KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Freitag, 17. August 2012, 00:43
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Psalm der Hyper-Hydra

314. Kolumne

Im Prinzip bin ich der, der euch erfindet.
Unter meinen Erfindungen gefalle ich mir selbst ganz besonders.
Klar, rein subjektiv. Aber wenn ich das einzige Subjekt bin, ist dann letztlich alles rein objektiv. Was mir aber andererseits völlig egal ist.
Ich ruhe mich im schwülen Sommer der Südheide aus. In der Nacht hetze ich eine Kaltfront gegen die Warmfront, schicke ich Blitze übers Land und schütte das Wasser, das ich im Atlantik schöpfe, aus den Wolken. Dann schlafe ich. So nennen die Menschen ihre Reisen ins Unbewusste. Ich erhole mich vom gestrigen Schöpfungstag. In der Bibel steht nur eine bildhafte Andeutung meines permanenten Schöpfungsprozesses. Im Schlaf ordne ich die Große Menge Zufall. Wenn ich wach bin, greife ich mit beiden Händen in die Große Menge und lasse die Zufälle wie Ideensand zwischen meinen Fingern auf die Erde rieseln, wo sie Wurzeln schlagen, wachsen und blühen. Das gefällt mir. Manchmal nur muss ich schnell zur Seite springen, wenn so eine Idee zu schnell wächst oder zu heftig oder zu laut. Aber selten wehre ich mich mit einer Machete gegen wild wachsende Ungeheuerlichkeiten. Dann erschrecke ich mich gleichsam vor mir selber. Besonders in diesen Momenten bekomme ich, Unum Sanctum Universum, ein erhöhtes Selbstbewusstsein - eine höhere Schöpfungsebene erzeugend spiegele ich mich und staune im Angesichts meines Paralleluniversums über das Möbiusband, das ich soeben zerschnitt, mich selbst.
So viel aus meinem Schöpfungsalltag. Heute Abend feiere ich mit einigen meiner Geschöpfe und trinke Bier. Ich besaufe mich und tauche ab in die Große Menge. Dann wieder aufwachen, weitergehen, weiterfahren durch Raum und Zeit, die sich mit jedem Schritt vor mir bilden, so dass meine Wege unendlich sind.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 loslosch (17.08.12)
unendliche wege ... wenns wahr wäre, wärs auch nicht recht.

ganz oben würde ich den tempuswechsel vermeiden. manch einer kann sich wiedererkennen. wäre keine schande.

 Bergmann (17.08.12)
Hast Recht, lieber Lo. Schon korrigiert. Danke! ttU

 Dieter_Rotmund (18.08.12)
Monolog eines Demiurgen.

Wieso das großgeschriebene Adjektiv in "die Große Menge"? Hat das irgendeine (mit) verborgene Bedeutung.
In Gedanken fortgesetzt: Katerstimmung, in der der Weltenschöpfer erkennen muss, dass er nur unvollkommnes Geschaffen hat, durchdrungen vom (schopenhauerischen) Willen...
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