KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Freitag, 12. Februar 2016, 15:46
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Wo die Ballade anfängt und aufhört, ...

497. Kolumne

Wo die Ballade anfängt und aufhört, ...

ist schwer zu sagen. Heutzutage bestimmt oft nur ein einziger, oft gar nicht primärer Aspekt eines Manuskripts die Zugehörigkeit zu Gattung und Textart, auch verlegerische Intentionen spielen da mit.
Ein Rekord ist Till Raethers ‚Roman’ DAS LEBEN IST NUR EINE PHASE, zum größten Teil eine Sammlung seiner Kolumnen, die er in der BRIGITTE veröffentlicht hatte und nun mit überleitenden Worten verbindet. „Balladen“ wäre da sogar noch eine genauere Bezeichnung gewesen, oder „Balladen in Prosa“, „Prosaische Balladen“ ...
Eine moderne Ballade darf - gerade auch angesichts heutiger eklektizistischer Tendenzen hinsichtlich Themen, Genre, Textart - von der konventionellen Definition abweichen. Mir persönlich wäre lieb, wenn auch die moderne Ballade noch ein wenig von dem hätte, was man das Numinose nennt, das Rätselhafte, Zauberische, Unfassliche, wie z. B. im ERLKÖNIG oder bei DIE FÜSSE IM FEUER; oder (eine) ungeheuere Begebenheit(en) ..., wenigstens ungeheure Gedanken und Ideen, eine Spur von Handlung oder Lebenslauf; sprachlich: die moderne Ballade muss nicht gereimt sein, aber sie kann, sie sollte sogar (mit unechten, schrägen, gewagten, neuen Reimen), jedenfalls sollte es noch gebundene Sprache sein (eine gewisse Verslänge, metrische Gestaltung, Strophencharakter).
In Ordnung, dass Wulf Segebrecht Lieder von Udo Lindenberg, Reinhard Mey etc. als Balladen aufnimmt. Lindenbergs „Klavierlehrerin“ z. B. ist ein grandioses Kunststück, sowohl textlich als auch die musikalisch - die instrumentale Begleitung steigert Ironie und Humor kongenial.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 EkkehartMittelberg (19.02.16)
Ich teile deine Vorliebe für tradtionelle Balladen, zumal die Nachrichtenflut unserer von Medien dominierten Zeit immer wieder Stoffe für magisch-mystische Geschehnisse bereitstellt.
Gleichwohl stimme ich deiner Offenheit für die Lockerung der Grenzen der klassischen Balladenform zu, gestehe aber, dass ich dabei manchmal ratlos bin. Neulich las ich ein Sonett in Daktylen. Das war sehr interessant, aber ich habe mich gefragt, ob der Autor innovativ schreiben wollte oder ob er einfach die traditionellen Regeln eines Sonetts nicht kannte.
Bei meinem Kommentar habe ich mich an den alten Spruch gehalten: In dubio pro reo.

 Bergmann (19.02.16)
Lieber Ekki,
ich arbeite gerade an zwei Projekten: Ich lektoriere die Biographie meines Onkels, der Nazi war. Und ich verschriftliche meinen Vortrag über chinesische Lyrik aus der Zeit der Tang-Dynastie (mit Vergleichen zur 'deutschen' Lyrik in vergleichbarer Zeit).
Denkbar, dass ich meine Kolumnen ab Nr. 501 nicht mehr wöchentlich bringe. - kv ist mir immer noch lieb, aber nicht mehr so teuer wie vor 10 Jahren, als ich begann.
2005 stritt ich mich mit versierten kv-Autoren, das brachte Freude. Ich verhalf kv-Autoren zu Veröffentlichungen.
Diese Autoren und viele andere zogen es letztlich vor, auf der kv-Bühne aufzutreten.
Ich aber bin nach wie vor der Meinung, dass jeder kv-Autor bestrebt sein muss, kv so bald wie möglich zu verlassen bzw. hintanzusetzen - so handhabe ich's.
LG, Uli

 W-M (19.02.16)
ein guter ansporn, lieber Uli, danke

 loslosch (19.02.16)
mein patenonkel war nazi. mir, dem 12-jährigen, gegenüber schwärmte er vom krieg. er sei der fahrer vom general gewesen. (der mann, der chauffeur, hat keine brauchbaren gedanken hinterlassen.)
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