Wenn einem Gutes widerfährt

Text zum Thema Achtung/Missachtung

von  HeBu

„Eh danke, Mann!“, sagte Oskar, als Angelika durch einen heftigen Schmerz an einer adäquaten Antwort gehindert wurde und ihr stattdessen ein „Au Scheiße ...“ entfuhr.
„Wieso Scheiße, Mann, die Teile sind toll!“, stellte Oskar klar, der nichts von den Zahnschmerzen ahnte, welche die Frau plagten.
So wie andere Straßenmaler sind, so ist Oskar Straßenschreiber. Er schreibt seine Texte auf Plakate oder Stücken davon. Das ist das Papier, das er hat, auf der Straße findet. Oskar schreibt gegen seine Entzugsschmerzen an. Oskar schreibt, um zu überleben und wartet, wartet seit achtzehn Monaten auf einen Rehaplatz.
Er verstaute die zwei Hefte und den Kugelschreiber in einer seiner Plastiktüten. „Eh noch mal danke, Mann.“
„Nicht dafür", nuschelte Angelika und hielt sich die schmerzende Wange.
„Eh, was ist los?“ Jetzt merkte auch Oskar, dass mit der Frau was nicht stimmte.
„Zahnschmerzen.“
„Eh Scheiße, Mann“, sagte er mitfühlend, denn mit Zahnproblemen kannte er sich aus. Noch drei nannte er sein eigen. Die anderen hatte das Heroin ihm geraubt.
„Sag ich ja. Ich muss zum Zahnarzt.“
„Eh klar, eh!“, rief er ihr nach.

Und dann saß sie da: Kopf nach unten, Beine in die Höh'. Und der Backenzahn oben links brachte sie noch um. Entspann dich, wies sie sich selbst an - ohne großen Erfolg. Angelika setzte sich, so gut es ging, wieder gerade und harrte der Bohrung, die da kommen würde.
Britta, Zahnarzthelferin im ersten Ausbildungsjahr, klärte sie darüber auf, dass sie, wenn sie etwas anderes als eine Zementfüllung haben wolle, eine Zuzahlung leisten müsse. Und dann sah sie die Patientin abwartend an, für was diese sich entscheiden würde.
Angelika schoss es durch den Kopf, dass diese Art von Ausgaben in ihrem Bedarfssatz nach Sozialgesetzbuch nicht vorgesehen ist. Genauso wenig wie Papier im Bedarfssatz für Obdachlose vorkommt.
„Schon gut, Britta“, enthob die Zahnärztin die Schmerzgeplagte einer Antwort. Kam lächelnd auf diese zu, reichte ihr die Hand und stellte die entscheidende Frage: „Wo tut es weh?“
»Da!«, antwortete Angelika kläglich und tippte mit dem Zeigefinger an die Wange. Nicht dass Frau Doktor Glaser-Rheinrath immer so kurz angebunden war, ein paar Minuten für ein kurzes Gespräch nahm sie sich normalerweise bei jeder Behandlung. Und so wusste sie einiges vom Leben ihrer Patienten, was über ihren Zahnstatus hinaus ging.
„Ist halb so wild, Frau Peters. Tut weher, als es ist.« An Britta gewandt sagte sie: »Wir nehmen Kunststoff.“
Den Kopf etwas mehr zur Ärztin gedreht, den Blick starr ins Licht der Lampen gerichtet und den Mund weit auf ließ Angelika über sich ergehen, was ertragen werden musste.
„So Frau Peters, das sollte genügen.“ Doktor Glaser-Rheinrath streifte sich die Handschuhe ab.
„Danke!“
Und beide Frauen wussten, dass damit nicht nur die schnelle Hilfe gemeint war, sondern auch eine zuzahlungsfreie Kunststofffüllung.
„Wir sehen uns in sechs Monaten.“
„Mit Vergnügen“, antwortete Angelika und ihre Zunge versuchte, den frisch gefüllten Zahn zu finden.


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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (23.04.22, 09:15)
Etwas arg dialoglastig, etwas weniger direkte Rede würde dem Text sehr gut tun.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 27.04.22 um 13:44:
Ja, Dieter, das sehe ich genauso.

 RainerMScholz antwortete darauf am 09.05.22 um 16:18:
Ein selbstreferentieller Dieter! Schnell, Leute, löscht alle eure Texte! Am Ende kritisiert sich der Kritikast(rier)er selbst. Und wir müssen ihn anbeten!

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 11.05.22 um 13:31:
Gern. Was meint Hebu dazu?
Thal (44)
(02.06.22, 18:13)
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