„Du Arme. Du Arme. Du weißt es noch nicht,
dass der Liebste, du wähltest, die Treue dir bricht.
So eile nach Haus und laufe geschwind,
Denn von Liebe geblendet sind deine Augen dir blind.“
Ich hörte. Ich lachte. Es konnte nicht sein.
Denn der Mann, ich erwählte, war die Nacht allein.
Er lebte wie ich, mit Anstand und Schick.
Um das zu erfahren genügte bei Tag nur ein Blick.
„Mein Mädchen. Mein Mädchen. Und wenn es doch stimmt?
Dass der Liebste, verzeih mir, den Ring nachts abnimmt.
Willst Frau du nicht besser schauen Daheim?
Denn von Augen durchleuchtet, wird deine Unruhe klein.“
Ich wankte. Ich schwankte. Was sollte ich tun?
Denn die Lüge, ich hörte, ließ mich nachts nicht ruhn.
„Was wäre wenn“, hab ich fragend gedacht.
Und von Gedanken genötigt mich auf den Weg gemacht.
Ich irrte, verwirrt. Nirgends brannte ein Licht.
Ohne Angst, die mich führte, lief ich sicher nicht.
Angst vor dem Dunklen und Angst vor dem Heut.
„Was wenn mein Gatte sich doch an einer Andern erfreut?“
„Sei ruhig. Sei ruhig. Gleich bist du am Haus.
Dort treibt dir die Wahrheit das Misstrauen aus.
Und voller Zuversicht wird dir gezeigt.
Ob der Eid, er geleistet, reinweiß und unbefleckt bleibt.
Ich suchte verfluchte mein Denken in mir.
War Zweifel zerbissen, wie ein erlegtes Tier.
Noch zwei Häuser weiter. Schon war ich da.
War meinem Liebsten, mit samt erhoffter Wahrheit ganz nah.
Die alte Haustür mir noch hölzern verbarg,
ob der Vermählte im Bett in Gesellschaft lag.
Ich trat in den Flur. Beleuchtung war schlecht.
Befürchtet, geahnte Intuition – du hattest recht.
Sandra Pulsfort
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