Es war einmal vor Jahren,
als ich noch Kämpfer war und keine Campers haben wir damals gekannt
Im Schlamm liegt ein Soldat und wacht über eine Ameise, die kreuzt über die rostigen, mit Gras überwucherten Gleisen. Reisen wollte er immer als Junge, jetzt bevorzugte er sein Zimmer, weit von der Scheisse der Gleise. Man hat ihn hierher verfrachtet wie ein Vieh in einem klapprigen Lastwagen. Eine Drohenschar dröhnte über Köpfe der Soldaten, die sich sofort und ohne Befehl auf den Boden geworfen haben. Die Kugel funken wie eine Wunderkerze. Weiter vorne Raketen.
Die Ameise schien es nicht zu stören, zielbewusst bewegte sie sich inzwischen den Gleisen auf dem nicht mehr sichtbaren Makadam. Durch die Okulare der Gasmaske des verschmutzten Soldates erschien die Welt friedlich. Ameise war in Sicherheit.
Die Tür des Bahnhofhäuschen wurde mit lauten Quietschen geöffnet. König Kreon mit roter Mütze des Vertriebsleiters, die er statt einer Krone – wurde von dem Feind erbeutet – betritt das Peron. Majestätisch zieht aus dem Sack seines Gilets eine Sanduhr und nervös schreit er ins Wärterhaus: “Antigona, es ist Zeit!”
Antigona (grosse schöne Molette, Blonde, erscheint im Fenster, wo man einst die Reise Billets verkaufte). Sie schweigt.
Kreon:”Es ist bald halb drei und die Schweine haben den Bastard, der dein Bruder ist, noch nicht gefunden. Geschweige gefressen! Wo bleibt der Bote von den Wächtern? Meinst du, Antigona, soll ich ihn hinrichten lassen, wenn er endlich auftaucht?"
Antigona (kommt auf die Bühne): Schweigt
Kreon:”Wenn jemand das Verräterschwein bestattet, den erschiesse ich persönlich! Was sagst du Antigona dazu?”
Antigona: Schweigt
Kreon:”Das wird nur gerecht. Es ist gerecht. Ich habe immer Recht!” Er dreht sich mit schweren Schritten seiner Stiefel, stampft wütend, zu Antigona. “Vor allem habe ich die Macht!”, brummt er vor sich hin.
Antigona (dreht sich von ihm weh): Schweigt
Kreon:”Antigona! Was ist mit dir?!? Sprich doch! Bedenke, ich bin der König. Meinst du, ich bin ein Kretin, nur weil ich Kreon heisse? ist doch auch in der Sprache schon ein Unterschied. Unterschätze mich nicht! Ich warne dich…”
Antigona (steigt von dem Bahnsteig hinunter und geht ins freie Feld): Schweigt
Knacken im Gehölz.
Kreon:”Hörst du das auch?”
Antigona: Schweigt
Aus dem Wald kriecht ein stattlicher Eber. In der Hand(!) trägt er siegreich einen Kopf und lässt ihn mit dumpfen Krach vor die Füsse der Antigona fallen.
“Da ist er. Isst ihn, den Dummkopf. Machen wir uns aus seinem Kopf einen Kalbskopf, schön mariniert, gefüllt. wie sich das gehört, wie man es sonst mit meinem Kopf während er 'Metzgete' zu machen pflegt. Einmal wird es kein Schwein.
Was meinen Sie, Antigona?”, beendete seine fast atemlose Rede der Eber.
Antigona (verekelt): Schweigt.
“Ich fühle mich wie nach einem Marathonlauf, aber okay, das war damals in Athen, das gehört nicht in diese Geschichte…", sagte der Eber zu dem Schwein Kreon.
Kreon zum Schwein:“Bringt noch etwas Nektar oder wenigstens ein Fass von Bier!”
Kreon (mit lautem Schmatzen wie ein Schwein zu Antigona):”Das wird ein schöner Leichenschmaus, oder?”
Antigona: Schweigt.
Der Erdboden öffnet sich mit wahrem Feuerwerk und der Vorhang fällt unter dem pfeifenden Zischen des gleitenden Flaschenzugs und ohrenbetäubenden Sausen der fallenden Bierflaschen.
