Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 25. März 2013, 14:27
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Erster Teil der zweiten Gastkolumne.....

von  Matthias_B


...von Dieter_Rotmund (http://www.keinverlag.de/autoren.php?autor=9073)

Februar war Freibadzeit (I)

Das Schwimmbad – Symbol des semisportlichen Freizeitvergnügens, Heimat des infantilen Planschens und oftmals Ort des ersten pubertären Bewusstwerdens und Annäherns an das andere, zuweilen an das gleiche, bisweilen auch eigene Geschlecht. „Geschlecht“ ist hier bitte doppeldeutig zu verstehen. Das Schwimmbad, auch Versammlungsort derjenigen, die sich dem Ende ihres Lebens nähern. Es ist Ziel und Lieblingsort vieler Rentner. Im Wasser fühlen sie sich leichter und gut aufgehoben, viele der sogenannten Zipperlein verschwinden in der nassen Schwerelosigkeit. Seniorentarif und zeitliche Flexibilität machen das Schwimmbad für Menschen über 65 attraktiv. Vielerorts ist das Schwimmbad generationsübergreifend auch regelmäßiger sozialer Treffpunkt, an dem ausdauernd kommuniziert, um nicht zu sagen: getratscht wird.
Mit „Schwimmbad“ ist hier natürlich das öffentliche Schwimmbad gemeint, die private Wasserbeckenanlage in Garten oder Keller wird gemeinhin „Swimming-Pool“ genannt und dieser Begriff assoziiert ganz andere Bilder als der des öffentlichen Schwimmbads. Fast eine Steigerung zu „Schwimmbad“ ist das „Freibad“, schon allein die Unterscheidung im Präfix erzeugt eine positivere Grundstimmung.
Im Freibad ist der Besucher nicht nur im wörtlichem, sondern auch im tatsächlichen Sinn freier: Über ihm der Himmel, unter ihm der Schwimmbeckenboden.
Das Schwimmbad, sei es nun frei oder geschlossen, ist auch ein sozialer Gleichmacher. Die Möglichkeiten, sich abzu- und herauszuheben, sind beschränkt: Man kann nicht unbegrenzt viel Geld ausgeben für das Wenige, was man am Leib trägt. Und eben weil nur wenig Kleidung getragen werden kann, ist das Schwimmbad auch immer ein kleiner Offenbarungseid: Ob athletisch-muskulöser geformter Körper oder hängendes Gammelfleisch, verbergen lässt es sich nicht. Die Frage ist nur, ob der Schwimmbad-Besucher es zur Schau stellen will; in Kombination mit dem Grad der Fähigkeit, schwimmen zu können. Es ist heutzutage nicht selbstverständlich, es überhaupt zu können. Eltern schieben hierbei die Verantwortung für ihre (meist auch noch übergewichtigen) Kinder oft an die Schulen. Das ist naiv, ist die Schule schon lange nicht mehr ein Ort für Schwimmanfänger. Kein Platz um zu lernen, nicht unterzugehen. Sie ist es – wenn wir ehrlich sind - niemals gewesen.
Mit sechs Jahren machte ich einen Anfängerkurs in einem etwa fünf Kilometer entfernten Hallenbad mit 25 Meter langem Schimmbecken. Meine Mutter brachte mich in ihrem texasgelben, so stand es auf einem innen angebrachten Aufkleber, VW Käfer zum Schwimmbad und setze sich dann in die Cafeteria. Ich erinnere mich an klobige Umkleidekabinen-Schrankschlüssel, die man sich mittels einer Klammer recht zuverlässig an die Hose heften konnte. Ich war ein schlechter Schüler, ich wurde einmal sogar zurückgestuft, in die Gruppe, die noch im Planschbecken übte. Das sollte mir eigentlich peinlich gewesen sein, doch: Gestört hat mich es nicht. Ich ging gerne in den Schwimmkurs und irgendwann schaffte ich auch die vollen 25 Meter durchzuschwimmen, das war so eine Art krönender Abschlusstest. Ich fuhr später oft mit meiner Schwester auf dem Fahrrad zu diesem Schwimmbad. 