Wiefelhaus, Thomas:
Betheljugend
Mehrbett- oder Einzelzimmer
Eine Rezension von Jedermann
Das Buch beschreibt den Aufenthalt des Protagonisten Tomas in der Männerpsychiatrie der Anstalt Bethel im Jahr 1971. Im Klappentext heißt es: „Es gibt noch große Schlafsäle. Ein Arzt ist für ca.120 Patienten zuständig; ohne die Hilfe von Psychologen oder Sozialarbeitern. An einem Tag, der zunächst noch scheinbar wie jeder andere ist, wird der vierzehnjährige Schüler Tomas Graben eingeliefert. Er ist der jüngste Patient im Haus.“
Im Prolog erzählt der erwachsene Tomas, wie er auf Aufforderung einer christlichen Jugendgruppe am Reformationstag seine These fest auf die aufgestellte Bretterwand nagelte: „Kinder sollen nicht zum Glauben gezwungen werden.“ Eine Lebenseinsicht, die sich wohl aus der in der Handlung anklingenden starken Religiosität des jungen Tomas entwickelt hat.
Der erwachsene Tomas erhält Akteneinsicht. Er möchte herausfinden, wie es dazu kam! Warum wurde er mit 14 Jahren in die psychiatrische Klinik eingewiesen?
Im Buch werden zwei Zeitebenen genutzt, um sich dieser Frage zu nähern. Zum einen sind es die kurzen Gespräche des Erwachsenen mit der Akteneinsicht gebenden Person. Zum anderen die Schilderungen der Begebenheiten durch den jugendlichen Tomas. Zwei Orte sind hierbei von herausragender Wichtigkeit an denen Entscheidendes, in das Leben des jungen Helden Eingreifendes passiert. Das sind die Schule und die psychiatrische Klinik. Da gibt es den neuen Lehrer, der ihn vor der Klasse ins Lächerliche zieht. Die Mutter hat keine Zeit für ihn, seine Probleme scheinen sie nicht zu interessieren. Die Einweisung, besser Verschleppung, in die Klinik passiert für den Jungen vollkommen unerwartet. Das Pflegepersonal geht gleichgültig und herzlos mit dem jungen Neuzugang um. Die Ärzte stellen den Cocktail an Neuroleptika zusammen und, wenn zu starke Nebenwirkungen auftreten wird ein wenig nachgebessert. Das schon fast sadistische Vorgehen des Pflegepersonals wird trocken in kleinen Episoden beschrieben. Sei es die „Hilfestellung“ beim Aufstehen durch das Ankanten des Bettes oder die „Unterstützung“ bei der Medikamentengabe, alle Begebenheiten werden ohne Zorn aus Sicht des vierzehnjährigen erzählt. Dabei besteht die Stärke solcher Schilderungen darin, wie das Zugestoßene vom Jungen in vollkommener Naivität und Unverständnis wahrgenommen wird.
Darstellungen von Patienten der Klinik, eingeflochten in die Handlung, sind von prägnanter nahezu überwältigender Präzision und zeigen die große Kompetenz des Autors auf diesem Gebiet. Sei es der Tischumrunder, der mit seinem asymmetrischen Gesicht dem Jungen Angst einflößt, jedoch wie Tomas bald feststellt manisch Stunden, Tage vielleicht auch Jahre den Tisch umrundet und eine Spur in das Linoleum zeichnet, oder die Spaziergänger im Garten, die Anschluss suchen, hier hat der Autor lebendige Bilder geschaffen.
Das Buch gibt keinen Aufschluss darüber, ob der junge Patient nun krank war oder nicht. Das Lesenswerte besteht als naive Beschreibung des Widerfahrenen.
Der Text weist autobiografische Züge auf, die durch die Lebensdaten des Autors gestützt werden.
Im Prolog erzählt der erwachsene Tomas, wie er auf Aufforderung einer christlichen Jugendgruppe am Reformationstag seine These fest auf die aufgestellte Bretterwand nagelte: „Kinder sollen nicht zum Glauben gezwungen werden.“ Eine Lebenseinsicht, die sich wohl aus der in der Handlung anklingenden starken Religiosität des jungen Tomas entwickelt hat.
Der erwachsene Tomas erhält Akteneinsicht. Er möchte herausfinden, wie es dazu kam! Warum wurde er mit 14 Jahren in die psychiatrische Klinik eingewiesen?
Im Buch werden zwei Zeitebenen genutzt, um sich dieser Frage zu nähern. Zum einen sind es die kurzen Gespräche des Erwachsenen mit der Akteneinsicht gebenden Person. Zum anderen die Schilderungen der Begebenheiten durch den jugendlichen Tomas. Zwei Orte sind hierbei von herausragender Wichtigkeit an denen Entscheidendes, in das Leben des jungen Helden Eingreifendes passiert. Das sind die Schule und die psychiatrische Klinik. Da gibt es den neuen Lehrer, der ihn vor der Klasse ins Lächerliche zieht. Die Mutter hat keine Zeit für ihn, seine Probleme scheinen sie nicht zu interessieren. Die Einweisung, besser Verschleppung, in die Klinik passiert für den Jungen vollkommen unerwartet. Das Pflegepersonal geht gleichgültig und herzlos mit dem jungen Neuzugang um. Die Ärzte stellen den Cocktail an Neuroleptika zusammen und, wenn zu starke Nebenwirkungen auftreten wird ein wenig nachgebessert. Das schon fast sadistische Vorgehen des Pflegepersonals wird trocken in kleinen Episoden beschrieben. Sei es die „Hilfestellung“ beim Aufstehen durch das Ankanten des Bettes oder die „Unterstützung“ bei der Medikamentengabe, alle Begebenheiten werden ohne Zorn aus Sicht des vierzehnjährigen erzählt. Dabei besteht die Stärke solcher Schilderungen darin, wie das Zugestoßene vom Jungen in vollkommener Naivität und Unverständnis wahrgenommen wird.
Darstellungen von Patienten der Klinik, eingeflochten in die Handlung, sind von prägnanter nahezu überwältigender Präzision und zeigen die große Kompetenz des Autors auf diesem Gebiet. Sei es der Tischumrunder, der mit seinem asymmetrischen Gesicht dem Jungen Angst einflößt, jedoch wie Tomas bald feststellt manisch Stunden, Tage vielleicht auch Jahre den Tisch umrundet und eine Spur in das Linoleum zeichnet, oder die Spaziergänger im Garten, die Anschluss suchen, hier hat der Autor lebendige Bilder geschaffen.
Das Buch gibt keinen Aufschluss darüber, ob der junge Patient nun krank war oder nicht. Das Lesenswerte besteht als naive Beschreibung des Widerfahrenen.
Der Text weist autobiografische Züge auf, die durch die Lebensdaten des Autors gestützt werden.
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