Der Autor und sein Leser

Text

von  HeBu

Der Autor ist eingeladen: Brot, kalter Braten, Käseigel und Bier warten auf ihn. Den Rest der Speisen und Getränke wird er verschmähen.

Das Geburtstagskind herzt er kurz, dann verschwindet es, um allen Gästen gerecht zu werden.

Der Autor geht mit seinem Bier auf die Suche nach einem freien Stuhl. Er findet ihn neben einer Bekannten, er prostet ihr zu, ein paar Begrüßungsworte auf den Lippen.

"Dein neues Buch, ich habe es verschlungen! Du weißt ja, ich lese nicht viel, aber das habe ich in einem Rutsch gelesen."

Bei früheren Gelegenheiten versuchte er solche Momente auf diese Art zu beenden: "Ach, du warst der Käufer", war dann seine ironische Antwort - denn er ist ein wenig gelesener Autor.

Heute sagt er nur noch: "Danke" oder "Schön, dass es dir gefallen hat."

Seine Leserin, die mit ihrem Überschwang andere aufmerksam gemacht hat, erklärt allen, dass der Autor ein tolles Buch geschrieben habe.

Man erkundigt sich, der Autor wiegelt ab. Schnell wendet sich das Gespräch anderen Themen zu. Der Autor geht zum Käseigel.




Anmerkung von HeBu:

Gewidmet D.R., der mich animierte verschiedene Aspekte der Rezipienten-Künstler-Beziehung zu beleuchten.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (02.06.22, 17:21)
Schon lange keine Käseigel mehr gesehen, der ist ja sowas von "out".
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