hatte, warf er die ausgestellte Überweisung zum Urologen in den Papierkorb. Was von alleine kam, das ging auch wieder von alleine. Eine Hoffnung, die er nach einigen Wochen aufgab. Er besorgte sich eine neue Überweisung. Ließ die Untersuchung über sich ergehen. Die Prostata war normal groß, wie man es erwarten konnte.
„Und warum habe ich dann solche Probleme?“, fragte er den, der auch keine Erklärung hatte, ihm aber eine Antwort gab.
„Das ist Stress. Machen Sie Sport zur Stressreduktion, nehmen sie sich Zeit beim Wasserlassen. Und vielleicht hilft es Ihnen auch, wenn Sie unbeobachtet sind. Bei vielen Männern führt die Benutzung der Pissoirs zu Harnverhalt. Allerdings nicht in so massiver Form wie bei Ihnen.“
„Ich habe die Probleme auch zu Hause“, wagte Jan einzuwenden.
„Wie gesagt organisch sind sie gesund. Ihre Beschwerden sind vermutlich psychischer Natur.“
Der Doktor stand auf und reichte ihm zum Abschied die Hand.
Als Jan die Praxis verlassen hatte, schrie er ein lautes „Scheiße.“
Seine Unfähigkeit Wasser zu lassen, wurden zunächst fast unmerklich besser, aber je mehr Zeit verstrich, um so weniger Beschwerden hatte Jan und dann nach einigen Monaten waren sie ganz verschwunden. Nur auf der Straße befiel ihn immer dieses Unvermögen, seine Blase zu entleeren.




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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (21.04.22, 09:33)
"Hexe's"? Ist das dein Ernst?

 HeBu meinte dazu am 21.04.22 um 10:15:
Nein, danke für den Hinweis, korrigiert
Thal (44)
(02.06.22, 17:33)
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