Aufgespießt

Ein Leben ohne Vorurteile ist unmöglich

von  SchorschD

Ohne Vorurteile zu leben ist vielleicht für eine Nonne/einen Mönch möglich. Die haben vielleicht die Zeit dazu. Die Betonung liegt auf vielleicht. Sofort werden nun intelligente, gebildete, mit breitem Allgemeinwissen gesegnete Menschen entrüstet ihr Haupt schütteln. Hörte dieser SchorschD noch nichts vom Antisemitismus? Asylanten sind eine Gefahr für das christliche Abendland! Hartz-IV-Empfänger sind faul! Auf der Straße lebende Penner sind selbst daran schuld. Frauen fehlt es unter ihren langen Haaren leider am Verstand und Männer sind brutal, grausam, Vergewaltiger, während die Katholiken, aber insbesondere Muslime frauenfeindlich sind. Die Liste könnte man endlos verlängern, aber ich behaupte, ohne Vorurteile zu leben ist unmöglich. Tagtäglich käme es zu ärgerlichen bis lebensgefährlichen Situationen, wenn von uns Entscheidungen getroffen werden müssen, die keinen Aufschub dulden, obwohl uns das genaue fundierte Wissen fehlt. Ein Notarzt kann sich nicht in einem schlauen Buch kundig machen oder mit seinen Rettungssanis beraten. Also entscheidet er nach einem Vorurteil und sobald die Zeit dafür da ist und die Wichtigkeit des Problems es erfordert, bemüht er sich um ein Urteil. Und zum Urteil gehören drei Schritte. Was ist passiert? Warum ist es geschehen? Und was ist als Konsequenz zu tun? Schritt eins und drei werden meistens vollzogen, Schritt zwei wird meistens weggelassen, denn gerade er fordert Zeit und Denkarbeit. Und somit bleiben die meisten beim Vorurteil und bilden sich ein, sie wären zu einem Urteil gekommen. Nein, sie bleiben beim Vorurteil stehen. Was ich oben aufzählte, sind keine Vorurteile, sondern mehr oder weniger bösartige Dummheiten.