KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
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EMOTIONAL CONTRA RATIONAL - RATIONAL CONTRA EMOTIONAL
Bergmann: Das gefällt mir - eine Parodie auf den Spätestromantiker Steinchenwerfer...;-)
BrigitteG: Das freut mich, Uli. Aber sag nix gegen das Originalgedicht: es war monatelang mein absolutes Lieblingsgedicht vom Werfer, und musste dann irgendwann in harte Konkurrenz zu seinem Gedicht mit dem Turm und den Kirschen treten (fängt an mit "So schenke mir die eine Nacht" und ist wahrhaft herzzerreißend). Liebe Grüße, Brigitte.
Bergmann: Liebe Brigitte, aber gerade die Karikierung des Originalgedichts gefällt mir ja, weil ich es viel zu abgestanden finde wie fast alle Steinchen des Werfers. - Ich begreife nicht, dass Leute, die wie du mit beiden Beinen auf der Erde stehen (was ich gut finde!), so einen altmodischen, völlig überlebten Schmus mögen - aber vielleicht eben deswegen, als Ausgleich. - Herzlichst: Uli
BrigitteG: Eine interessante Frage, Uli. Ich denke, dass es eine lyrische Ausdrucksweise gibt, die bei mir nicht im Geringsten über den Kopf geht, sondern direkt ins Gefühl. Das ist das, was ich "herzzerreißend" finde, und oftmals sicher ganz nah an dem, was ich Kitsch nennen würde. Aber eben kein Kitsch für mich - dagegen Gedichte, in denen immer nur Sterne und Blüten und Sehnsucht und ausstreckende Hände und Augen und Dreifachsubstantive vorkommen, Worte, die man von Gedicht zu Gedicht völlig beliebig austauschen kann, die finde ich schrecklich.
An den Gedichten vom Werfer mag ich, dass die Wörter eben nicht austauschbar sind, jedes hat seinen Platz und seine Bedeutung. Er ist handwerklich praktisch immer perfekt, er hat Inhalt in seinen Gedichten, geht in die Tiefe. Die Gedichte, die ich mag bei ihm, haben sicher eine traditionelle Form, das Wort "altmodisch" sehe ich aber nicht als Beleidigung, weil es für mich nicht gleichbedeutend mit "völlig überlebt" ist.
Im Endeffekt kann man aber eigentlich nur die saubere Machart von Gedichten vergleichen, denn die Emotion, mit der man berührt wird oder sich berühren lässt, ist so individuell wie wir Menschen.
Die Kombination von dem Sich-rühren-lassen vom Original und gleichzeitig dem Spaß daran, es zu veralbern, ohne es herabwürdigen zu wollen, entspricht durchaus einigen meiner Charaktereigenschaften *gg*. Liebe Grüße, Brigitte.
Bergmann: Liebe Brigitte! Ich lese ja selber nicht allzu selten ältere Gedichte gern. Es geht mir nicht um die Technik Steinwerfers, dessen Gedichte mich übrigens emotional und intellektuell völlig kalt lassen. Ich will nur einen Gedanken noch äußern: Das (eigene) Gefühl wird von vielen hier gern absolut gesetzt, als wahre Instanz, die nicht täuschen kann. Ich denke aber, dass der Künstler - trotz und wegen der Instrumentalisierung des Irrationalen in ihm selbst - stets seine Gefühle (und Irrationalität) sich bewusst machen muss, dass er sie kritisch reflektiert und zu verstehen sucht. Ergriffen zu sein von einem Gedicht bedeutet noch lange nicht, dass das Gedicht wahr ist oder dass mein Gefühl wahr ist. Ich rede nicht von ZUständen im privaten Leben, da mögen andere Regeln und Konzessionen gelten dürfen und müssen (obwohl auch hier der Verstand stets Begleiter sein sollte). Insofern ist deine Neigung zur Ironisierung der fremden und eigenen Gefühle eine gute Instanz in dir.
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(Wer kann das interpretieren?)
Herzlichst: Uli
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