Fritz, Helmut:
Denk mir die Nachtspur
Gedichte
Eine Rezension von Bergmann
Zu einem guten Teil erfüllt Helmut Fritz die Forderungen, die er an Gedichte stellt. Tatsächlich gelingen ihm neue Bilder, sprachlich ungewohnte Wendungen, überzeugende Verdichtungen und Öffnungen von Horizonten und Bedeutungen. Es ist eine stille und einfache Lyrik, sie gestalten musikalisch die Zeit der Verse, und das ist das Beste, was man zu Gedichten sagen kann. Sie erinnern mich in dieser Beziehung an Karl Seemann, der im August 2001 starb. Helmut Fritz ist ein Lyriker der klassischen Moderne und wert gedruckt zu werden, damit er mehr gelesen wird. Mit Recht schreibt Ralf Preusker, Helmut Fritz stehe in einer Reihe mit Eich, und ich nenne noch Hilde Domin und Sarah Kirsch, um zu sagen, wie gut er dichtet. Er greift manchmal sanft variierend auf, was andere dichteten, etwa Bert Brechts „Die Liebenden“ in dem Gedicht „Die Kraniche“ (S. 32). Trotz aller Einfachheit gibt es in Helmut Fritz’ Gedichten auch entrückte Worte oder Ideen, neben fassbarer Sinnlichkeit schwebende Bedeutungsnebel, kleine Ungenauigkeiten, die ich kritisch sehe („Wenn wir“, S. 59). Schneeklang hätte dieser Band auch heißen können - so oft kommen die Bilder des Winters, des Schnees, vielleicht zu oft.
Die Gedichte sind stille, melancholische Gesänge, immer noch für, noch nicht gegen das Leben. Wirklich große Gedichte, die ganz stark in die Seele oder ins Gedächtnis des Lesers schneiden, sind nicht in diesem Band. Der Autor, der über eine enorme stilistische Sicherheit verfügt, ist ein offenkundig auch sehr gebildeter und lebenserfahrener Mann.
Zur literaturhistorischen Einordnung: Helmut Fritz bereichert mit seiner Sprache die vergangene Formenwelt (der klassischen Moderne), in der er selber geistig lebt. Er strebt, was die metaphorische Textur und die Strukturmerkmale seiner lyrischen Texte zeigt, nicht nach einer Auseinandersetzung mit lyrischen Sprechweisen und Wirklichkeitsbezügen jüngerer Autoren. So gesehen sind die Gedichte von Helmut Fritz verhältnismäßig leicht lesbar, allerdings auf dem hohen Niveau einer literarischen Kultur.
Die grafische Gestaltung ist nicht nur sehr sorgfältig, sondern auch künstlerisch gediegen: Die Radierungen und Zeichnungen von Eberhard Stein passen grundsätzlich gut zur Lyrik, weil sie sie nicht illustrieren (es sei denn, der Leser will Bezüge herstellen) und selber lyrischen Charakter haben, und so erschlagen die Bilder weder die Texte noch die Buchstaben, die ja auch Bilder sind oder ergeben. Die Satz- und Layout-Gestaltung von Texten und Bildern ist vorbildlich gelungen, die Balance von Systematik und Einzelfall wird bemerkenswert gehalten.
Sehr sorgfältig, liebevoll und verantwortungsvoll ist die editorische Arbeit: Titelseite, Impressum, Inhaltsverzeichnis und (mit dem Autor abgesprochene) Gliederung, Nachwort von Ralf Preusker, Angaben des Herausgebers Peter Valentin zu Helmut Fritz (einschließlich der Selbstaussagen des Dichters) und Eberhard Stein, Abbildungsverzeichnis. Klappentext: Der Autor wirkt auf dem Foto zu finster. Da er von unten nach oben aufgenommen wurde, sieht er auf den Leser herab, statt ihm direkt in die Augen zu sehen. Der Autor und sein begleitender Bildkünstler sind in diesem Band, der sehr fein gemacht ist, bestens aufgehoben.
Ulrich Bergmann
Die Gedichte sind stille, melancholische Gesänge, immer noch für, noch nicht gegen das Leben. Wirklich große Gedichte, die ganz stark in die Seele oder ins Gedächtnis des Lesers schneiden, sind nicht in diesem Band. Der Autor, der über eine enorme stilistische Sicherheit verfügt, ist ein offenkundig auch sehr gebildeter und lebenserfahrener Mann.
Zur literaturhistorischen Einordnung: Helmut Fritz bereichert mit seiner Sprache die vergangene Formenwelt (der klassischen Moderne), in der er selber geistig lebt. Er strebt, was die metaphorische Textur und die Strukturmerkmale seiner lyrischen Texte zeigt, nicht nach einer Auseinandersetzung mit lyrischen Sprechweisen und Wirklichkeitsbezügen jüngerer Autoren. So gesehen sind die Gedichte von Helmut Fritz verhältnismäßig leicht lesbar, allerdings auf dem hohen Niveau einer literarischen Kultur.
Die grafische Gestaltung ist nicht nur sehr sorgfältig, sondern auch künstlerisch gediegen: Die Radierungen und Zeichnungen von Eberhard Stein passen grundsätzlich gut zur Lyrik, weil sie sie nicht illustrieren (es sei denn, der Leser will Bezüge herstellen) und selber lyrischen Charakter haben, und so erschlagen die Bilder weder die Texte noch die Buchstaben, die ja auch Bilder sind oder ergeben. Die Satz- und Layout-Gestaltung von Texten und Bildern ist vorbildlich gelungen, die Balance von Systematik und Einzelfall wird bemerkenswert gehalten.
Sehr sorgfältig, liebevoll und verantwortungsvoll ist die editorische Arbeit: Titelseite, Impressum, Inhaltsverzeichnis und (mit dem Autor abgesprochene) Gliederung, Nachwort von Ralf Preusker, Angaben des Herausgebers Peter Valentin zu Helmut Fritz (einschließlich der Selbstaussagen des Dichters) und Eberhard Stein, Abbildungsverzeichnis. Klappentext: Der Autor wirkt auf dem Foto zu finster. Da er von unten nach oben aufgenommen wurde, sieht er auf den Leser herab, statt ihm direkt in die Augen zu sehen. Der Autor und sein begleitender Bildkünstler sind in diesem Band, der sehr fein gemacht ist, bestens aufgehoben.
Ulrich Bergmann
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