KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Freitag, 09. Mai 2014, 01:52
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Kunstbeliebigkeit

404. Kolumne

Liebe A.,
ich hätte, deinen Einwand aufgreifend, vielleicht noch ein wenig polemisch darlegen sollen, wie nah sich erweiterter Kunstbegriff, spielerische Offenheit und Beliebigkeit, zusammenbrechende Weltbilder und bewusste Konzeptlosigkeit sein können in den Kunstszenen unserer Zeit, so etwa auch in Venedig, wo ich im letzten Juni die Biennale sah. Wie dem auch sei, mein Kopf ist geöffnet für alle Spielarten und Kunstauffassungen, und so hatte ich Freude in den sonnigen Giardini wie in der mir so lieb gewordenen Stadt Kassel. Dort ließe sich bei der nächsten documenta übrigens auch einmal der Vergleich mit der alten Kunst, wie ihn Venedig mit Tintoretto veranstaltete, wiederholen – mit drei oder vier schönen Bildern von Rubens.
U.


Lieber U.,
meiner Meinung nach ist es jedoch nicht eine der Hauptintentionen der Dokumenten gewesen, einen Diskurs über den Kunstbegriff zu führen. Dieser Diskurs entstand und entsteht ausgelöst durch die Darstellung/Präsentation neuer zeitgenössischer Kunst- und Ausdrucksformen (im dargestellten Beispiel durch die Arbeit von Ryan Gander „The Invisible Pull“). Somit scheint mir auch die Behauptung „CCB will zeigen, wie weit, wie offen ihr Kunstbegriff ist“ als etwas überkonstruiert. Aber egal, du nimmst dies als Ausgangspunkt noch einmal intensiv über den Kunstbegriff zu reflektieren um davon ausgehend zu existenziellen Aussagen über unsere Endlichkeit zu kommen, die ich jedoch nicht unmittelbar aus den Inhaltsbereichen der d13 ableiten kann. Die Weiterentwicklung neuer Kunstformen und die damit verbundene Veränderung des jeweiligen Kunstbegriffes beschreibst du gut mit dem Begriff „unüberdehnbar“. Die Festlegung, dass dieser Begriff selbst zur Kunst wird und die Begründung in dem Verlust des „Begrifflichen und Begreifbaren“ zu sehen, hätte für mich so die Negation der Kunst zur Folge und deiner Argumentation folgend wäre dies dann die Intention von CCB und dem Prinzip Documenta.Das Spielerische und die vielen politischen Bezüge auf dieser Documenta habe ich ebenso wahrgenommen und dies wird auch in den genannten Positionen Belagerungszustand/Krieg, Hoffnung, Rückzug und Bühne sichtbar. Die Vernetzung und Differenzierung dieser thematischen Stränge ist spürbar und somit erscheint mir aus der postulierten Konzeptlosigkeit CCBs ein stimmiges Ganzes entstanden zu sein.
A.

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