4 der 5 Kilometer verliefen auf einem Radweg neben einer schnurgeraden Bundesstraße. Meiner Erinnerung nach hatte wir immer Gegenwind. Windschattenfahren hat mir meine ältere und dadurch auch größere Schwester nie beigebracht, sie ließ mich lieber leiden. Dadurch war bereits die Ankunft am Schwimmbad ein kleiner sportlicher Erfolg, schwimmen war dann noch Zusatzglück. Ab meinem 12. Lebensjahr zog ich dann mehr und mehr eine andere Sportart vor und betrieb sie „leistungssportmäßig“, wie man so sagt. Das ist eine andere Geschichte, die zwar auch mit Wasser zu tun hat, aber nicht mit Schwimmen. Ins Schwimmbad ging ich weiterhin, vor allem im Winter. Der adoleszente Freibadbesuch im Sommer, der überwiegend pubertär motiviert war, hatte in meinem Freundes- und Bekanntenkreis kaum Anhänger, deswegen praktizierte auch ich ihn nur selten.
Volljährig geworden beschloss ich einen Sportartwechsel. Da ich im „Zeit-Magazin“ einen langen Artikel über Dirk Aschmoneit (neben Hannes Blaschke einer der ersten deutschen Hawaii-Finisher) gelesen hatte, sollte der Ausdauerdreikampf nun in meinem sportlichen Mittelpunkt stehen.
Um zu ersten Generation der deutschen Triathleten zu gehören, dafür war ich deutlich zu jung. Aber ich gehörte, könnte man sagen, zur zweiten Generation. Zu der Generation der Triathleten, die diesen Sport in den Vereinen etablierte. Die Vereine, die die Zeichen der Zeit erkannt hatten und ein entsprechendes Angebot an Training und gemeinsamen Fahrten zu Wettkämpfen machten. Wer Preis und Leistung, also Mitgliedsbeitrag und Angebot, eines durchschnittlichen deutschen Sportvereins miteinander vergleicht, wird schnell erkennen, wie attraktiv es ist. Das in diesem unseren Land zu haben ist sehr erfreulich und international nicht selbstverständlich.
Der Verein meiner Wahl bot an, zwei- bis dreimal in der Woche in einem Hallenbad auf einer 50 Meter-Bahn schwimmen zu können. 50 Meter Beckenlänge ist das Maß der Dinge, um vernünftig zu trainieren. Das Angebot ist auch nach heutigen Maßstäben fast luxuriös zu nennen, Deutschland ist weder damals noch heute eine wirkliche Schwimmernation gewesen, trotz Michael Gross und Britta Steffen.
Dieses Hallenbad mit der 50 Meter-Bahn war dann also für ein paar Jahre meine HahzweiOh-Heimat. Ein guter Schwimmer bin ich auch dort nie geworden, aber immerhin meine anfangs katastrophal schlechte Kraultechnik konnte ich soweit verbessern, das ich bei den Wettkämpfen noch im Mittelfeld aus dem Wasser kam. Triathlon-Wettkämpfe, die übrigens nur selten im Schwimmbad stattfanden, weil es nicht der triathletischen Tradition entspricht. Triathlon heißt Freiwasser-Schwimmen, das ist erheblich spannender als Kachelzählen, so geeignet das Schwimmbad auch fürs Training sein mag. Ich erinnere mich an einem Triathlon am Bodensee mit Schwimmen im demselben, bei dem die Wellen so hoch waren, dass man sich nur orientieren konnte, wenn man gerade oben auf dem Wellenkamm schwamm. Ich wundere mich heute noch, das ich nicht nur die Wendeboje, sondern auch zurück fand. Gerne erinnere ich mich an einem kleinen See östlich von Stuttgart mit 16 Grad Wassertemperatur und an den „Heidelberg man“ mit flussabwärts Schwimmen im Neckar. Die schönsten Erinnerungen sind jedoch diese: an das Schwimmen im Freibad im Februar, wenn Schnee um das Becken lag und das ganze Becken so dampfte, dass man oberhalb der Wasserlinie kaum drei Meter weit sehen konnte.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 AlmaMarieSchneider (07.06.13)
Ich war und bin leider kein großer Fan für Hallen- und Freibäder. Mich störte der Chlorgeruch. Heute wird etwas besser dosiert, dennoch die Erinnerung läßt ihn mir immer unangenehm stark erscheinen.
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